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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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groß, um sich mit Tricks zu befassen. Das alles sind Ornamente, interessante Verzierungen. Ich… Mein Gott! Wir dürfen damit nichts anfangen. Wir dürfen nur tun, was uns nützt, um aus dieser Lage herauszukommen. Sie läßt uns keine Kraft für Spiele.«
      Der Leutnant hörte ein Geräusch, das er kannte, dessen Ursprung er aber nicht für möglich halten mochte in diesem Augenblick. Aber es war wirklich so: Ana zermalmte mit ihren Zähnen hingebungsvoll etwas Hartes, ein Stück Zwieback, das sie unter den Resten auf den Tellern gefunden hatte. Vielleicht lieferte das den Grund, warum er so scharf und mit solcher Kälte zu reden fortfuhr: »Ich wünschte, du würdest auf solche Gedanken verzichten und aufhören, aus diesen Einbildungen irgendwelche Verantwortlichkeiten abzuleiten. Sie sind überflüssig. Ich wünschte, du wolltest auf derlei Spiele verzichten, die die Leute verrückt machen. Ich brauche den Sender. Wir brauchen nichts als den Sender. Wenn du bitte genau das ausführen wolltest, was man dir sagt. Genau das und nichts anderes. Wir brauchen Zuverlässigkeit. Absolute Zuverlässigkeit. Ist das denn nicht endlich klar?«
      Das Malmen erstarb. Ana ging zwei zielsichere Schritte und fegte mit einer einzigen Bewegung die Reihe der Matrjoschkas vom Sims. Dann wandte sie sich um, stand breitbeinig da, den Rücken dem geleerten Feld und das Gesicht Jermakow zugewandt. »Wir hätten Radieschen säen sollen«, sagte sie.
      Die Matrjoschkas kollerten lange über den Fußboden. Jermakow sah die grünen Reflexe des Sekundenzählers in den Pupillen der Frau, die genau auf die seinen gerichtet waren. Eine Ewigkeit verrann, ehe er die Lider senkte. Ana war bloßfüßig. Er sah das jetzt, und ihre Füße waren in arg zerschundenem Zustand. Dicht neben den Zehen war eins der Püppchen noch immer nicht zur Ruhe gekommen.
      Jermakow sprang von seinem Schemel auf, kehrte Ana den Rücken zu und blieb eine Weile vor einem der Monitore stehen, obwohl der Schirm grau und tot war wie alle anderen auch. Als er sich wieder umwandte, sah er aus wie zuvor.
      Ana hatte sich nicht gerührt, ihr Gesicht leuchtete weiß aus dem Dämmer, nur der Chip neben der Nase brannte und der Mund, sie hatte die Unterlippe vorgeschoben.
      Jermakow sagte mit völlig veränderter Stimme: »Vergiß das, Ana. Vergiß es, ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich bitte dich, vergiß das auf immer.« Er ließ sich auf seinen Schemel sinken und sprach auf eine tastende Art, als seien ihm nun selbst die Worte abhanden gekommen: »Es ist merkwürdig. Da ist immer das Gefühl, als müßte ich dir dankbar sein. Ich kann damit nichts anfangen…« Dann blickte er Ana voll ins Gesicht und sagte mit einem Lächeln, das seine Lippen kaum sichtbar kräuselte: »Schick mir jemanden, der mir hilft, die Puppen wieder aufzustellen. Schick mir Giron.«

    »Hör mal, Poul«, sagte Rahel, als sie es nicht hatte vermeiden können, mit Lampoo zusammenzutreffen, und sah, wie plattfüßig der Mann durch den Gang schwankte. »Was nicht in Ordnung mit dir? Du siehst aus wie ’ne aufgetaute Tube Hefeextrakt.«
      Lampoo verzog das Gesicht zu einem gewinnenden Lächeln. »Die Coligeschichte…«, sagte er, »der Baal, der daran starb, deine Diagnose…«
      »Die solltest du dir notieren«, warf Rahel ein, »für zukünftigen Gebrauch.«
      »War ich wirklich so schlimm?«
      »Wie immer, mein Lieber. Nun, was ist mit dir?«
      »Deine Diagnose war richtig.«
      »Ach!« sagte Rahel überrascht und mißtrauisch, die Perlen klimperten in ihrem Haar.
      »Ich bin sicher.«
      »Die ganze Zeit?«
      »Die ganze Zeit. Es ist nicht dein Fehler.«
      »Wirklich? Was sonst?«
      »Glaubst du«, fragte Lampoo, »ich hätte nicht genau verfolgt, wie du die Colikulturen anlegtest? Ich passe immer auf. Genauer, als du denkst.«
      »Deine Stoffwechselbarriere ist so gut wie bewiesen. Die beiden Sachen beißen sich, was?«
      »Deins und meins sind gleich gut und gleich schlecht«, antwortete Lampoo, »die Biochemie eines Gestirns ist kein so einfältiges Ding, das man in ein paar Tagen in der Tasche hat. Hier beißt sich noch mehr, wir haben nur Glück gehabt. Orlow will fünfzig Jahre, um irgend etwas herauszukriegen, ich habe vergessen, was.«
      »Gut möglich.« Als ihr Lampoo Minze anbot, hüllte Rahel ihre Ablehnung in allen Charme, den sie zur Hand hatte. Dann fragte sie den Mann, warum er ihr das alles erzähle. Sie sah, wie er Luft

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