Schwarz und Weiss (German Edition)
wütend.
Der See erschien zwischen den Bäumen und das laute Geräusch des Wasserfalls, der sich hinein ergoss, wurde beinahe unerträglich. Kein Wunder, dass hier niemand wohnte.
Am Ufer stand eine dunkle Gestalt, die sich sofort umdrehte, als Solyce aus dem Wald trat.
„Da bist du ja schon“, sagte der Unbekannte mit der schwarzen Maske überrascht.
„Ja, ich bin da“, sagte Solyce gespielt fröhlich, „ich konnte das Gespräch doch nicht für immer aufschieben.“
„Schön, dass wir endlich mal alleine sind“, fuhr der Unbekannte fort, „ich wette, Persephone war alles andere als begeistert von meiner Hilfe mit Tony.“ Er grinste.
„Sagen wir, sie hat schon glücklicher ausgesehen.“
„Sie wird langsam lästig, findest du nicht auch?“ Der Unbekannte sah aufs Wasser hinaus, „sollten wir etwas dagegen unternehmen?“
„Du sollst sie einfach in Ruhe lassen!“, fauchte Solyce, „ich frage besser nicht, was du mit 'etwas unternehmen' meinst, aber lass es trotzdem bleiben!“
„Du musst nicht gleich so aggressiv werden...“, meinte der Unbekannte ungerührt.
„Jetzt sag endlich, warum wolltest du so lange schon mit mir reden?“
„Ach, jetzt willst du es plötzlich hören“, sagte der Unbekannte überrascht, „die letzten Male bist du immer verschwunden, wenn ich anfangen wollte.“
„Behalte deinen Sarkasmus. Ich habe meine Meinung geändert.“
„Dann soll es so sein.“ Er drehte sich wieder zu Solyce um. „Ich würde gerne wissen, auf welcher Seite du eigentlich stehst.“
Solyce war verwirrt. „Ich verstehe nicht...“
„Die Frage ist doch ganz einfach, oder? Willst du uns nun helfen oder nicht? Oder willst du vielleicht lieber Tony helfen, oder Aracas?“
„Ich dachte, die Wege führen in dieselbe Richtung“, sagte Solyce.
„In dieselbe Richtung vielleicht...“, sagte der Unbekannte nachdenklich, „aber unsere Ziele sind unterschiedlich, nicht wahr?“
Solyce hatte es geahnt. Der Unbekannte hatte ihm die Worte im Mund umgedreht.
„Also?“, fragte der Unbekannte erneut, „hilfst du uns?“
„Du sprichst so, als würden sie zu dir gehören“, murmelte Solyce.
„Nun, das tun sie zu meinem Bedauern nicht, und es wäre für alle leichter, wenn du dabei wärest.“
„Nein. Ich mache das nicht nochmal.“
„Du hast es zweimal geschafft, du schaffst es auch ein drittes Mal.“
„Wie du ja weißt, verläuft mein erster Versuch auch nicht gerade schnell.“ Solyce ließ seine Stimme mit voller Absicht gehässig klingen, um ihn zu provozieren.
„Versuch!“ Der Unbekannte schnaubte verächtlich. „Nenn es nicht so. Bald ist es sowieso überstanden.“
„Nun ja, ich muss schon sagen, dass es das zweite Mal viel besser geklappt hat“, redete Solyce unbekümmert weiter. Innerlich zerriss ihn das schlechte Gewissen, dass er derartig redete.
Der Unbekannte sah ihm fest in die Augen, zumindest vermutete Solyce das, er konnte seine Augen nicht sehen.
„Willst du nicht endlich mal die Maske abnehmen?“, fragte er wie beiläufig, „oder hast du Angst, mir gefällt dein Gesicht nicht?“ Er lachte auf. „Oh, tut mir Leid, ich glaube, ich habe es vollkommen vergessen...“
„Spiel nicht mit mir“, sagte der Unbekannte gefährlich leise, „ich könnte dich hier und jetzt umbringen.“
„Nein, das kannst du nicht.“ Hoffe ich...
„Ich würde es nicht drauf ankommen lassen...“ Er verlor sich kurz in Gedanken, „aber ich hoffe für dich, dass deine fünf Freunde bald aufbrechen und Livian suchen...Camar ist sicher auch schon auf dem Weg.“
„Livian“, sagte Solyce.
„Ach, du wusstest ihren Namen noch nicht? Na dann, gern geschehen...“
Solyce schnitt ihm das Wort ab: „Ich fürchte, wir müssen unsere kleine Unterhaltung nochmals verschieben, ich muss los.“
„Du kannst nicht ewig davonlaufen, irgendwann musst du dich entscheiden.“
Solyce winkte ihm über die Schulter, bevor er wieder im Wald verschwand. Er holte seinen Schlüsselbund heraus. Wenn er Glück hatte, würde er die anderen noch vor dem Pass abfangen können.
Was soll ich tun? Er quälte sich schon viel zu lange mit dieser Entscheidung und wusste nicht einmal, warum. Die Antwort war doch offensichtlich!
Trotzdem waren seine Gefühle gespaltener Meinung. Er wusste so wenig über den Unbekannten, er kannte noch nicht einmal sein Gesicht.
Solyce war froh, dem Gespräch entfliehen zu können. Er wusste zwar, dass es sich nicht vermeiden ließ, aber fürs erste hatte er
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