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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Blick auf Pearson, wirkt allerdings nicht übertrieben interessiert. Es regnet noch stärker, und sie haben es zweifellos eilig, ins Trockene zu kommen.
    Er starrt geradeaus, hört, wie die Autotür zuschlägt. Als der alte Ford losfährt, spritzen die Steine unter den Reifen. Und dann ist Pearson mit dem Prasseln des Regens und den Gespenstern in seinem Kopf allein.
    Kaum öffnet er die Wagentür, regnet es ihm ins Gesicht, und ein kalter Wind schlägt ihm entgegen. Die Welt hallt ein wenig davon nach. Vielleicht kommt es vom Alkohol, doch sein Puls scheint ihm durch den ganzen Körper zu jagen: Er pocht ihm in der Kehle, dann in den Schläfen, dann mitten in der Brust. Über ihm erheben sich die Ruinen des Kirchturms. So wie der nackte Stein dort in den eisigen, grauen Himmel ragt, wirkt er wie aus einer anderen Welt.
    Pearson steigt über die Absperrung. Das Meer scheint sich, wo es in der Ferne an den Horizont grenzt, zusammenzuziehen. Direkt unter ihm ist es wild und zerfurcht, wirft sich an die Felsen und zerspringt in feine Splitter, nur um es im nächsten Anlauf wieder zu tun. Es liegt so weit unter ihm, dass er es, wie den Horizont, nicht klar in den Blick bekommt.
    Pearson holt tief Luft.
    Ja, er ist ganz anders als Sullivan. Er erträgt es nicht mehr. Es ist wahrlich keine Kleinigkeit, einen Mann zu töten. Es kommt ihm so vor, als bliebe der Welt nichts von dem verborgen, was dieser Mann getan hätte, wäre er noch am Leben, als trauerte sie dem Gespinst aus Ursache und Wirkung hinterher, das ihr zerrissen wurde. Und so holt sich die Welt zum Ausgleich für die Teile, die ihr fehlen, etwas von dir zurück.
    Eines allerdings haben er und Sullivan gemeinsam: Seit Pooles Verschwinden stehen sie beide unter scharfer Beobachtung. Es gibt Gerüchte und Spekulationen. So besessen, wie Sullivan von dem alten Mann gewesen ist, hat er natürlich das meiste abbekommen.
    Und so hat das hier vielleicht wenigstens ein Gutes.
    Pearson hat ein paar Abschiedszeilen geschrieben und säuberlich gefaltet auf dem Beifahrersitz seines Wagens hinterlassen. Es ist ein Geständnis, jedoch ohne einen Hinweis darauf, wo Pooles Leiche zu finden ist, dafür mit der klaren Aussage, dass er in jener Nacht allein gehandelt hat. Ohne ihn namentlich zu erwähnen, ist es das Beste, was Pearson tun kann, um Sullivan von einer Mitschuld zu entlasten.
    Er beugt sich über die Barriere.
    Sie fühlt sich kalt und nass unter seinen Händen an. Der Regen brennt ihm in den Augen.
    Immerhin etwas, denn er weiß, dass Sullivan die Suche nach Charlotte niemals aufgeben wird, solange es Hoffnung gibt, dass sie noch am Leben ist, und Pearson wünscht ihm dabei viel Glück. Seinem Freund die nötige Luft zu verschaffen, während ihn die Geister heimsuchen, ist das mindeste, was er für ihn noch tun kann.
    Er rutscht mit dem Fuß auf dem Geländer aus, als er hinüberklettert. Es ist nicht ganz so würdevoll, wie er es sich vorgestellt hatte. Ihm bleibt noch die Zeit für diesen letzten Gedanken, und er spürt noch die plötzliche Kälte und sieht noch, wie der Rand der Klippe vor dem verhangenen Himmel einem neuen Horizont entgegeneilt.
    Ihm bleibt noch die Zeit zu fühlen, wie er fliegt.

Dritter Teil
    25
    E s war früh am Abend, der Tag ging zur Neige, und es wurde schon dunkel, als ich das Krankenhaus wenige Meilen von Thornton entfernt erreichte.
    Der Parkplatz vor der Notaufnahme war kreisrund und umfasste wie die Blätter einer Blüte ein Blumenbeet in der Mitte. Ich fuhr in die erstbeste Lücke, die ich fand, rannte dann durch die kalte Abendluft zum Eingang hinüber und durch die Schiebetür in die Halle mit der Rezeption, wo es wie auf einer Baustelle aussah und mitten im Raum ein Geviert in Gipsverschalung, mit zwei dichten Reihen Plastikstühlen an beiden Wänden, abgetrennt war. Irgendwo surrten Erfrischungsautomaten leise vor sich hin. Die Rezeption befand sich am hinteren Ende: ein hell erleuchteter Würfel aus Plexiglas, in dem sich eine Frau um die vierzig bis fünfzig an ihren Schreibtischsessel lehnte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Wo geht’s zu Station 57?«
    »Da lang.« Sie beugte sich vor und zeigte mit einem Kugelschreiber auf einen Gang nach rechts. »Es gibt einen Personenfahrstuhl ein paar Türen weiter. Fünfter Stock, dann immer den Wegweisern nach.«
    »Danke.«
    Der Fahrstuhl war nicht schwer zu finden, doch ich drückte immer wieder auf den Knopf, da er eine Ewigkeit zu brauchen schien. Na mach schon. Komm. Endlich

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