Schwarze Blüte, sanfter Tod
Ãberlegte verzweifelt, wie ich wohl hier herauskommen könnte. Ungefesselt hätten mir die Hände des Typs nicht so viel Angst gemacht. Ich war zwar nie ein Schläger gewesen. Hatte allerdings schon in der Polizeizeit meine Ausbildung in Selbstverteidigung absolviert, war aber nur selten gezwungen gewesen, das Gelernte anzuwenden. Im Laufe der Zeit hatte ich mir ein Prinzip zu eigen gemacht, das durchaus nicht jeder guthieÃ, mit dem ich es aber geschafft hatte, bisher zu überleben: Wenn du gezwungen bist, dich um dein Leben zu schlagen, dann führe schon den ersten Hieb so, daà der Gegner für immer liegenbleibt.
Nun, wie die Dinge hier lagen, hatte ich gar keine Chance, mich zu verteidigen, egal auf welche Art.
»Ich habe drei Fragen an dich«, sagte der Typ. Dann hielt er mir seine linke Hand so hin, daà ich den Mittelfinger genau sehen konnte. Und die Tätowierung. Der Fisch mit den drei Punkten.
»Damit du weiÃt, was dich erwartet«, sagte der Typ. »Leute, die uns zu nahe treten, pflegen wir auszulöschen. Langsam. Verstanden?«
Ein Tritt folgte.
»Ja«, quetschte ich heraus. Diesmal war die rechte Niere der Empfänger gewesen.
»Also«, er machte eine Pause. Dann: »Wo ist diese uneheliche Tochter, von der der Island Guardian schreibt? Und wie heiÃt sie?«
Ich hatte erwartet, daà er das fragen würde. Und so versuchte ich, ihn hinzuhalten: »Sie müssen mir glauben, ich weià nicht, ob es sie überhaupt gibt. Sie ist vielleicht eine Erfindung der Zeitung ...«
Zuerst kam der Tritt. Dann, geknurrt: »Quatsch keine Opern. Wir haben den Rechtsanwalt in die Mache genommen. Er hat bestätigt, daà es sie gibt, und daà der Vater ihr persönlich das letzte Testament gegeben hat, nicht ihm. Sie hat dich beauftragt, für sie zu arbeiten. Leider hatte der kleine Glatzkopf einen Herzinfarkt vor Angst, bevor er uns ihre Adresse geben konnte. Also â rede!«
Ich gab mir viel Mühe, ehrlich zu klingen, als ich ihm erklärte, daà eine Dame mich in ein Teehaus bestellt hatte, wo ich einen Blick auf das Testament werfen durfte, und daà sie mich dann engagierte, aber ohne sich zu legitimieren.
»Sie würde mich anrufen, sagte sie. Das war alles. Sie behauptete, die Tochter des Zeitungsmannes zu sein, aber ob sie das wirklich war, weià ich nicht!«
Er dachte darüber nach. Dann, unvermittelt, schoà er die nächste Frage ab: »Wer hat Ba Kwon getötet?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. Es brachte mir den üblichen Tritt ein. »Wenn Sie den Mann meinen, der den Bruder des Zeitungsbosses getötet hat, dann kann ich nur wiederholen, was die Polizei bekanntgab, nämlich daà er geflüchtet ist. Unerkannt.«
»Und den Bruder des Zeitungsbosses haben sie begraben lassen?«
»So hörte ich es.«
Diesmal lieà er einen Tritt aus. »Was würdest du sagen, wenn du von mir erfährst, in dem Grab, in dem der Bruder des Zeitungsbosses liegen soll, liegt in Wirklichkeit Ba Kwon?«
»Der Zeitungsboà ... ich meine, sein Bruder, der hieà Yueh Lo-tsin ...«, begann ich. Mein Stottern war echt. Wenn sie das Grab geöffnet hatten, dann wuÃten sie natürlich Bescheid. Das konnte meinen Plan völlig zunichte machen.
»WeiÃt du, was unser Chef angeordnet hat?«
Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, mit dem Ergebnis, daà der Zwerg darin wieder anfing, mit dem Hämmerchen zu arbeiten.
»Wenn du es warst, der Ba Kwon erledigt hat, machen wir mit dir die tausend Schnitte. Bekannt?«
Die Methode, jemanden auf diese Art langsam zu töten, gehörte zum Standardrepertoire verschiedener chinesischer Gangs. Sie bestand darin, daà man einem Gefesselten mit einer sehr feinen, haarscharfen Klinge einen kleinen Schnitt nach dem anderen in die Haut ritzte, bis der ganze Körper voller solcher Schnitte war. Der so Behandelte lebte noch Stunden unter Qualen, bis er endgültig ausgeblutet starb.
»Bekannt«, sagte ich. »Aber ich habe den Mann nie gesehen. Auch den Bruder von dem Zeitungsboà nicht!« Ich hoffte, es klang wenigstens einigermaÃen glaubhaft.
Der Typ fuhr mich ungerührt nach einem weiteren FuÃtritt an: »Dritte Frage. Wo ist der Bruder? Ich meine den, der in England lebt. Wo ist sein Versteck?«
»Er hat sich versteckt? Ich denke, er ist tot!«
Wahrscheinlich durchschaute er meine Taktik, die Sache
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