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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Zigarette schien ihm nicht zu schmecken, er warf sie über Bord, sagte: »Er wird noch untersucht. Bis jetzt stehen die Pathologen vor einem Rätsel. Herzstillstand bei erstklassiger Gesundheit ...«
    Â»Das kommt vor«, versuchte ich ihn zu belehren. Aber er ging gar nicht darauf ein.
    Â»Morgen früh wissen wir mehr über die Todesursache. Aber ich ahne nichts Gutes.«
    Â»Und wie kann ich dir helfen?«
    Er nahm erst noch einen Schluck Bier. »Soll ich dir sagen, wer der Tote ist?«
    Â»Würde es mich überraschen?«
    Â»Ja. Selbst dich abgebrühten Privatschnüffler wird das überraschen. Sein Vater ist Emerson Choi.«
    Das hätte ich in der Tat nicht vermutet, vorausgesetzt es handelte sich um den Mann, den ich meinte.
    Â»Emerson Choi? Der Choi?«
    Â»Genau der.«
    Dieser alte Herr war der alleinige Inhaber einer der größten Tee-Exportagenturen in Hongkong. Konnte zwar Kwong Sang nicht schlagen, aber wer einen feinen Lung Ching schätzte, mit glatten Blättern, die an der Oberfläche wie gebügelt aussahen, mit einem Aroma, das Träume suggerierte, der kauft die Marke »Drachenlady« von Emerson Choi.
    Die Erzeugnisse, die Choi verkaufte, waren von so erlesener Qualität, daß sie sogar von den Herrschern arabischer Fürstenhäuser bezogen wurden.
    Ich kannte den Alten. Als ich noch bei der Polizei war, hatte es einen Einbruch in eine seiner Lagerhallen in Kowloon gegeben. Wir hatten das aufklären können. Choi war in den fünfziger Jahren nach Hongkong gekommen, aus Shanghai.
    Â»Und der Tote ist sein Sohn?« vergewisserte ich mich. Ich war über die Familienverhältnisse des Tee-Tycoons nicht weiter im Bilde.
    Bobby nickte. »Aus erster Ehe in China noch. Bürger der Volksrepublik.«
    Das veranlaßte mich zu einem Seufzer. Immer wenn Leute aus dem Mutterland in eine Sache verwickelt waren, bedeutete das zusätzliche Komplikationen. Was er nur in Macao gesucht hat?
    Â»Wir wissen es noch nicht genau. Aber Emerson Choi ist Mitte der fünfziger Jahre, als er aus Shanghai wegging und sich hier mit dem Teehandel zu beschäftigen begann, bereits verheiratet gewesen. In Shanghai. Die Frau mit dem Sohn blieb dort. Choi Lam.«
    Â»Hat er den Vater besucht?«
    Â»Ja. Wegen des Vaters bin ich überhaupt hier. Ich habe ihn über den Tod seines Sohnes unterrichten müssen. Er fragte nach dir.«
    Â»Nach mir? Ich habe nichts mehr mit der Hongkonger Polizei zu tun!«
    Â»Das weiß er. Aber er glaubt nicht an einen natürlichen Tod seines Sohnes. Hat noch die vorhergehenden Tage mit ihm verbracht. Sagt, so sieht kein Mensch aus, der am nächsten Morgen stirbt.«
    Â»Als er im Boot neben mir saß, sah er auch nicht so aus. Aber – was habe ich damit zu tun? Außer daß ich neben ihm saß ...«
    Â»Der Alte will mit dir sprechen. Ich vermute, er will dich mit der Aufklärung beauftragen.«
    Â»Das ist Sache der Polizei!«
    Â»Wir werden das möglicherweise schnell abschließen. Kein Mord – keine Ermittlungen.«
    Â»Und was soll ich dann daran aufklären? Soll ich nach Macao fahren und die Lady suchen, bei der dieser Choi Lam vielleicht am Abend vorher sein Herz überanstrengt hat? Er hätte im Jai Alai Stadion ein paar Dollar verwetten sollen, statt dessen ...«
    Pipi war plötzlich da. Ich roch zuerst eine Wolke von »Eternity«, die sie ankündigte. Wenn Pipi um diese Zeit duscht, nach einer verspielten Stunde mit mir, auch nach nur einer halben, schwelgt sie danach in Düften, die so exotisch sind wie ein ägyptisches Pharaonengrab. Aber angenehmer für die Nase. »He, ihr beiden, gehen wir aus? Streichen wir die Stadt rot an?«
    Â»Nicht rot, bitte«, wehrte Bobby säuerlich ab, »das könnte mißverstanden werden. Du siehst fabelhaft aus!«
    Sie tauschten ein paar Höflichkeiten. Dann erbot sich Pipi, ein Tablett voll Dim Sum an Deck zu holen, das noch im Kühlfach stand. Wir hatten ein paar Minuten, um uns zu verständigen, bevor aus diesem Besuch Bobbys ein bunter Abend wurde.
    Â»Kann ich dem Alten sagen, daß du ihn besuchen wirst?«
    Â»Kannst du. Morgen?«
    Â»Ruf mich vorher an. Es ist möglich, daß unsere Pathologen noch etwas entdecken, das du wissen mußt.«
    Â»Und ich komme euch nicht in den Weg?«
    Er wehrte ab: »Keine Angst. Wir sind froh, wenn der Alte sich an dir

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