Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia
der Zunge. Sie sog seinen Geruch ein und musste an eine Wiese nach einem Sturm denken. Irden, feucht wie Gras und Moos, duftend wie frisch gerissene Kräuter und Blüten.
„Vergiss deine Zunge nicht“, flüsterte er in ihr Ohr.
Sie folgte der Aufforderung augenblicklich und begann, ihn mit der Zunge zu umspielen, während sie sich wiegte. Ein salziger Tropfen benetzte ihre Zungenspitze – ein Vorbote. Vielleicht würde er gleich kommen und sich in ihren Mund ergießen. Sie zwang sich, nicht zurückzuzucken, und weiterzumachen.
Er drängte sich noch tiefer in sie, füllte ihren Rachenraum aus und ignorierte ihr verzweifeltes Bemühen, nicht zu würgen.
Ihr Körper schmerzte, je wärmer er wurde. Jede Bewegung war eine Qual, aber sie beschwerte sich nicht einmal in Gedanken. Sie ging ganz in ihrem Tun auf, vergaß Gott, wie er es verlangt hatte. Ihre Sünden zählten nicht, nur noch ihr Überleben.
Seine Hände nahmen ihren Körper in Besitz, ertasteten jedes Stück Haut, als würde er sie damit ganz zu seinem Eigentum machen. Sie beschleunigte ihre Bewegungen, leckte schneller und stöhnte leise vor Lust. Inzwischen schaffte sie es, ihn ganz tief in sich gleiten zu lassen, ohne den unangenehmen Würgreiz zu fühlen.
Seine Stimme war spöttisch. „Bist du sicher, dass du das nicht schon öfter gemacht hast? Du scheinst mir recht erprobt.“
Sie wollte von ihm ablassen, um ihm empört zu antworten, doch er hielt ihren Kopf mit eiserner Kraft, wo er war. „Mach weiter. Bring es zu Ende und du wirst leben.“
Marie zitterte vor Angst und Lust. Gehorsam leckte sie weiter. Es dauerte quälend lang, bis er sich mit einem Schwall in ihren Mund ergoss. Sie schluckte. Ihre Zunge leckte über seine Haut, bis sie sauber war. In ihrem Inneren brannte es. Sie wünschte sich Erfüllung, wünschte sich, von ihm genommen zu werden.
Grob schob er sie von sich.
„Du kannst mit mir kommen. Aber vergiss nicht, was ich dir sagte. Wenn du tust, was ich von dir verlange, wirst du es gut bei uns haben.“
Sie nickte erschöpft.
Mit ausgestreckter Hand wies er auf das Felllager. „Leg dich schlafen. Wenn der Morgen graut, brechen wir auf.“
Aurelius verfluchte sich, weil er nicht schneller reagiert hatte. Er hatte geglaubt, es sei einfach, Amalias Spur durch den Park zu folgen, aber die vielen Gerüche – allen voran der Bärlauch – zwangen ihn, sich hauptsächlich auf seine Augen zu verlassen. Wäre er Amalia sofort gefolgt, hätte er sie gefunden. Stattdessen war er ein Opfer seiner Überheblichkeit.
Sie war gerannt, als sei der Teufel hinter ihr her gewesen.
Er fragte sich, ob das nicht in gewisser Weise stimmte. Er war der Teufel. Ihr Teufel. Wenn er sie erst zu Hekae gebracht hatte, und die Informationen aus ihrer Erinnerung nicht mehr nur ihre eigenen waren, würde er sie töten müssen.
Der Gedanke schmerzte mehr, als er sich eingestehen wollte. War er in all den Jahren weich geworden? Was war nur los mit ihm, dass ihm ihre leuchtend graublauen Augen nicht mehr aus dem Kopf gingen? Dieser offene, wissende Blick. Sie wirkte reifer und älter, als sie war. Erfahrener.
Das war kein Wunder, denn sie war es. Sie war das Seelenblut. Wie weit mochte ihre Reise gehen? Bis nach Ägypten? Mesopotamien? An was erinnerte sie sich? Und was hatte der Kuss in ihr ausgelöst?
Er schüttelte den Kopf. Diese Gedanken waren nutzlos. Im Moment ging es darum, sie zu finden, und zwar schnell. Es wurde bereits dunkel.
Zuerst hatte er vermutet, sie sei vom Park aus in den Wald gerannt, bis zur Straße, und habe dort ein Auto angehalten. Inzwischen hatte er die Theorie wieder verworfen. Es waren ältere Spuren, die zur Straße führten.
Langsam ging er den Weg zurück, auf dem sie vermutlich entlang gehetzt war. Er musste etwas übersehen haben. Angespannt schloss er die Augen und atmete tief ein. Er versuchte, ihre Spur trotz des Bärlauchs aufzunehmen. Es dauerte mehrere Minuten, doch dann roch er es. Ihr Duft lag noch immer in der Luft wie der von Frühlingsblumen. Ihr Blut war so süß wie Freesien. Es war nur ein schwacher Hauch zwischen dem Bärlauch, aber er war stark genug, ihn zurückzuverfolgen.
Sie war hier ganz in der Nähe …
Aurelius schloss die Augen und folgte der Spur. Darion und Grace warteten im Hotel, da Grace zu Recht angenommen hatte, dass Amalia zumindest ihre Sachen aus dem Hotelzimmer holen würde, wenn sie den Wald per Anhalter oder Bus verlassen hatte. Sollte sie überraschend abreisen wollen, weil
Weitere Kostenlose Bücher