Schwarz und Weiss (German Edition)
macht, wenn er uns begleitet.“
„Mag sein“, meinte Persephone leise, „aber etwas stimmt da nicht. Wie konnte er den Unbekannten töten mit nichts als diesem mickrigen Messer? Ich glaube das nicht...“
„Der Unbekannte tut mir Leid“, murmelte Resa, „außerdem hätte ich wirklich gerne gewusst, wie er aussieht...“
Tony fühlte auch Bedauern. Er hatte sich schon immer gefragt, wer dieser geheimnisvolle Mann war, und jetzt würde er es niemals erfahren.
Solyce folgte Eorsén ungerührt, was Tony verwunderte. Dem nach zu urteilen, was er wusste, waren Solyce und der Unbekannte Freunde gewesen, aber dann hätte Tony etwas mehr Trauer erwartet.
„Warum hat er ihn getötet?“, murmelte Aracas vor sich hin, als würde es verstehen, wenn er es mehrmals fragte.
„Jedenfalls lassen wir von jetzt an immer jemanden von uns Wache stehen, wenn wir schlafen wollen. Wer weiß, was das für einer ist...sein Charakter scheint mir ein wenig...“
„Ich kann übrigens alles hören, was ihr sagt“, rief Eorsén laut nach hinten, „also gebt euch ein wenig mehr Mühe mit Flüstern, einverstanden?“ Er winkte tadelnd mit der Hand nach hinten und bog um die nächste Ecke, die aus dem verfallenen Dorf herausführte.
„Ah, wen haben wir denn da?“, ertönte eine tiefe, grollende Stimme hinter ihnen.
„Oh, bitte nicht“, stöhnte Eorsén genervt und alle drehten sich vorsichtig zu der Stimme um.
Wie Tony befürchtet hatte, gehörte sie einem Troll. Hinter ihm standen noch zwei Dutzend weitere.
„Was sollen wir jetzt machen?“, flüsterte Caez Persephone zu.
„Kann man hier nicht einmal in Ruhe ein Dorf verlassen?“, rief Eorsén dem Troll zu.
„Dasselbe könnte ich dich fragen“, knurrte der Troll, „wir wurden aus unseren Städten vertrieben wie Tiere!“
„Woran das wohl liegen mag?“
„Sei still! Warum wird unser Volk verfolgt?“
„Warum fragst du das mich?“
Der Troll trat einen Schritt näher. „Weil ihr alle Menschen seid.“
„Gut erkannt“, murmelte Aracas hinter Tony.
Der Troll ballte seine gewaltige Faust um eine noch gewaltigere Axt.
Tony fühlte sich in dieser Situation nicht wohl und Caez sah so aus, als wollte er gleich panisch davonrennen. Das würde ihnen keine große Hilfe sein.
Aracas und Solyce hatten derweil denselben, ausdruckslosen Blick aufgesetzt und sahen sich so ähnlich, dass es schon beinahe komisch war, und Eorsén schien ganz und gar entspannt zu sein.
„Wollen wir uns hier anstarren, bis es dunkel wird?“, fragte Eorsén gelangweilt, „oder dürfen wir jetzt gehen? Wir haben viel zu tun.“
„Du wagst es, so mit mir zu sprechen?“, brauste der Troll auf und knurrte bedrohlich.
„Jaa, sieht so aus...aber ihr hättet sowieso keine Chance gegen uns.“
„Provozier ihn nicht!“, mahnte Caez entsetzt, aber Eorsén schien ihn nicht zu hören.
„Warum seid ihr überhaupt hierher gekommen?“, wollte Eorsén jetzt wissen.
Der Troll knurrte erneut. „Wir vertreiben die Menschen, wie sie es mit uns getan haben.“
„Dann denke ich, solltet ihr eure Reise fortsetzen und weitere Dörfer einnehmen, oder?“
Was willst du jetzt, Eorsén? dachte Tony verwirrt.
Der Troll sah so aus, als wüsste er nicht, was er darauf erwidern sollte. Schließlich sagte er: „Wir kommen wieder!“ Dann drehte er sich um und ging schlurfend davon, seine Begleiter folgten ihm.
„Das war einfach“, sagte Eorsén glücklich, „gehen wir dann?“ Damit machte er sich in die entgegengesetzte Richtung auf und winkte die anderen hinter sich her.
Tony war verblüfft.
„Anscheinend haben wir hier einen echten Überredungskünstler“, meinte Resa leise, bevor sie Eorsén folgten.
Der Weg zum nächsten Dorf, zu dem Eorsén sie führte, war nicht lang, vielleicht zwei Tage, aber sehr anstrengend. Nicht unbedingt, weil ihnen die Puste ausging, sondern eher aufgrund der Tatsache, dass Eorsén nervte. Es war, als würde er pausenlos reden. Am Anfang konnte man sich noch gut damit abfinden, aber richtig unausstehlich wurde er, wenn er ignoriert wurde.
Tony flüchtete sich in seine Gedanken. Er konnte es nicht fassen, dass Eorsén den Unbekannten umgebracht hatte...er wollte es nicht fassen.
Wie hat er das geschafft?
Solyce hielt derweil besonders viel Abstand zu Eorsén, aber Aracas lief direkt hinter ihm. Das brachte ihm den Vorteil, dass er ihn schnell überwältigen konnte, wenn er etwas Blödes anstellte, allerdings war er dadurch zu Eorséns beliebtestem
Weitere Kostenlose Bücher