Schwarze Flotte 02 - Aufmarsch der Yevethaner
sich wieder über ihnen schloss. »Das ist unmöglich, wenn man die Familiennamen nicht kennt, die sie benutzt haben. Was ist, fahren wir jetzt, oder bleiben wir hier?«
»Fahren – wohin denn?«
»Nach Sodonna natürlich.«
»Revision neunundachtzig liegt mehr als fünfzehn Jahre zurück. Und wir wissen auch nicht, ob Norika mit dieser Trobe Saar mitgegangen ist, oder auch nur, ob Trobe zu deinem Kreis gehört hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das wieder ein neues Nord fünf – also eine Enttäuschung.«
»Nein«, widersprach sie. »Diesmal nicht.«
»Wieso bist du da so sicher? Noch vor einer Stunde hast du es für aussichtslos gehalten. Und noch heute Morgen warst du ganz sicher, dass sie nie auf Teyr geblieben wären. Woher kommt der plötzliche Optimismus?«
»Weil Kell Plath ein Fallanassi-Name ist.« Sie zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Das heißt ›angehaltener Atem‹, eine Anspielung auf unsere Meditationsübungen. Und im Übrigen«, meinte sie, »was haben wir denn sonst schon für Hinweise?«
»Da kann ich nicht widersprechen.« Luke suchte in seinen Taschen nach der Karte, die man ihnen bei der Einreise ausgehändigt hatte. »Also schön, wo liegt dieses Sodonna denn?«
Sodonna lag jenseits des Canyons am Fluss Noga, an einer Stelle, die allgemein als Endpunkt für die Schiff fahrt galt. Vor fünfhundert Jahren war Sodonna eine bedeutende Hafenstadt gewesen, von der aus das ganze Hinterland mit seinen zahlreichen Flüssen erschlossen wurde, und wo jeder, der ernsthaft daran interessiert war, jederzeit Arbeit finden konnte.
Mit dem Anwachsen des Flugverkehrs hatte die Schifffahrt dann allmählich an Bedeutung verloren, und damit war auch die Anziehungskraft von Sodonna gesunken. Heute gab es dort keine Docks mehr, und die Noga floss als kompliziertes Gebilde von Wasserfällen, Stromschnellen, Teichen und Kaskaden – alle kunstvoll angelegt und täuschend der Natur nachempfunden – durch die Stadt. Sodonna war die kleinste Stadt auf Teyr, die einen eigenen Raumhafen besaß, und diente als Umschlagplatz für eine Seitenlinie der Canyon-Schwebebahn, die hier als Einschienenbahn betrieben wurde.
Luke folgte dem Harvest Flyway bis Turos Noth und ließ es sich einen ansehnlichen Betrag kosten, den Kuppelgleiter an der dortigen Station der Schwebebahn abzustellen. Als es Nacht wurde, bestiegen er und Akanah einen Zug nach Westen und setzen sich in den Kurswagen, dessen Programmierung vorsah, dass er sich später vom Rest des Zuges trennte und alleine die Reise nach Sodonna fortsetzte.
Aber das würde erst nach einigen Stunden Fahrt durch die Finsternis der Fall sein. Auf Lukes Drängen lehnte Akanah sich in die Polster zurück und schlief. Sie war nicht die Einzige in der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Kabine, die sich so ausruhte. Die Fahrt war angenehm, und man hatte Mühe, das leichte, einschläfernde Schwanken der Kabine überhaupt wahrzunehmen. Die Kabinenbeleuchtung war so stark gedämpft, dass man sie kaum wahrnahm, und die individuellen Liegen passten sich der Körperform der Passagiere selbsttätig an und trugen damit zu ihrem Wohlbehagen bei.
Luke wagte nicht zu schlafen. Er musste bei Bewusstsein bleiben, um die Li Stonn-Maske nicht verblassen zu lassen – in den alten Aufzeichnungen war zwar vereinzelt von großen Jedi-Meistern die Rede, die selbst im Schlaf Illusionen ausstrahlen konnten, aber weder Luke noch irgendein anderer ihm bekannter Jedi hatte diese Fähigkeit in der Macht, die man als Alter Ego bezeichnete, erreicht. Und seine Maske in der Öffentlichkeit zu lüften, konnte Luke nicht riskieren – selbst wenn man ihn nicht als den erkannte, der er war, wurden Formwandler und Mentalisten im Allgemeinen als Diebe, Spione und Banditen angesehen, was zu fast ebenso großem Aufsehen führen würde.
Also blieb er wach, wachte über Akanah, belauschte geflüsterte Unterhaltungen und spürte die Energie der ihn umgebenden Passagiere. Und sah in die Nacht hinaus, wo Lichter in der Ferne erkennen ließen, wie schnell sie sich bewegten, und die Städte entlang ihrer Route den Zug mit ihrer rastlosen Energie umfassten, um ihn dann wieder der Finsternis zu überlassen.
Er fragte sich, ob die Frau, die Akanah als Nashira gekannt hatte, vielleicht irgendwo dort draußen in der Finsternis ebenfalls schlief, sei es nun friedlich oder unruhig, sei es von Angst erfüllt oder gelassen in sich selbst ruhend. Was würde meine Mutter von mir denken?, fragte er sich
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