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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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lediglich ausgedacht, dass es sich dabei um eine Geschichte handelte. Er hätte also die grässlichen Dinge aus dieser Befragung genommen und zu einer tröstlichen Geschichte umgemünzt, die er seiner Tochter immer und immer wieder erzählte. Aber wieso hatte er das wohl getan?
    Sie merkte, wie sie sich nicht mehr die Stirn rieb, sondern sich die Fingerspitzen in die Haut stieß. Wie hackende Vögel. Sie öffnete die Augen und hörte damit auf.
    Blätterte dann in dem Ordner ein paar Seiten zurück, zu den Fotos von Charlotte: das abweisende, wilde kleine Mädchen und das andere, das sich ein wenig entspannte. Bei ihrem Anblick merkte sie, wie ihr, noch verschwommen, eine Idee kam.
    Wenn die Möglichkeit bestand, dass ihr Vater die Wahrheit in dieser Akte genommen und daraus eine Geschichte gemacht und sie so oft wiederholt hatte, dass Hannah sie für frei erfunden hielt … konnte es dann vielleicht auch sein, dass er das Gegenteil getan hatte? Eine frei erfundene Geschichte genommen und sie ihr gegenüber so oft wiederholt hatte und auch sie dazu gebracht hatte, sie tausendmal zu wiederholen, bis sie glaubte, sie sei wahr?
    Du bist Hannah Price, die Tochter von DS Colin Price.
    Doch das konnte nicht sein.
    Es ergab einfach keinen Sinn.
    DENNISON, CHARLES.
    Mit zitternden Händen schob Hannah die Webb-Dokumente zur Seite und öffnete den anderen Ordner. Ihr Foto lag zuoberst – Barnes hatte es also wirklich getan. Sie zog es heraus und steckte es gefaltet in die Tasche.
    Der erste Stoß Papiere war eine Zusammenfassung der Ermittlungen zu Charles Dennisons Verschwinden: eine Liste der befragten Personen; Aussagen, die zusammengetragen wurden. Als sie diesen Teil überflog, stieß Hannah auf den Namen ihres Vaters. Auch auf den von Barnes. Sie wurden beide immer wieder erwähnt, und aus dem nächsten zusammengehefteten Teil wurde ersichtlich, warum: Beschwerden, die Dennison selbst in großen, linkischen Lettern mit der Hand geschrieben hatte. Darin beschuldigte er DS Colin Price der Belästigung. Es gab mehrere davon, auf deren Rückseite jeweils ein Bericht über die entsprechenden Maßnahmen angeheftet war. Es hatte dienstliche Rügen gegen ihren Vater gegeben. Du lieber Himmel. Wenn man das hier las, bekam man den Eindruck, als hätte ihr Vater diesem Mann unablässig nachgestellt, ihn obsessiv verfolgt. Barnes hatte recht gehabt. Falls irgendjemand das hier las, sprang die Verbindung ins Auge.
    Was sie allerdings immer noch nicht verstand, war die Frage, wie man das verhindern sollte.
    Sie legte diese Berichte zur Seite und kam zum letzten Stoß in der Akte. Er war dicker als alle anderen zusammengenommen, das musste es also sein: die Ermittlungen gegen Dennison als Tatverdächtigen bei dem Mord an diesem Mädchen. Das entsprechende Aktenzeichen war direkt unten auf der Seite vermerkt …
    Hannah hielt inne.
    Es ist eine Geschichte von einem kleinen Mädchen, erinnerte sie sich.
    Dieses kleine Mädchen hat Ihrem Vater erzählt, ein Mann sei ihr gefolgt.
    Sie rührte sich nicht. Starrte nur unverwandt auf das Blatt vor ihren Augen.
    Ihr Vater war sehr beschäftigt, deshalb nahm er, was sie sagte, nicht ernst.
    In ihrem Kopf drehte sich plötzlich alles – ein Sturm der Worte und Erinnerungen –, als die Explosion schließlich im Hier und Jetzt ankam.
    Ich sollte auf alle aufpassen. Ich war nicht wachsam genug.
    Wir fanden ihre Unterwäsche in diesem Brunnen. Nicht ihre Leiche. Am nächsten Abend wurde sie am Strand angespült.
    »O Gott«, sagte Hannah. Nur dass sie kein Wort herausbekam.
    Ihr Vater und ich waren Freunde. Ich gehörte zu den Ersten, die nach der Entbindung im Krankenhaus waren. Ist es so schwer zu glauben, dass ich es für Colin getan habe?
    Ist das so schwer zu glauben?
    Hannah starrte auf das Aktenzeichen.
    [PRI-1976 a: Tötungsdelikt – Anna Price (Alter: 5)]
    Auszug aus Die schwarze Blume von Robert Wiseman
    Aus nächster Nähe wirkte die Abteikirche von Whitkirk noch älter und verwitterter als von der Promenade aus. Während Pearson darauf zufährt, fällt sein Blick auf die nackten, steinernen Bögen, die sich in den unterschiedlichsten Formen und Winkeln überschneiden. Sie haben sich mit der Zeit schwarz verfärbt; das ganze Gebilde gleicht dem verkohlten Brustkorb eines auf dem höchsten Punkt der Klippe in Brand gesetzten Riesen.
    Direkt hinter der Kirche befindet sich ein Parkplatz. Pearson biegt dorthin ab und hält neben einem ramponierten alten Ford. Drüben an der

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