Schwarze Flotte 02 - Aufmarsch der Yevethaner
solche Wahl treffen?«
Über Jorebs Gesicht breitete sich langsam ein seeliges Lächeln aus. »Unvorstellbare Wonne«, sagte er. »Ich könnte es Ihnen zeigen.«
»Nein«, erklärte sie entschieden.
Joreb zuckte die Achseln. »Ihre Wahl ist für mich genauso verblüffend wie die meine für Sie. Haben Sie denn Erinnerungen, die es wert sind, dass man sie so hoch schätzt? Allem Anschein nach war das bei mir nicht der Fall.«
» Mir wären sie wertvoll gewesen«, sagte sie, und jetzt rannen ihr die Tränen über die Wangen. »Ich bin hierher gekommen, um meinen Vater zu finden. Was soll ich jetzt tun?«
»Sie können bleiben, wenn Sie wollen«, bot er an. »In den oberen Etagen sind Zimmer frei. Wenigstens nehme ich das an. Trass würde es genau wissen. Aber ich fürchte, der Geschichte, die Ihre Mutter Ihnen erzählt hat, werde ich nie etwas hinzufügen können. Mag ja sein, dass Sie meine Tochter sind, wie Sie sagen«, sagte Joreb und schüttelte dann bedauernd den Kopf. »Aber ich bin nicht Ihr Vater.«
9
Zweiundzwanzig Stunden, nachdem sie Box A 13 verlassen hatte, kehrte Akanah dorthin zurück. Sie war bleich, ihre Kleidung schmutzig, ihr Blick stumpf.
»Sie sind nicht hier«, sagte sie müde, als sie in das Skiff kletterte und damit Luke aus einem nicht geplanten Nickerchen auf der Pilotenliege weckte. »Wir können gehen.«
Dann versuchte sie, ohne mehr zu sagen, in die Koje zu kriechen und den Vorhang vorzuziehen. Aber Luke folgte ihr dicht auf dem Fuße und war nicht bereit, sich nach so langem Warten mit so wenig zufrieden zu geben.
»Wo hingehen?«, sagte er und zog den Vorhang mit einer Hand beiseite. »Hast du etwas gefunden?«
»Ja, genug«, sagte Akanah und drehte sich halb zu ihm herum. »Ich erzähle es dir dann unterwegs.«
»Du hast gesagt, du würdest mich holen. Ich würde gerne die Schrift sehen. Ich würde gerne sehen, wo sie gelebt haben. Vielleicht ist da etwas, das ich wahrnehmen kann.«
»Ich bin zu müde«, sagte sie.
»Du wirkst auch sonst ziemlich mitgenommen, aber ich will ja nicht Buch führen«, sagte Luke. »Schau, ich habe die Dusche reinigen lassen und dafür Geld bezahlt. Ich denke, du solltest da jetzt hineingehen und sie wieder schmutzig machen. Und nachher reden wir. Du fühlst dich dann ganz bestimmt besser, ganz gleich, was nachher auch kommt.«
Zu Lukes Überraschung kam Akanah seiner Aufforderung nach. Sie blieb lange unter dem konzentrierten Strahl aus den sechs Duschköpfen, länger als Luke dort geblieben war. Als sie aus der Kabine kam, stand sie ein wenig aufrechter, ihr Gesicht hatte wieder Farbe, und in ihren Augen war wieder Leben.
Aber Luke hatte den Eindruck, dass alle Kraft und Energie, die Akanah aus der Dusche bezogen hatte, sich unmittelbar in Starrsinn umgewandelt hatte. Sie lehnte es strikt ab, mit ihm noch einmal in die Stadt zu gehen oder über das, was sie getan hatte oder wohin sie gegangen war, mit ihm zu reden.
»Ich will jetzt schlafen«, sagte sie mit einem Fuß auf der Leiter, den schmutzigen Dar-Umhang über einem Arm und mit ein paar letzten Wassertropfen, in denen sich die Sonne brach, auf den nackten Schultern. »Ich werde jetzt schlafen oder hier, wo ich stehe, zusammenbrechen.«
»Ich miete uns einen Flitzer…«
»Nein!«, widersprach sie scharf. »Wir sind hier fertig – ich habe nichts übersehen, und wenn ich ausgeruht bin, kann ich dir alles berichten, was ich gefunden habe. Sieh nur zu, dass wir hier wegkommen. Starte jetzt, und mach einen Sprung von ein paar Stunden in Richtung auf die Kernwelten. Bis du damit fertig bist, sollte ich wieder einigermaßen hergestellt sein. Aber im Augenblick muss ich einfach alleine sein und brauche meinen Schlaf. Und genau das werde ich jetzt tun.«
Sie schob sich so dicht an ihm vorbei, dass er die Seife in ihrem Haar riechen konnte, und kletterte die schmale Leiter ins Skiff hinauf. Luke atmete tief durch, runzelte dann resigniert die Stirn und ging an den Bug des Skiffs, wo er mit den Startchecks begann. Als er dann die Leiter in die Steuerkanzel hinaufkletterte, war der Vorhang vor die Koje gezogen, so dass sie wie ein dichter Kokon wirkte, ein Kokon, bei dem niemand ahnen konnte, was schließlich aus ihm hervorkommen würde.
Er ließ sich mit einem Seufzen in die Pilotenliege sinken, schaltete das Datapad ab und verwahrte es in einem Netz an der Wand. »Schlammfaultier an Talos Tower«, sagte Luke. »Verlassen A-dreizehn, erbitten Freigabe für Orbit.«
»Talos Tower. Bitte
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