Schwarzbuch ÖBB
um während der regelmäßig notwendigen Erhaltungsarbeiten im Tunnel den Verkehr umleiten zu können.
Der Koralmtunnel
Bei der Planung zum Bau des Koralmtunnels zwischen der Steiermark und Kärnten wurde von Anfang an mit falschen Karten gespielt. Böse Zungen behaupten, der ursprüngliche Plan für einen Koralmtunnel sei nicht auf Jörg Haiders Mist, sondern auf dem von Wiener Beamten gewachsen, die sich als Gegenleistung Gastvorlesungen an der Universität Klagenfurt erwarteten – woraus aber nichts wurde.
Unbestritten ist jedenfalls, dass der selige Jörg Haider von Anfang an ein heftiger Verfechter des Tunnels war. Er wollte auch ein Stück des großen Kuchens haben, der in Wien vergeben wurde. Unterstützt wurde Haider von der steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. SPÖ -Politiker reagierten zunächst ablehnend. 1995 wurde zu planen begonnen.
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Koralmtunnel
Der geplante Koralmtunnel ist 33 Kilometer lang und soll das Herzstück der Koralm-Strecke bilden, die sich über 130 Kilometer von Graz nach Klagenfurt zieht. Dadurch soll sich die Fahrzeit von drei auf eine Stunde verkürzen. 2009 wurde zu bauen begonnen. Laut Homepage des Amtes der Kärntner Landesregierung soll der Tunnel 2016 fertig sein. Offenbar gehen in Kärnten die Uhren anders, denn nach aktuellen Meldungen wird er erst 2022 in Betrieb gehen.
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Haider und Gusenbauer
Als im Jahr 2000 die ÖVP / FPÖ -Regierung an die Macht kam, erhielt das Koralm-Projekt Auftrieb. Denn ab diesem Zeitpunkt wurde das Verkehrsministerium von Haider-Leuten geführt. Als sich der politische Wind drehte und 2007 die SPÖ wieder an die Macht kam, wurde Werner Faymann Verkehrsminister. Er wollte den Baubeginn des Koralmtunnels zumindest verzögern, stieß jedoch auf heftigen Widerstand des damaligen SPÖ -Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer, der einen planmäßigen Baubeginn anordnete.
Nach dem Ausscheiden aus der Politik wurde Gusenbauer Aufsichtsratsvorsitzender beim größten österreichischen Baukonzern STRABAG – der zuvor schon Aufträge für Zulaufstrecken erhalten hatte und kurz danach den Auftrag für den Bau des Koralmtunnels erhielt. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt!
Haider ist tot, und die SPÖ inklusive Werner Faymann steht nun geschlossen hinter dem Koralm-Projekt.
Ein unnötiger Tunnel
Die meisten Eisenbahn- und Verkehrsfachleute sind sich darüber einig, dass der Koralmtunnel unnötig ist. Das Verkehrsministerium rechnet mit 2,3 Milliarden Euro für den Tunnel und 5,3 Milliarden für die gesamte Strecke. Nach anderen Schätzungen soll allein der Tunnel mehr als fünf Milliarden Euro und die gesamte Koralmstrecke bis zu fünfzehn Milliarden Euro kosten. Wie auch immer: So viel Geld für so wenig Verkehr auszugeben würde nur dann Sinn ergeben, wenn der Staat unbegrenzt Geld zur Verfügung hätte. Der Staat ist jedoch verschuldet, und derartige Investitionen werden auf Pump gebaut.
Die EU spielt mit
Politische und finanzielle Unterstützung für das Koralm-Projekt gibt es auch von der EU , weil sich das mit ihren phantastischen Plänen zum europaweiten Transitverkehr deckt – für die Verkehrsachse von Danzig im Norden bis zur Adria im Süden. Dafür wurde vom Amt der Kärntner Landesregierung sogar eine eigene Homepage eingerichtet. Da heißt es: »Die günstige Wirtschaftsentwicklung hat diese für Österreich und Kärnten so bedeutende Verkehrsachse wieder zum Leben erweckt, mit dem Resultat, dass der Abschnitt Danzig–Warschau–Wien (von der EU ) zum ›Priority-Project‹ erklärt wurde. Die Koralmbahn als das Schlüsselprojekt der Baltisch-Adriatischen Achse wird der Vernetzung der Länder dienen.«
Priority
Eine Anfrage bei der ÖBB -Service-Telefonnummer ergibt, dass es zwei Möglichkeiten gibt, mit der Bahn von Danzig nach Venedig zu fahren. Erstens in der Früh, mit Umsteigen in Warschau und Wien. Das dauert knapp 24 Stunden. Zweitens mit Abfahrt am Nachmittag und Umsteigen in Warschau, Wien und Villach. Das dauert 25 Stunden. Für den letzten Streckenteil zwischen Villach und Venedig muss man einen Bus der ÖBB benutzen, denn die Bahnverbindung wurde vor einigen Jahren eingestellt. Wie heißt es so schön? Straße statt Schiene!
Der Tauerntunnel
Die Tauernstrecke ist ein schönes Beispiel dafür, wie man sich über Voraussagen zur Verkehrsentwicklung irren kann. In den 1960er und 1970er Jahren fuhren dort jeden Tag bis zu 118 Züge. Damit war die Kapazität ausgereizt. Und weil man
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