Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Fahrer nickte, blickte auf seine Uhr und chauffierte Bruno zum
Rathaus zurück. Bruno nahm sich ein Glas Wein vom Tisch neben der Tür. In
seiner Abwesenheit schienen sich noch mehr Trauergäste eingefunden zu haben. Er
entdeckte Jean-Jacques, der alle anderen um Haupteslänge überragte, und
steuerte auf ihn zu, um ihm zu sagen, dass er aufbruchbereit sei.
„Der Brigadier sucht Sie schon überall“, sagte Jean-Jacques. „Er will
Sie jemandem vorstellen. Er steht da drüben am Fenster.“
Bruno drängte sich durch die Menge und hielt sein Weinglas in die Höhe,
um zu verhindern, dass es ihm aus der Hand geschlagen wurde. Plötzlich fand er
sich zwischen Boniface Pons, dem stämmigen Besitzer des Sägewerks, und dem
Baron wieder, die anscheinend Geschäftliches miteinander zu bereden hatten.
„Da bist du ja, Bruno“, grüßte der Baron. „Ich muss schon sagen, unsere
private Abschiedsfeier war mir doch um einiges lieber als dieser Auftrieb
hier.“
„Ah, Bruno, Sie können mir bestimmt verraten, wie der Amtsschimmel
läuft“, polterte Pons auf seine schroffe Art los. „Wie lange könnte es dauern,
bis eine Genehmigung zur Umwidmung des Sägewerks erteilt wird?“
„Eine ganze Weile“, antwortete Bruno. „Dass Ihnen der Bürgermeister
entgegenkommt, ist nicht zu erwarten, solange Ihre Familie Front gegen ihn
macht. Am Ende wird er womöglich sogar von Ihrem Sohn aus dem Amt gedrängt.
Und dass Sie dann von Ihrem Sohn Unterstützung erfahren, wage ich zu
bezweifeln.“
„Aber was wäre, wenn ich den Bau von Niedrigenergiehäusern beantrage?“,
fragte Pons. „Was, wenn ich ein ökologisches Projekt aufziehe, eines mit
Solarenergie, Erdwärmepumpen, vollisoliert, co2-neutral und mit dem ganzen
modernen Schnickschnack.“
„Dann bekommen Sie wahrscheinlich Ihre Genehmigung - und einen Skandal
obendrein, denn die Presse wird Sie und Ihren Sohn unter Korruptionsverdacht
stellen. Und was meinen Sie, wie schnell der Stadtrat gegen Sie aufgebracht
wäre? Dass Ihnen die Schließung des Sägewerks steuerliche Vorteile einbringt,
sorgt schon jetzt für einige Unruhe.“
„Genau das habe ich ihm auch schon gesagt“, schaltete sich der Baron
ein. „Ein solches Projekt käme nur mithilfe öffentlicher Subventionen zustande,
und sobald er die beantragt, gibt's Ärger. Deshalb habe ich ihm geraten, das
Land an mich abzutreten.“
„Aber das geht auch nicht so ohne Weiteres“, sagte Bruno.
„Voraussetzung dafür, dass die Industriebrache in bewohnbare Grundstücke
umgewandelt wird, wäre eine teure Altlastensanierung. Die zu umgehen, würde
kein Bürgermeister wagen.“
„Warten Sie die nächste Wahl ab, Bruno“, knurrte Pons. „Dann werden Sie
sehen, was ein Bürgermeister kann und was nicht.“
„Apropos“, sagte der Baron, „warum kandidieren Sie überhaupt? Sie nehmen
dem amtierenden Bürgermeister nur Stimmen weg, und am Ende wird Ihr Sohn ins
Rathaus einziehen.“
„Wie kommen Sie darauf? Ich werde mich durchsetzen, sowohl gegen meinen
verfluchten Sohn als auch gegen Mangin, diesen Waschlappen, der ständig
zwischen den Roten und Grünen zu vermitteln versucht, ohne zu wissen, auf
welcher Seite er steht.“
„Sie haben keine Chance und werden allenfalls ein paar Dutzend Stimmen
auf sich vereinen, die dem jetzigen Bürgermeister dann verlorengehen“,
entgegnete der Baron. „Unsere kommunistischen Freunde verstehen Ihre Kandidatur
nur als ein taktisches Manöver mit dem Ziel, der rotgrünen Koalition Ihres
Sohnes zur Macht zu verhelfen.“
„Was te faire enculer!“, schnaubte
Pons und zeigte ihm den Stinkefinger. „Ich habe jede Menge Unterstützung, und
wenn Leute wie Sie auch endlich Vernunft annehmen, werde ich die Wahlen mit
Abstand gewinnen. Übrigens, Bruno, ich dachte, Sie hätten sich mit meinem Sohn
angefreundet. Es heißt, Sie bekommen in seinem schicken Restaurant alles
gratis.“ Pons grinste hämisch.
Bruno glaubte nicht richtig zu hören und presste die Lippen aufeinander.
Wäre Platz gewesen, um mit der Hand auszuholen, hätte er ihm womöglich eine
verpasst.
„Sie irren“, sagte der Baron. „Ich war dabei, als Ihr Sohn großzügig
sein wollte, aber Bruno darauf bestand, die Rechnung zu bezahlen.“
„Na schön, vielleicht bin ich falsch informiert worden.“ Pons zuckte mit
den Achseln. „Vielleicht sind Sie sauer auf ihn, weil er Ihnen Ihre Freundin
ausspannt.“
Bruno holte tief Luft. „Sind Sie schon als Arschloch zur Welt gekommen,
Pons, oder arbeiten Sie
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