Schwarz-Indien
Oberfläche, zu befördern.
7 Meilen entfernt von hier, im Südwesten von Callander,
lief ein schräger, an seinem Eingang mit Türmchen, Zinnen
und anderem Schmuck monumental verzierter Tunnel aus,
der bei genügender Weite und sanftem Abfall direkt in das
wunderbare, unter dem Boden Schottlands ausgehöhlte Ge-
wölbe führte.
Auf doppelten Schienengleisen rollten, durch hydrau-
lische Kraft bewegt, Stunde für Stunde die Wagen herauf
und hinab, die dem im Untergrund der Grafschaft entstan-
denen Dorf, das den vielleicht etwas zu anspruchsvollen
Namen ›Coal City‹, das heißt Kohlenstadt, führte, als Kom-
munikation mit der Außenwelt dienten.
In Coal City angelangt, befand sich der Besucher in ei-
nem Bereich, in dem die Elektrizität als Licht- und Wärme-
quelle eine hochwichtige Rolle spielte.
Die zahlreichen, senkrecht aufsteigenden Luftschächte
hätten nämlich nicht gereicht, die tiefe Finsternis in New
Aberfoyle genügend zu verdrängen. Es erglänzte aber alles
in blendendem Licht, da zahlreiche elektrische Strahlen-
bündel dort die Sonne des Himmels ersetzten. Hier in den
Bogenrundungen der Gewölbe, dort an natürlichen Pfei-
lern angebracht und stets von einem kräftigen, durch ma-
gneto-elektrische Maschinen erzeugten Strom gespeist, be-
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leuchteten sie, hier einer Sonne, dort einem Stern ähnlich,
die weiten Räume. Schlug die Stunde der Ruhe, so genügte
eine einfache Unterbrechung des Stroms, um in den tiefen
Abgründen des Werks nach Belieben die Nacht eintreten zu
lassen.
Alle jene größeren oder kleineren Apparate arbeiteten im
Vakuum, das heißt, ihre Lichtbogen standen nirgends mit
der umgebenden Atmosphäre in Berührung. Sollten sich
letzterer also auch einmal Wettergase in größerer Menge bei-
gemischt haben, so konnte es dennoch nicht zu einer Explo-
sion kommen. Die Elektrizität diente auch ohne Ausnahme
allen Bedürfnissen des industriellen und häuslichen Lebens,
ebenso in den Wohnstätten von Coal City, wie in den im Be-
trieb befindlichen Stollen von New Aberfoyle.
Wir erwähnen hier auch im voraus, daß die Vermutungen
James Starrs – bezüglich der von der neuen Grube zu erhof-
fenden Ausbeute – nach keiner Seite hin getäuscht wurden.
Der Reichtum dieser Kohlenadern erwies sich als fast nicht
abschätzbar. Im Westen der großen Aushöhlung, 1/4 Meile
von Coal City, hatte man zuerst mit dem Betrieb begonnen.
Die Arbeiterstadt lag also nicht im Mittelpunkt. Vor Beginn
des eigentlichen Betriebs stellte man die nötigen Luft- und
Förderschächte her, welche die verschiedenen Etagen des
Bergwerks untereinander verbanden. Der große Tunnel mit
seiner durch Wasserkraft betriebenen Bahn diente nur zur
Beförderung der Bewohner und Besucher von Coal City.
Der Leser erinnert sich wohl der bemerkenswerten Form
jener ungeheuren Höhle, bis zu welcher der alte Oberstei-
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ger und seine Begleiter bei dem ersten Besuch vordrangen.
Über ihnen wölbte sich da eine Art von Dom mit geripp-
ten Bögen. Dessen Stützpfeiler verliefen in der schiefrigen
Felsmasse in einer Höhe von 300 Fuß – eine Höhe, die der
des Mammut-Doms in den Grotten von Kentucky nahezu
gleichkommt.
Bekanntlich vermag diese ungeheure Halle, die größte
unter dem ganzen amerikanischen Kontinent, bequem
5.000 Personen aufzunehmen. Der erwähnte Teil von New
Aberfoyle zeigte dieselben Größenverhältnisse und dieselbe
Anordnung. An Stelle der wunderbaren Stalaktiten jener
berühmten Grotte aber haftete hier der Blick an den rei-
chen Kohlenadern, die unter dem enormen Druck des dar-
über lagernden Gesteins überall geradezu hervorzuquellen
schienen, wobei die glatten Bruchflächen der Pechkohlen-
flöze im Glanz der elektrischen Strahlen flimmerten.
Unter diesem gewaltigen Dom dehnte sich ein See aus,
seiner Größe nach ähnlich dem Toten Meer, den Mam-
mouth Caves – ein tiefer See, dessen klares Wasser von au-
genlosen Fischen wimmelte und dem der Ingenieur den
Namen Malcolm-See gab.
Hier in dieser ungeheuren, natürlichen Höhle hatte Si-
mon Ford sein neues Cottage erbaut, das er nicht gegen das
schönste Hotel der Princes Street in Edinburgh vertauscht
hätte. Das Häuschen lag am Ufer des Sees, und seine fünf
Fenster boten eine Aussicht über das dunkle, bis über die
Grenzen des Gesichtskreises reichende Wasser.
2 Monate später erhob sich eine zweite Wohnung in der
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