Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung
kam es zum Gefecht, das mit hohen Verlusten auf Seiten der Kreuzfahrer endete. Alexios, vermutlich besorgt hinsichtlich weiterer Ausschreitungen, versorgte die Kreuzfahrer mit Verpflegung und ließ sie von kaiserlicher Reiterei eskortiert über Sofia nach Konstantinopel bringen. Dort organisierte er ihre Fahrt über den Bosporus nach Kleinasien, wo das Reich der Rum-Seldschuken begann, deren Hauptstadt Nicäa (heute: Iznik) nur wenige Kilometer entfernt war. Am 6 . August 1096 gelangten die Volkskreuzzügler so nach Anatolien. Hier plünderten und verwüsteten sie etliche kleinere Städte, wobei auch die christlichen Bewohner nicht verschont wurden, bis es dem seldschukischen Sultan Kilidsch Arslan I . gelang, sie durch List zu einem Angriff auf seine Hauptstadt Nicäa zu bewegen. Er legte einen Hinterhalt und vernichtete am 21 . Oktober 1096 den größten Teil der Kreuzfahrer, verschont wurden nur Kinder, Jungen und Mädchen, die man noch als Sklaven brauchen konnte. Damit fand der Volkskreuzzug ein unrühmliches Ende, der päpstlichen Propaganda waren zigtausende Menschen zum Opfer gefallen, sie wurden versklavt oder starben, meist unter schrecklichen Umständen.
Doch der »richtige« Kreuzzug hatte ja noch gar nicht begonnen. Bis April 1097 sammelten sich die verschiedenen Kreuzfahrerheere in Konstantinopel. Raimund IV . von Toulose führte Ritter aus der Provence und Burgund, die via Brindisi nach Durres über die Adria setzten, um entlang der alten Römerstraße, der Via Egnatia, durch Nordgriechenland in das heutige Istanbul zu ziehen. Im Gegensatz zum wohlhabenden Raimund hatten die Brüder Gottfried von Bouillon und Balduin von Boulogne einiges von ihrem Hab und Gut zu verkaufen, um für die Pilgerfahrt aufrüsten zu können. Mit 20 000 Rittern kamen sie aus Lothringen und Nordwestfrankreich. Robert II . Herzog der Normandie musste sogar sein Herzogtum an den englischen König verpfänden, um die Kreuzzugsspesen decken zu können. 1 600 000 Denare, eine Geldmenge, die gut zweieinviertel Tonnen Feinsilbers entsprach, investierte er in das fromme Vorhaben. Die süditalienischen Normannen folgten ihrem Grafen Bohemund von Tarent, der sowohl gegen die muslimischen Sarazenen, aber auch gegen die christlichen Byzantiner in Süditalien schon etliche Kriege geführt hatte. Der König von Frankreich, Philipp I ., durfte allerdings ebenso wenig wie Kaiser Heinrich IV . an dem frommen Kriegszug teilnehmen, waren doch beide exkommuniziert.
Erstes Ziel der Kreuzritter war erneut die seldschukische Hauptstadt Nicäa. Tatsächlich ergab sich die Stadt nach kurzer Belagerung den Byzantinern, was bei den katholischen Rittern zu einer gewissen Verstimmung gegenüber Kaiser Alexios führte – war ihnen doch die Kriegsbeute entgangen. Sultan Kilidsch Arslan I ., der während der Belagerung nicht in Nicäa weilte, stellte sich dem Kreuzfahrerheer bei den antiken Ruinen von Doryläum, in der Nähe der heutigen Stadt Eskis¸ehir. Die Kreuzfahrer fochten unter dem Schlachtruf: »Heute, wenn Gott will, werden wir alle reich!« Der Sultan unterlag in der Schlacht und der von Bischof Adhemar, dem päpstlichen Stellvertreter, geführten Abteilung gelang die Eroberung des türkischen Feldlagers mit seinen Schätzen. Der Bischof und seine Geistlichen nutzten das göttliche Zeichen des Sieges und malten die glänzenden Aussichten der frommen Wallfahrt den Kreuzrittern in kräftigen Farben aus, um sie für den folgenden strapazenreichen Weg zu motivieren. Für die Strecke von fast 900 Kilometern Länge, die zuerst über die in der Sommerhitze glühende anatolische Hochebene und dann entlang der Küste bis vor Antiochia führte, benötigte das Wallfahrerheer knapp drei Monate.
Antiochia war die älteste christliche Gemeinde überhaupt und dort waren die Jünger Jesu zum ersten Mal »Christen« genannt wurden, wie die Apostelgeschichte berichtet und wie die gebildeten Geistlichen in der Kreuzzugsführung wussten. Hier residierte trotz einer inzwischen zwölfjährigen islamischen Besatzung immer noch der griechische Patriarch von Antiochia und unter den Einwohnern befanden sich noch viele orthodoxe, syrische und armenische Christen. Doch ihr Bekenntnis half ihnen nicht, die westlichen Christen nahmen auf ihre östlichen Brüder keine Rücksicht. Die meisten von ihnen wurden zu Opfern der Belagerung, die Ende Oktober 1097 begann. Der islamische Stadtkommandant, Yaghi-Siyan, vertrieb die meisten christlichen Einwohner, die dann den
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