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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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die brennenden Köpfe der Verdammten, die sich senkten, wenn ich mich ihnen näherte, und mir ihre Nacken darboten, so daß ein flacher Pfad vor mir erschien. Am Ende dieses Pfades sah ich den Teufel.« Heitor verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie stellen sie sich den Teufel vor, Seňor? Als einen Mann im roten Anzug mit Hörnern, einem Schwanz und einer Mistgabel?
Madre de mentiras
, nein. Der Teufel sah so aus, wie ihn mir meine Mutter beschrieben hatte, als ich ein kleines Kind war: Er hatte den Kopf eines Hais und den Körper einer wunderschönen, nackten Frau.« Er lächelte. »Meine Mutter hat gewarnt, ich solle mich vor dem Teufel hüten. Weil er häßlich ist? Nein, Seňor. Weil er wunderschön ist. Die Schönheit verleiht ihm seine Macht.«
    Croaker spürte Heitors unmittelbare Nähe. Was verbarg sich unter dessen beinahe unnatürlicher Ruhe? »Und was geschah in Ihrem Traum, nachdem sie den Teufel getroffen hatten?«
    »Ich habe ihn aufgegessen.« Heitors bernsteinfarbene Augen funkelten freudig. »Ohne zu zögern, habe ich mein Skalpell hervorgezogen und ihn in mundgerechte Bissen zerlegt, Seňor. Ich glaubte, daß sein Fleisch nach Tod und Verwesung stinken würde, aber es schmeckte nach Rosen.« Er spitzte die Lippen. »Meine Mutter hat mich gelehrt, Fleisch roh zu essen, so wie dieses. Sie hat behauptet, daß aus Totem durch Erhitzung alle Kraft verschwindet. Man soll es kalt und roh essen.
Muy bueno.
«
    Noch während Heitor die letzten Worte sprach, handelte er. Er wirbelte Croaker herum, rammte ihm die Handkante unter das Kinn und preßte zwei Finger seiner anderen Hand gegen seine Schläfe, wie Antonio es mit dem Killer gemacht hatte, um ihn außer Gefecht zu setzen.
Hetá I
. Croaker konnte nichts anderes tun, als seine rechte Hand in die Tasche zu stecken, in der der Zauberstein war.
    Er fühlte, wie ihn ein Frösteln überkam. Er schien von einem Eisblock eingeschlossen zu sein. Er versuchte, sich zu bewegen, aber es war unmöglich. Der Druck der beiden Finger lähmte ihn, während der Blick von Heitors bernsteinfarbenen Augen ihn durchbohrte.
    Heitors Gesicht schwebte direkt vor Croakers. »Wer sind Sie, sich die Geständnisse meines Bruders anzuhören? Sie sind nur ein Bote. Und wenn sie Ihre Botschaft überbracht haben …« Er lachte. »Sie können weiter spekulieren, was dann passieren wird.« Sein Gesicht verdüsterte sich plötzlich wieder. »Aber Vielleicht hat mein Bruder Illusionen. Vielleicht sieht er in Ihnen mehr als einen Boten. Ich sollte sie jetzt umlegen.«
    »Dann wird die Botschaft nie überbracht werden.« Croaker wußte verschwommen, daß es hier ein Rätsel gab, das gelöst werden mußte, aber in seinem Zustand konnte er nicht klar denken.
    »Ich werde es selbst erledigen!« Heitor spuckte die Worte förmlich aus. »Das habe ich schon die ganze Zeit gewollt. Ich bin kein fetter Sesselfurzer in mittleren Jahren, der tatenlos bei der Jagd zuschaut.«
    Croaker hatte die letzten paar Augenblicke damit verbracht, seine Energie darauf zu konzentrieren, die Finger seiner rechten Hand zu bewegen. Jetzt umschlossen sie den Zauberstein. Er spürte die vertraute Wärme und die prickelnde Ausstrahlung, die an die Hitze der Sonne erinnerte. Während sich diese Hitze in seinem Körper ausbreitete, begann seine Lähmung zu verschwinden.
    In Heitors Gesicht spiegelte sich Vorsicht. »Vielleicht will mein Bruder Ihnen Ihr Schicksal voraussagen. Aber das ist bei
Hetá I
nicht erlaubt. Vielleicht möchte er, daß sie wissen, wie sie von denen betrogen werden, die Ihnen am nächsten stehen. Wir haben diese Dinge gesehen. Wir sind mit vielen Geheimnissen des menschlichen Herzens vertraut. Und ich versichere Ihnen, Seňor: Es sind immer düstere Geheimnisse.«
    Croaker umklammerte den Zauberstein noch fester.
    »Antonio behauptet, wir wüßten zuviel, und das sei unnatürlich. Seiner Ansicht nach sind wir nur deshalb das, was wir sind, weil wir die Geheimnisse kennen, die niemand kennen sollte. Ich sage: Was soll's?
Madre de mentiras
, das Leben ist für uns ein einziges großes Spiel. Man macht mit, oder man stirbt. Wenn man verliert, kratzt man ab. Wenn man gewinnt, überlebt man und kann am nächsten Tag weiterspielen. Das sind unsere Gesetze. Und jetzt, Seňor, leben auch sie nach diesen Gesetzen.
Comprende
?
    »Natürlich, Heitor. Ich habe sehr gut verstanden.« Croaker preßte Heitor die rechte Hand mit dem Zauberstein gegen dessen flachen, muskulösen Bauch.
    Heitors bernsteinfarbene

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