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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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doch sie blieben ohne sichtbare Auswirkung auf ihn. Er saß regungslos auf seinem Stuhl und glotzte den Bankdirektor starr an. Offenbar war der von Skullions unerwarteter Aufwertung am meisten beeindruckt. Sein Lachen klang fahrig und leicht hysterisch. »Jetzt steht wohl außer Frage, daß Sie ein Gebot für die Rhyder Street machen können«, sagte er endlich, doch Skullion hörte gar nicht hin. Er war ein reicher Mann. Das hätte er sich nie träumen lassen.
    »Es sind bestimmt Dividenden ausgeschüttet worden«, sagte der Direktor.
    Skullion nickte. »An die Bausparkasse.« Er stand auf, schob den Stuhl zurück und sah die Aktien an, die sein Vermögen ausmachten. »Die legen Sie am besten wieder in den Safe«,
    sagte er.
    »Aber ...«, setzte der Direktor an. »Mr. Skullion, nehmen Sie doch wieder Platz und lassen Sie uns die Sache besprechen. Rhyder Street? Rhyder Street können wir jetzt vergessen. Wir können diese Aktien verkaufen und ... oder wenigstens zum Teil, und dann kaufen Sie sich ein ordentliches Anwesen und fangen ein ganz neues Lebens an.«
    Skullion dachte über den Vorschlag nach. »Ich will kein neues Leben«, sagte er grimmig. »Ich will mein altes wiederhaben.«
    Er verließ den hinter seinem Schreibtisch stehenden Bankdirektor und trat auf die Sydney Street hinaus. Der Direktor setzte sich, in seinem Kopf lösten klischeehafte Bilder von Reichtum einander ab: Kreuzfahrten, Autos und herrliche Vorortbungalows, Gedanken, die er früher als anrüchig verworfen hatte. Skullion, der draußen auf dem Bürgersteig stand, bedeuteten solche Dinge überhaupt nichts. Er war reich, doch das änderte nichts an seinem Groll, sondern intensivierte ihn nur. Irgendwie war er betrogen worden. Betrogen von seiner eigenen Unwissenheit und seiner Loyalität gegenüber Porterhouse. Dem Rektor, dem Dekan, sogar General Sir Cathcart D’Eath galt seine neue Verbitterung. Sie hatten ihn hintergangen. Jetzt war er frei, keine Furcht vor Entlassung oder Arbeitslosigkeit konnte seinen Haß dämpfen. Er ging durch die Green Street zum Hotel Blauer Eber.

Kapitel 17
    Die nächsten beiden Tage hatte Cornelius Carrington alle Hände voll zu tun. Seine gepflegte Gestalt trottete mit Kameraleuten und Assistenten im Gefolge über Rasenflächen und Treppen. Winkel von Porterhouse, die jahrhundertelang vergessen waren, wurden plötzlich von blendend hellen Lampen erleuchtet, während Carrington seine Kommentare mit architektonischem Beiwerk garnierte. Alle kooperierten. Selbst der Dekan war – in der Überzeugung, dadurch glühende Kohlen auf des Rektors Haupt zu häufen – zu einem Gespräch über die Notwendigkeit eines gesunden Konservativismus im heutigen intellektuellen Klima bereit. Der Dekan stand unter einem Porträt von Bischof Firebrace – Rektor 1545–52, und, wie Carrington in seinem Kommentar anmerkte, an der Niederschlagung von Kerrs Rebellion beteiligt –, ließ eine wütende Tirade gegen die permissive Jugend vom Stapel und pries die Enthaltsamkeit früherer Studentengenerationen. Im Gegenzug gestand der Kaplan, daß, was nach Meinung vieler ein Nonnenkloster gewesen war, ehe es 1541 niederbrannte, im fünfzehnten Jahrhundert als Bordell fungiert hatte. Die Kamera verweilte lange auf den im Garten immer noch sichtbaren Grundmauern des »Nonnenklosters«, während Carrington seiner Verwunderung Ausdruck verlieh, daß ein College wie Porterhouse vor so vielen Jahrhunderten eine derartige sexuelle Freizügigkeit hatte durchgehen lassen. Der Obertutor wurde gefilmt, wie er auf dem Treidelpfad radelnd den Achter trainierte; anschließend befragte man ihn im Speisesaal über die Ernährungsbedürfnisse von Sportlern.
    Carrington entlockte ihm, daß das alljährliche Festmahl über zweitausend Pfund kostete, und stellte dann die Zusatzfrage, ob das College für Brot für die Welt gespendet habe. An dieser Stelle empfahl ihm der Obertutor ohne Rücksicht auf sein Publikum, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern und stapfte aus dem Speisesaal, das abgerissene Kabel seines Kehlkopfmikrofons hinter sich herziehend. Sir Godber kam glimpflicher davon. Er durfte über den Neuen Hof und durch den Portikus schlendern und darlegen, daß Porterhouse unbedingt eine progressive und humanitäre Funktion übernehmen müsse. Als er stehengeblieben war, um mit seinen weitsichtigen Augen die zehn Meter zur Außenmauer der Bibliothek zu überbrücken, sprach der Rektor von der für ein Studium essentiellen

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