Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Herz schlug schneller. Der Besen in ihrer Hand zitterte. Aurelius war sonst nie am Vormittag in seinen Räumlichkeiten. Üblicherweise fand sie um diese Zeit Ruhe in ihrer Arbeit und keiner der drei Teufel des Anwesens störte sie.
    Sie versuchte, leise rückwärts aus dem Raum zu schleichen. Aurelius’ Stimme hielt sie zurück.
    „Marie. Was machst du hier?“ Er drehte sich beim Sprechen nicht zu ihr um. Woher wusste er, dass sie es war?
    „Ich … ich reinige die Gemächer, Herr.“
    „Leg den Besen hin und komm her.“
    Maries Herz wollte zerspringen. Langsam legte sie den Besen ab und näherte sich dem Fenster, bis sie neben ihm stand und ebenfalls hinaus in den Park sehen konnte. Was würde er dieses Mal mit ihr tun? Vor drei Wochen hatte er sie gezwungen, nackt im Hof auf einem Pferd zu reiten. Vor der gesamten Dienerschaft.
    Seine Stimme war ausdruckslos. „Du bist schwanger.“
    „Herr!“ Marie unterdrückte den Impuls, ihre Hände schützend über ihren Bauch zu legen. „Das ist … das …“
    „Ich kann den Herzschlag deines Kindes hören. Von wem ist es? Einem der Stallburschen?“
    Die Zeit stand still. Marie nahm den leeren Park überdeutlich war. Die Büsche und Bäume, die erste Knospen trieben. Seit über einem Jahr war sie nun in diesem Gefängnis. Seit fünf Monaten war sie schwanger. Sie konnte es nicht leugnen. Was würde er tun? Sie wusste nicht, von wem das Kind war. Seit einiger Zeit traf sie sich heimlich mit Alain. Sie liebte ihn. Aber sie hatte nicht nur mit ihm geschlafen, sondern auch mit Aurelius und Darion. Die beiden Adeligen hatten sie oft zu Diensten gerufen.
    „Es kann nur von Euch sein, Herr“, flüsterte sie in der Hoffnung auf Gnade.
    Seltsamerweise lächelte Aurelius. Nicht spöttisch wie sonst, nicht mit der üblichen Sparsamkeit. Sein Lächeln war warm und ehrlich. Er drehte sich ganz zu ihr um und sah ihr ins Gesicht.
    „Nein, Marie. Weder von mir noch von Darion. Dämonen zeugen keine Kinder.“
    In Maries Augen traten Tränen. Jegliche Hoffnung erstarb so jäh, als habe man ihr ein Messer ins Herz gestoßen. „Dann … dann werdet ihr mich töten? Mich und das Kind? Weil … weil ich Euch betrogen habe?“
    Sein Lächeln erlosch. Er legte beide Arme auf ihre Schultern. „Nein“, flüsterte er. „Ich werde dir helfen, zu fliehen. Dein Kind soll nicht an diesem Ort aufwachsen. Ich gebe dir Geld und dann läufst du mit ihm davon, wie auch immer er heißt. Und wenn er nicht mitgehen möchte, gehst du allein. Dein Kind ist wichtiger als er. Wichtiger als unsere Gier.“
    Marie sank vor ihm auf die Knie und umschlang seine Beine. „Danke, Herr.“ Die Tränen der Erleichterung waren heiß und süß. Nie hätte sie geglaubt, dass er ihr helfen würde.
    Er kniete sich zu ihr und nahm sie in die Arme. Er wiegte sie, wie man einen Säugling wiegte. „Du warst lange genug an diesem Ort. Ich weiß nicht, warum mich der Teufel ritt, als ich dich damals traf. Warum du mit mir kommen musstest. Es ist etwas Altes in mir, das auf dich reagierte. Auf dein Blut. Manchmal glaube ich fast, ich wäre …“ Er verstummte und wechselte abrupt das Thema. Sie hatte keine Ahnung, von was er sprach. „Gracia darf es nicht wissen. Aber der Moment ist günstig. Nachdem Rene das letzte Treffen abgesagt hat, wird sie noch an diesem Abend vorstellig. Sobald Gracia ganz mit ihr beschäftigt ist, nimmst du dein Bündel und gehst. Du wirst genug Vermögen in deinen Sachen finden, um eine Weile davon zu leben. Außerdem gebe ich dir das hier.“
    Er öffnete die Hand und hielt ihr einen schweren Silberanhänger hin, der einen Engel darstellte.
    „Verkaufe ihn, wenn es nicht anders geht.“
    Amalia schluckte. Zögernd streckte sie die Hand aus. Warum gab er ihr diesen Anhänger? Der Engel war ein göttliches Symbol. Er glaubte nicht an Gott. Oft genug hatte er ihr gesagt, was er von der Moral des Klerus hielt. Regeln und Gesetze waren für ihn Mauern, die ihm den Blick auf das freie Land verstellten und ihn einsperrten wie ein Tier.
    „Danke, Herr.“ Sie wagte nicht, ihn zu fragen, woher sein Sinneswandel kam.
    Er stand auf und wandte sich von ihr ab. „Als ich mich wandelte, war alles anders“, murmelte er. „Blut und Krieg. Ist es eine Schande, dekadent zu sein? Seine Existenz zu genießen? Nein.“
    Verunsichert stand Marie auf. Er sprach sonst nicht auf diese Weise mit ihr. Überhaupt war er verändert. Er wirkte nachdenklich und in sich gekehrt. Gleichzeitig ängstigten sie seine

Weitere Kostenlose Bücher