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Schwanzgesteuert? Band 1

Schwanzgesteuert? Band 1

Titel: Schwanzgesteuert? Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Gegrilltem in der Luft hängt, nehme ich all meinen Mut zusammen und laufe die vier Stockwerke nach unten. Schon in der Haustür treffe ich auf Eve und Mike, die neben mir wohnen. Plaudernd gehen wir zu den Zelten, begutachten das Angebot und suchen uns, mit gefüllten Tellern in der Hand, einen freien Platz.
    Erst, als ich schon sitze, bemerke ich den Mann, dem ich vor knapp einer Woche beim Wichsen zugesehen habe. Er hat mir schräg gegenüber Platz genommen und unterhält sich angeregt mit seinem Nebenmann. Ich kann kein Wort von dem, was sie reden, verstehen, da die Musik zu laut ist. Ob er mich erkennt?
    In diesem Moment streift mich sein Blick, hält inne, er blinzelt und dann lächelt er kurz, so, als würde er einen flüchtigen Bekannten begrüßen. Ich lächle zurück und senke die Augen auf meinen Teller. Der Kerl ist aus der Nähe noch attraktiver. Seine Mimik und die Lebhaftigkeit, mit der er redet, gefallen mir sehr gut. Ob der Mann neben ihm sein Lover …? Ich esse den Teller leer, obwohl mir der Appetit vergangen ist.
     
    Bei Musik und einem kühlen Bier unterhalte ich mich anschließend mit den Nachbarn über dies und das, wobei ich immer ein Auge auf dem Mann habe, der meine Gedanken so sehr beschäftigt. Er hängt noch an dem anderen und sie wirken so vertraut miteinander – dass es mir wehtut. Ich will an seiner Seite sein, seine Stimme höre und seine Lippen …
    „Emil, wie stehst du denn zu den Planschbecken hier?“, fragt Eve und ich wende ihr meine Aufmerksamkeit zu.
    „Ist doch okay. Auch als kinderloser Mann weiß ich, wie es sich angefühlt hat im Wasser zu toben – so als Kind“, antworte ich abwesend.
    „Und wie stehst du zu Merkels Nahostpolitik?“, fragt Mike.
    „Ganz okay“, murmele ich und stelle fest, dass der Terrassenmann plötzlich verschwunden ist.
    Ob er hoch in seine Wohnung und dort …? Ich blinzle und trinke das Bier aus, nicke Eve und Mike entschuldigend zu und murmele ein ‚Ich bin müde, sorry‘, dann laufe ich auf meinen Hauseingang zu. Dabei passiere ich ein dichtes Gebüsch, das im Schatten liegt und aus dem plötzlich eine Hand kommt, mich am Arm packt und hineinzieht. Angriff der Killerbüsche? Ich bekomme eine Gänsehaut und wage kaum zu atmen, in Erwartung mörderischer Blättern und killender Zweige, als ich gegen einen harten Körper pralle.
    Ein männlicher Duft steigt in meine Nase und gleich darauf spüre ich warme, feste Lippen, die mir einen Kuss rauben, der mir das Gehirn leerwäscht und die Glieder erschlaffen lässt. Wow! Ist das der Terrasseninhaber? Bevor ich länger darüber nachdenken kann, ist der Kuss vorbei und mir wird ein Kärtchen in die Hand gedrückt.
    „Ruf mich an“, raunt eine tiefe Stimme an meinem Ohr, dann raschelt es und ich bleibe allein zurück.
    Nach ein paar Sekunden, in denen ich mich erst wieder zurechtfinden muss, befreie ich mich aus dem Gestrüpp und laufe auf die Eingangstür zu. Erst im Lift traue ich mich, auf die Visitenkarte zu gucken: Zander Schmidt, steht da, dann die Adresse und eine Telefonnummer. Mhm, Zander, ein schöner Name. Der Fahrstuhl hält.
     
    Ich laufe durch meine Wohnung direkt auf die Terrasse. Drüben, in der anderen Wohnung, geht das Licht an. Erst in der Küche, dann auch im Wohnzimmer. Ich sehe, wie Zander zur Terrasse schreitet, diesmal allein. Aufatmen. Der Kerl ist also weg. Ich suche die Hosentaschen nach dem Handy ab. Inzwischen kann ich drüben im Mondschein die Silhouette von Zander erkennen. Er scheint zu mir rüber zu gucken. Mein Herz klopft viel zu schnell, während ich die Zahlen in die Tastatur eintippe und mit angehaltenem Atem lausche.
    „Schmidt“, erklingt die tiefe Stimme, die ich eben noch in den Büschen gehört habe.
    Gegenüber hält der Kerl ein Handy an sein Ohr.
    „Hallo, ich bin Emil“, wispere ich nervös, kurz davor, mir vor Aufregung in die Hose zu machen.
    Zander lacht. „Hübscher Name, passt zu dir.“
    „Findest du?“, frage ich und stoße hastig die angehaltene Luft aus.
    Wieder lacht er leise. Ich sehe zu ihm rüber und versuche, mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Es gelingt nicht, klar, ich bin schließlich nicht Supermann.
    „Ja, das finde ich. Du gefällst mir und ich frage mich, ob ich dir auch gefalle“, raunt Zander.
    Mein Hals klemmt, es will kein Wort heraus.
    „Sehr“, piepse ich schließlich und klinge dabei wie ein Katzenjunges.
    „Ah“, macht Zander und ich spüre sein Lächeln, „Ich gefalle dir

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