Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
Profit ausgerichtete Denken und die aus der Vergangenheit übernommenen Sichtweisen und Praktiken erwiesen sich alle christlich motivierten Änderungsbemühungen eines Raymond Franz, Ed Dunlap und vieler anderer, Gott mit ehrlichem Herzen liebender Brüder, letztlich als vergeblich. Die von Russell vererbte und von seinen Nachfolgern bereitwillig übernommene Geschäftsphilosophie des Wachtturmkonzerns haben sich bis heute als mächtiger erwiesen als alle christlichen Ideale und die von ihnen beseelten Brüder.
Diese waren in ihrer Liebe zu Gott und seinem Sohn Jesus Christus und ihrer Fixierung auf die ihnen vorgegeben geistigen Dinge von vornherein nicht in der Lage, die finanzielle und wirtschaftliche Ausrichtung der Organisation in ihrer Zielsetzung, ihrer Größenordnung und ihrer Bedeutung für das Ganze zu erkennen. 236
Vielleicht wollten sie diese auch nicht sehen, da sie andernfalls den Verlust ihrer Position oder gar den Ausschluss riskiert hätten. Ganz gewiss aber waren sie nicht in der Position, dagegen überhaupt etwas Wirkungsvolles unternehmen zu können.
„Die Zeugen Jehovas sind ein Bestandteil eines Systems geworden, in dem jeder einzelne sich selbst ausbeutet, zum Wohl einer Organisation, die der Einzelne nicht durchschauen kann, was sie genau ist, wer dahinter steht, welche Ziele sie wirklich verfolgt. Die Strukturen in diesem System sind so subtil, dass sich ihm der einzelne Mensch vollkommen unterordnet.“ 237
Und die letzte Aussage ist es vermutlich, die auch auf die „uninformierten“ Mitglieder der leitenden Körperschaft zutrifft. Sie haben sich zumeist über lange Jahre im Vollzeitdienst als treue und loyale Angehörige der Organisation erwiesen, die vorrangig vor allen anderen Eigenschaften das Gehorchen gelernt haben.
Kann man von ihnen, den bisher „willfährigen Funktionären“ einer autoritär strukturierten Organisation erwarten, dass sie in ihrer Einstellung, ihrer Überzeugung, ja ihrer ganzen Persönlichkeit, jetzt, da sie in dem höchsten Führungsgremium Sitz und Stimme erlangt haben, eine solche Kehrtwende vollziehen und eventuell sogar offen Kritik äußern?
Der Aufstieg und Ausschluss von Raymond Franz ist ein Einzelfall in der über einhundertdreißigjährigen Geschichte geblieben, womit sich diese Frage von selbst beantwortet hat.
Das System der Wachtturmgesellschaft ist fest etabliert und hat sich bewährt. Auf seiner Grundlage konnte die Entwicklung der Organisation bis auf Weiteres ungestört und gradlinig in den alten Gleisen verlaufen. Man verzichtet lieber auf all jene, denen es in erster Linie und wahrhaftig um die christliche Liebe, um mitmenschliche Handlungsweisen und die Einhaltung von biblischen Lehren geht und trennt sich von ihnen, bevor man wirtschaftliche und finanzielle Risiken der Organisation in Kauf nimmt.
Das ist das zweite, das wahre und das eigentliche Gesicht des Januskopfes der Wachtturmgesellschaft. Ein Gesicht, das von der Führung der Organisation und ihren Vertretern im normalen Alltag eines Zeugen Jehovas sorgsam im Verborgenen gehalten wird. Und ein Außenstehender kann diese Janusköpfigkeit der Wachtturmführung noch schwerer erkennen. Er sieht die zumeist freundlichen Brüder und Schwestern mit ihren Wachtturmzeitschriften vor sich, wenn er an die Zeugen Jehovas denkt.
Korrekt angezogen, mit einem gewinnenden Lächeln bieten sie die Publikationen ihrer Gesellschaft an. Sie sind stets höflich und zuvorkommend und betonen im Gespräch ihre Liebe zu Gott und seinem Sohn Jesus Christus. Kaum jemand würde auf die Idee kommen, dass es sich bei diesem Vorgehen um eine besondere Form des Marketings einer Verlagsgesellschaft handelt. Eine wirkungsvolle, aber auch perfide Strategie. Eine Strategie, die mit der Liebe der Menschen zu Gott um des wirtschaftlichen Nutzens willen ihr Schindluder treibt.
Das ist selbst – und vor allem - den Zeugen nicht bewusst, die vielleicht eher meinen, dass sie mit eingezahlten Spenden und eigenen Beiträgen „Schätze im Himmel für sich anhäufen“.
Solange dieser Sachverhalt im Dunkel und undiskutiert bleibt, wird auch das zweite Gesicht des Januskopfes der WTG nicht sichtbar. Ein Gesicht, das ansonsten immer nur dann, aber dafür umso wirkungsvoller und konsequenter in Erscheinung tritt, wenn die Organisation ihre eigentlichen Interessen bedroht oder auch nur berührt sieht. Bei einer Bedrohung der Organisation, die von dieser als mittelbar wahrgenommen wird, beispielsweise bei einer
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