Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
Vom Netzwerk:
überaus leichten und schlüpfrigen Knollen halbgefüllten Sack. Schwäche befiel die zupackende Hand, sonderbare Zimperlichkeit, und die Absicht wegzustoßen, was schwarz und häßlich war, versackte in befremdend angenehmen Gefühlen.
      Die drei Frauen waren für Augenblicke förmlich unter schwarzem Geschlinge begraben. Unter Schnaufen und Zurufen drang Rahels Kichern hervor. Die Männer sahen sich an.
      Hernach stand Rahel ein wenig merkwürdig mit pumpenden Lungen da, und Judy sah den nach innen gerichteten Blick. »Ach, du auch?« wandte sie sich Rahel ernsthaft zu. »Ehrlich?«
      Jetzt erst schien Rahel zu sich zu kommen. »Mon Dieu«, sagte sie, »wenn die dich anfassen… Mir war wie die zärtliche Hand des richtigen Mannes auf meinem Bauch. Des richtigen Mannes und an den richtigen Stellen. Mon Dieu! Die können dich verrückt machen, was?« Dann gab sie etwas wie ein melodisches Schnurren von sich.
      Inzwischen fanden sich Painies ein, die mit größerer Masse und von weiter oben agierten, das Verdrängungsaxiom gab sich unhandlich. Unter das Lachen mischten sich neue Töne, die Töne fröhlichen, verwirrten, hilflosen Verzweifelns.
      Die akustischen Effekte spielten sich alle auf einer Welle ab. Das Walkie-talkie trug die Zurufe, das Lachen, den Lärm der Gesteinsbohrer, Hammerschläge und das hölzerne Geklapper der Painies gewissenhaft zu Jermakows Klause hin, und es trug die Fragen und Weisungen Jermakows zu den Bautrupps zurück. Auch auf der Welle wurde es eng. Was denn die verdammten Schwarzen machten? fragte Jermakow in eine Lücke des Lärmens. Viele Antworten. Zu viele. »Käfer?« schrie er zurück. »Was denn für Käfer?« Es dauerte, bis der Stratege verstand. »Eigentlich nichts?« schrie Jermakow. Niemand würdigte seine Ungehaltenheit.
      Danach trat das Geschehen in eine neue Phase ein. Die freien Enden der Leitung waren kaum noch fünfzig Meter voneinander entfernt, große, geneigte Schieferplatten lagen dazwischen, die Zone des Übergangs der Aue zum freien Feld. Painies und Boolies besetzten die Lücke, in ihre Spiele schlich sich destruktiver Eigensinn. Behende Doppelfinger lösten montierte Kupplungen, zogen Anker aus dem Gestein, Schlauchtrommeln wurden gerollt. Wie unversehens, keinesfalls mehr unmerklich, hatten die schwarzen Finger den menschlichen Händen nichts Geringeres entwunden als die Initiative. Die Monteure ergriffen die Flucht. Vor dem großartigen Panorama versank das Projekt in lachend ertragener Ohnmacht.
      Blicher rekelte sich in seinem Jeep. Er sagte zu Lampoo: »Guck dorthin, Großer, von denen kannst du was lernen.«
      Lampoo putzte das Glas seines Overalls. »So ein Unsinn. Sie stehlen wie die Raben«, sagte Tschuk und schlenkerte seine Hände. »Mir gefallen die«, sagte Blicher und grinste.
      Tschuk grinste zurück. »Dir auch?« fragte er und fuhr fort, seine Hände zu schlenkern.
      Jermakow hörte in der Ferne mit. Er war anderer Ansicht. Er beorderte den Jeep zur Station, er, Jermakow, werde die Dinge selbst in die Hand nehmen.
      Blicher schmiß irgendein Blech aus dem Wagen. Der Jeep heulte auf und schoß davon. Staub wirbelte hoch. Man stolperte durcheinander wie erblindet.
      Eine Ewigkeit schien zu verrinnen, ehe die Schatten der Menschen und die der schwarzen Einheimischen wieder sichtbar wurden. Die Parteien betrachteten einander. Der Bautrupp war irritiert, Lampoo ausgenommen, der mit angewiderter Miene fortfuhr, seinen Overall zu säubern. Boolies und Painies hatten sich in der Lücke zusammengerottet, sie umschlangen einander, schwarze Arme regten sich, Gesten der Beschwichtigung, betuliches Entgegenkommen, samtene Blicke aus verwirrend vielen Augen. Ein paar der schwarzen Kerle sahen aus, als lachten sie.
      Giron stand abseits und betrachtete die Szene. Hinter sich spürte er Ana und ihre Hand am Gurt seiner Druckflasche, elektrisierende Nähe. Er sah Tschuk mit jemandem reden, hörte Tschuks Stimme aber nicht auf der vereinbarten Welle. »Ich fürchte…«, sagte er.
      »Was?«
      »Wo ist Orlow? Sie sehen alle gleich aus in diesen… Einer fehlt. Orlow? Haben sie den an der Pumpe gelassen? Mein Gott! Redet Tschuk mit dem?«
      Tschuk löste sich plötzlich aus der Gruppe, rannte, ein Schlauchsegment hinter sich herziehend, auf das vom Fluß kommende Ende der Leitung zu, hockte nieder, kuppelte und eilte die Strecke wieder zurück. Plötzlich hielt er das Kupplungsrohr auf die Boolies und die Painies

Weitere Kostenlose Bücher