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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Worte. Durch sie wurden viele Befürchtungen bestätigt. Sie ließen darauf schließen, dass die Gerüchte innerhalb der Dienerschaft der Wahrheit entsprachen: Er war ein Wandelnder, einer, der niemals schlief und Blut trank.
    „Ich weiß, was du denkst“, sagte er leise. „Du denkst an die Dinge, die du über uns hörtest. Du fragst dich, wie alt ich wirklich bin; fragst dich, ob ich den Teufel sah, als ich meine Seele an ihn verkaufte. Doch den Teufel gibt es genauso wenig wie den einen Gott. Nein, Marie, ich bin nicht das Böse, nicht die Grausamkeit. Ich war böse und grausam zu dir, und ich bin nicht so beschaffen, dass ich dies bereuen würde.“
    Seine Stimme strafte seine Worte Lügen, doch Marie wollte ihn keinesfalls mit der Wahrheit konfrontieren. Sie musste klug sein und still. Scheu wie der Hase im Wald, wenn der Fuchs plötzlich abgelenkt ist und die Spur verliert.
    „Geh“, befahl Aurelius. „Und flieh noch in dieser Nacht.“
    Alles in Marie riet ihr, sofort zu verschwinden. Einfach zu gehen und das Geschenk anzunehmen, welches das Schicksal ihr vor die Füße legte. Doch sie blieb stehen, den silbernen Engel in der Hand.
    „Willst du ungehorsam sein?“, fragte Aurelius und drehte sich langsam zu ihr um. Seine Aufmerksamkeit war wie das Vorspiel einer Folter. Marie krampfte ihre Finger um den schweren Anhänger.
    „Danke“, flüsterte sie und umarmte ihn. Die Geste überraschte sie ebenso sehr wie ihn. Verlegen wich sie zurück. Er folgte ihr. Dieses Mal schloss er sie in die Arme. Zärtlich, wie ein Liebender seine Geliebte. So, wie er sie niemals zuvor gehalten hatte.
    „Du riechst nach Rosen“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Du machst mich hungrig und leer, wann immer ich dich sehe.“
    „Vergebt mir, Herr.“
    „Sei still.“ Es klang nicht drohend, wie sonst. Sein Mund senkte sich zu ihrem. Zum ersten Mal, seit sie einander kannten, küsste er sie auf die Lippen.
    Marie schloss die Augen und erbebte in seinen Armen. Seine Hände hielten sie, umfingen ihren Leib.
    „Es gab einmal eine Frau, die ich liebte“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Und es wird sie wieder geben.“ Seine Stimme klang entrückt, als habe er eine Vision. Er legte seine Hand auf ihren Bauch. „Schütze dein Kind mit allem, was du hast. Dein Stammbaum ist alt und stark, er wird noch lange Früchte tragen.“
    „Das werde ich, Herr.“
    Er ließ sie los. „Geh jetzt.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte Marie sich um und ging.

L EIPZIG
    Amalia musste nicht lange auf Aurelius warten. Glücklich drängte sie sich an ihn. Er nahm sie in die Arme, als seien sie nie getrennt gewesen. Gemeinsam wiegten sie sich zur Musik. Obwohl die Besucherzahl stetig zugenommen hatte, war um sie herum Raum, ganz so, als hielten alle anderen bewusst ein wenig Abstand. Wenn doch ein anderer zu nah an sie herantrat, sah Aurelius ihn nur einmal warnend an – das genügte und er zog davon.
    Amalia seufzte wohlig. Sie fühlte sich getragen und beschützt. Es gab nichts Besseres als die rauchige Stimme der Sängerin zu hören, während Aurelius‘ Hände auf ihrem Körper lagen. Sie schmiegte ihren Po an ihn, fühlte ihn an sich. Die Band spielte ein langsameres Lied und er wiegte sie im Takt der Melodie. Sein Mund beugte sich zu ihrem Hals. Er gab ihr kleine Küsse neben das Halsband und sie spürte die Erregung, die von ihm ausging. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich von ihm dirigieren. Die Musik und seine Nähe ließen sie schwindeln. Als seine Hände auf ihre Brüste wanderten, hielt sie ihn nicht zurück. Sie stellte sich vor, wie die anderen Besucher sie anstarrten, aber es war ihr gleich. In dieser Halle kannte sie nur Aurelius, Grace und Darion.
    Aurelius‘ Lippen berührten ihr Ohrläppchen. Sie hörte ihn leise zur Musik summen. Er hatte eine schöne Stimme, die die der Sängerin wundervoll ergänzte. Sie wünschte sich, mit ihm fortzufliegen, hin in ihr ganz eigenes Reich, wie die Prinzessinnen aus Tausendundeiner Nacht auf ihren fliegenden Zauberpferden aus Elfenbein.
    Sie war dankbar, als Aurelius ihr etwas zu trinken holte. Er war ganz der Gentleman und kümmerte sich um sie. Nur hin und wieder zupfte er spielerisch an dem Halsband, als wolle er sie daran erinnern, wer ihr Herr war. Amalia nahm es bereitwillig hin und konnte ihre Erregung nicht unterdrücken. Zu gerne hätte sie sich ihm hingegeben, irgendwo in einem Palastrosengarten ihrer Träume.
    Der Abend verging im Flug. Es war noch nicht ganz zwölf Uhr, als

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