Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
vor.
»Oh, richtig. Ja, mache ich.«
»Ich sorge dafür, dass Sie und Ihre Leute wieder ordentlich ausgerüstet werden. Wenn diese Bergleute irgendwas unternehmen und ihr alle zusammen nicht mehr habt als ein Entermesser, werdet ihr nicht sonderlich von Nutzen sein.«
»Neue Kanonen?« Freys Augen leuchteten auf.
Sie machte eine Handbewegung zu den herumhängenden Söldnern. »Auf Kosten der Firma natürlich. Die hat genug Werkzeug für eine ganze Armee im Depot.«
Frey strahlte. »Da würde ich nicht nein sagen. Silo und Malvery bevorzugen Flinten, wenn’s recht ist.«
»Na schön.«
Frey ging zu Silo hinüber, während Samandra den Söldnern befahl, die Waffen zu holen. Silo sah ihn kommen. Seine Augen blitzten zornig.
»Hey, hey, beruhige dich«, sagte Frey. »Was ist in dich gefahren?«
Silo funkelte ihn an und blickte dann zu Boden. Frey erkannte plötzlich, was ihm so zu schaffen machte. Er kam sich ein bisschen töricht vor, weil er es nicht schon früher bemerkt hatte. Gleich nebenan saß einer der Leute, die Silos Volk ein halbes Jahrtausend lang versklavt hatten.
Frey konnte nur vermuten, wie er von den Sammies im Verlauf seines Lebens behandelt worden war. Fast mit Sicherheit hatte er irgendwann einmal Freunde und Verwandte durch sie verloren. Und nun befand er sich zum ersten Mal seit seiner Flucht aus Samarla in unmittelbarer Nähe eines seiner verhassten Peiniger. Kein Wunder, dass er erregt war.
Frey hatte im Grunde nie über Silos Leben vor ihrer Begegnung nachgedacht. Soweit es ihn betraf, begann die Geschichte des Murthianers an jenem Tag, als er Frey an einer Bauchwunde sterbend vorfand, die ihm ein Dakkadianer mit seinem Bajonett irgendwo in den Tiefen des Dschungels im nördlichen Samarla zugefügt hatte. Er pflegte Frey gesund, und Frey holte ihn aus Samarla und der Sklaverei heraus. Seither waren sie immer zusammen gewesen, in stillschweigender und schweigsamer Kameradschaft. Keiner verlangte etwas vom anderen und erwartete dafür auch nichts von ihm. Sie hatten einander gegenseitig das Leben gerettet und dadurch ein Band geschmiedet, das subtiler war als jegliche Loyalitätsbekundung.
Frey legte dem Ingenieur die Hand auf die Schulter. »Lass dich davon nicht verrückt machen, Silo. Hier hat er keine Macht über dich – solange du sie ihm nicht gibst.«
Silo schien einigermaßen überrascht zu sein, solch kluge Worte aus dem Mund seines Kapitäns zu hören. Frey war selbst einigermaßen überrascht. Anscheinend war er heute gut in Form.
Silo holte tief Luft und stieß sie aus. »Sie haben recht. Bin hier nicht der Gefangene.« Er trat von einem Bein aufs andere. Ruhiger, aber immer noch nervös. »Tut mir leid, Käpt’n. Bringt es zurück, das ist alles. Zu wissen, dass einer von denen da drin ist.«
Frey klopfte ihm auf die Schulter. »Reiß dich am Riemen, hm?«, sagte er aufmunternd, wie er hoffte. Er ging weg und kam dabei an Malvery vorbei.
»Behalte ihn im Auge«, flüsterte er ihm aus dem Mundwinkel heraus zu.
»Alles klar«, sagte Malvery.
Trinica schaute aus dem Fenster mit Blick aufs Erdgeschoss der Raffinerie. Sie war schweigsam gewesen und hatte sich abseits gehalten, seit die Zenturienritter aufgetaucht waren. Frey gesellte sich zu ihr.
»Wie geht’s dir?«
»Gut«, sagte sie. »Wir sollten sehen, dass wir mit Roke sprechen können.«
»Besser, ich mache das«, erwiderte er. »Und wir halten dich raus. Du bist angeblich bloß ein Passagier.«
Sie nickte. »Tu dein Bestes.«
Die Anwesenheit der Zenturienritter schien ihr gleichgültig zu sein, so als wäre sie ohne ihr Outfit und ihr Make-up wirklich ein anderer Mensch. Ein Alter Ego, das nicht für die Taten der Piratenkapitänin Trinica Dracken verantwortlich war. In Anbetracht ihrer manchmal aufgespaltenen Gemütszustände fragte er sich, ob sie das eine tatsächlich vom anderen getrennt hatte. Vielleicht legte sie mit ihrer Verkleidung aus schwarzer Montur und weißer Haut auch eine kältere, härtere Persönlichkeit an. Jedenfalls hatte es den Anschein, als würde sie mit jedem ohne diese Verkleidung verbrachten Tag der jungen Frau ähnlicher, die Frey einst gekannt hatte. Gekannt und geliebt. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
Er trat auf Samandra zu, die mit Grissom sprach. Sie hielt inne, als er in die Nähe kam. »Kann ich Ihnen helfen, Kapitän Frey?«
»Ich möchte Roke sehen.«
»Ach wirklich? Ich habe mich schon gefragt, wann Sie endlich darum bitten würden. Ich wüsste
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