Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
erste namhafte Summe, die der Familie zufloss, war eine Erbschaft in Höhe von 1.000 US$, die der Onkel von Charles, C. T. Russell Senior, der Familie vermacht hatte, als er im Dezember 1875 verstarb.
Im Jahr 1876 hatte sich Charles Taze Russell nach seinen ersten Diskussionen mit Barbour dazu entschlossen, sein Leben ganz dem Herrn zu widmen, da dessen Wiederkunft von beiden schon für das Jahr 1878 erwartet wurde. Sein bisheriges Geschäft würde er aufgeben und seine Geschäftsanteile verkaufen. Gesagt, getan. Obwohl keinerlei Quellen verfügbar sind, aus denen verlässliche Informationen über den Verkauf des Geschäfts wie Käufer, Konditionen und Summen entnommen werden könnten, lässt sich als plausibel annehmen, dass Russell einen angemessenen Geldbetrag, wenn auch wahrscheinlich nicht in der von der WTG verlautbarten Größenordnung, erzielen konnte.
Ein Verkaufserlös von umgerechnet mehr als 5 Millionen US$ nach heutigem Wert erscheint über den vermutlich weit übertriebenen Geschäftswert hinaus auch aus verschiedenen anderen Gründen fraglich. Wenn Charles Taze Russell bereits zu einem frühen Zeitpunkt so wohlhabend geworden wäre, warum war es denn notwendig, einen ihm und seinen Lehren ohnehin kritisch gegenüber eingestellten fremden Kapitalgeber im Jahr 1881 zum Präsidenten der ersten Wachtturmgesellschaft zu berufen?
Hat Russell selbst etwa nicht an den Erfolg seiner eigenen Mission und vor allem seiner Berufung geglaubt, dass er – der von einem ausgesprochenen Sendungsbewusstsein erfüllt war - sich nur mit einer untergeordneten Position zufriedengab?
Oder war es der schlichte finanzielle Zwang, einen Mann wie Conley in seiner Eigenschaft als Hauptsponsor auch zum Präsidenten der ersten Wachtturmgesellschaft zu berufen?
Damit stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Verbleib des beträchtlichen Vermögens von Charles, wenn er es denn zu diesem Zeitpunkt tatsächlich besessen hat. Ein Vermögen, das er doch schon vor Jahren ausschließlich dem Werk des Herrn zur Verfügung stellen wollte und das das Gründungskapital der Aktiengesellschaft um das Sechzigfache übertraf.
Wenn es, was wenig wahrscheinlich erscheint, in den nur vier Jahren zwischen Verkauf und Gründung der ersten WTG ausgegeben worden sein soll, dann ganz sicher nicht für Predigtdienstaktivitäten und Veröffentlichungen des jungen Pastors. Die erste größere Investition in eine Publikation erfolgte erst in den ersten zwölf Monaten nach der WTG-Gründung, also in den Jahren 1881 bis 1882.
In diesem Zeitraum gab die Gesellschaft als junge Verlagsfirma ca. 40.000 US$ für den Druck und die kostenlose Verbreitung ihres Produkts „Food for Thinking Christians“ „Speise für denkende Christen“ und einige andere Druckschriften aus. Russell behauptete später, dass diese Kosten allein von seinem Vater und ihm bestritten worden seien. Warum aber von seinem Vater, wenn er doch bereits eine viel höhere Summe allein in das Geschäft eingebracht hatte?
Tatsächlich ist der Hauptanteil dieses Geldes vermutlich von Conley finanziert und nur der Rest, eventuell entsprechend der Höhe ihrer Geschäftsanteile, von Joseph und Charles Taze Russel aufgebracht worden. Wie auch immer die tatsächlichen finanziellen Größenordnungen und Anteile verteilt waren, Conley entschied sich im Jahr 1882 jedenfalls – wie bereits angedeutet - dafür, keine „größeren Spenden“ zugunsten der WTG mehr vorzunehmen und sich von Russell zu trennen. Mit dem Ausbleiben dieser Spenden gingen die Aktivitäten der WTG daraufhin auch tatsächlich zurück und von 1882 bis Mitte der 1890iger Jahre verzeichnete die Gesellschaft nur vergleichsweise geringe Umsätze.
Wäre das der Fall gewesen, wenn Russell auf sein eigenes Kapital zurückgreifen konnte, mit dem er weiteres Wachstum leicht hätte finanzieren können?
Russell ließ die WTG im Jahr 1884 als Aktiengesellschaft eintragen, wohl auch in der Absicht, den Namen Conley aus den Annalen der Organisation zu tilgen. Er brach selbst mit der Familie von Conley und konnte sich später nicht einmal dazu durchringen, einige tröstende Worte anlässlich des Todes seines ehemaligen Gönners an die Hinterbliebenen zu richten. Noch nicht einmal einen Nachruf in einer seiner Publikationen zu drucken.
Russell ging so weit, dass er in den Folgejahren den Namen des ersten Präsidenten so konsequent verschwieg, dass selbst die heutige Generation der Zeugen Jehovas in aller Regel weder den Namen ihres
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