Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
Wahrheit annahmen. Und für uns? Kann jemand ernsthaft glauben, dass das von der Bibel verheißene Königreich Gottes auf eine derart triviale Weise verkündet und so die bevorstehende Regierungsgewalt von Christus über die bewohnte Erde angekündigt werden würde?
Dass ein solches Ereignis nur vor dem Frühstück in einem Speisesaal des Bethels in Brooklyn bekannt gegeben wird? Von dem aber niemand sonst, abgesehen von Russell, und möglicherweise noch nicht einmal der, etwas bemerkt hat, dürfte doch auch für jeden Zeugen bei näherer Betrachtung schwer nachvollziehbar sein.
Das „geistige Auge“
Auf ihrem Weg zum weltweiten Erfolg war die Wachtturmgesellschaft häufiger dazu gezwungen, nach Möglichkeiten und Wegen zur Klärung offen zutage getretener Widersprüche zu suchen. Zur Klärung von Widersprüchen zwischen ihren Lehren und den biblischen Aussagen auf der einen und ihren Prophezeiungen und der eingetretenen Realität auf der anderen Seite.
Eine der von ihr typischerweise angewandten Methoden zur Problemlösung besteht darin, die ihren Verlautbarungen entgegenstehenden biblischen Aussagen in ihren Publikationen schlicht zu ignorieren. Diese Methode wird von der WTG immer dann bevorzugt, wenn ihr dies möglich und erfolgversprechend erscheint. Und das ist häufig genug der Fall, da die Zeugengemeinschaft ihre Aussagen in der Regel willig annimmt und sie daher keine kritischen Nachfragen zu fürchten braucht. Um einen Widerspruch von außen braucht die WTG sich kaum zu sorgen, und wenn dies dennoch der Fall sein sollte, wird die Kritik umgehend als von „Satan gesteuerte“ Abtrünnigenkampagne diffamiert, auf die man nicht näher einzugehen brauche.
Eine weitere geübte Praxis besteht darin, die ursprünglichen Aussagen trotz inzwischen offen zutage getretener Fragwürdigkeit dennoch einfach weiter fortzuschreiben und das Problem sozusagen zunächst „auszusitzen“. Erst dann, wenn es der WTG opportun erscheint, wird stillschweigend und ohne eine weitere Erklärung eine Korrektur vorgenommen. Danach tut man so, als hätte man nie etwas anderes behauptet. Diese Methode hatte sich bereits unter der Führung Russells als erfolgreich erwiesen.
Daneben hat Führung der WTG das bereits von Russell entwickelte und beschriebene Instrument der Unsichtbarmachung über Jahrzehnte hinweg nahezu vervollkommnet und damit die ganze Irrationalität ihrer theokratischen Interpretationen und fehlgeschlagenen Prophezeiungen auf eine qualitativ neue Ebene gehoben.
Ein Beispiel dafür ist, dass die Organisation seit Russells Anfängen davon ausgeht und bis heute, wie bereits beschrieben, behauptet, dass sich die Gegenwart von Jesus und damit sein zweites Kommen parallel zu seiner bereits erwähnten Machtübernahme im Himmel im Jahr 1914 ereignet hat.
„Russell und seine Mitverbundenen verstanden schnell, dass Christi Gegenwart unsichtbar sein würde. Sie trennten sich von anderen Gruppen und begannen im Jahre 1879 mit der Veröffentlichung von geistiger Speise in der Zeitschrift Zions‘ Watch Tower and Herald of Christ’s Presence.
Darin wurde, gestützt auf die Bibel, vom ersten Jahre des Erscheinens an auf das Jahr 1914 als ein epochemachendes Jahr in der biblischen Chronologie hingewiesen. Deshalb waren diese Christen in der glücklichen Lage, im Jahre 1914, als Christi Gegenwart begann, wachend gefunden zu werden.“ 36
Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass die Gesellschaft indirekt einräumt, dass es sich dabei um eine Prophezeiung handle. Bei anderen Gelegenheiten, vor allem, wenn man auf die fehlgeschlagenen Voraussagen angesprochen wird, distanziert man sich eher von einer Prophetenrolle und möchte stattdessen lieber menschliche Unvollkommenheit für sich in Anspruch nehmen.
Auch andere, über biblische Erklärungen hinausgehende Annahmen, sollen sich nach Auffassung der WTG im metaphysischen Bereich vollzogen haben. Unsichtbar. Nicht greifbar, nicht erfassbar und nicht beweisbar und von daher im Nachhinein offenbar auch leicht veränderbar. Aber eben auch nur schwer glaubhaft zu machen. Wie soll man an solchermaßen „unfassbare“ Ereignisse mit innerer Überzeugung glauben können? Reicht ein blindes Vertrauen in die Aussagen der WTG aus?
Nein, so ist es nach Meinung der Organisation keinesfalls. Man könne - zumindest als guter Zeuge Jehovas - diese unsichtbaren Ereignisse tatsächlich wahrnehmen.
Womit? Natürlich nur mit dem bereits erwähnten „geistigen Auge“
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