Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)
nicht, weshalb Sie sonst in Endurance sein sollten.«
»Und, darf ich?«
»Ich sollte Sie warnen, er ist nicht gerade der Gesprächigste.«
»Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich mir Mühe gebe.«
»Glaube ich Ihnen sofort. Sie dürfen gern mit ihm sprechen, aber ich will dabei sein. Und keine Grobheiten. Er ist ein mächtiger Mann, und wir sind die rechte Hand des Erzherzogs. Ist also nicht drin. Sie verstehen?«
»Ja«, sagte Frey ein wenig enttäuscht. Es war erheblich leichter, Antworten zu bekommen, wenn man sein Opfer durch den ganzen Raum kicken konnte. »Schon klar.«
Sie führte ihn über einen Flur zu einem anderen Büro. Der Raum des Vorarbeiters war kahl und nackt, mit dem für seine Funktion erforderlichen Mindestmaß an Möbeln und wenig sonst. Er vermutete, dass die richtigen Geldverdiener der Firma woanders luxuriösere Büros hatten, abseits des Lärms und Gestanks einer auf Hochtouren laufenden Raffinerie.
Almore Roke saß hinter dem Schreibtisch und schrieb einen Brief. Er war ein aufrechter, gebieterisch wirkender Mann mit kurz gestutztem, grau meliertem Bart. Eine Augenbraue hing herab und verlieh ihm einen permanent misstrauischen Ausdruck. Er trug einen schicken Anzug und silberne Manschettenknöpfe.
»Wer ist das?«, fragte er mit einem Blick auf Frey.
»Kapitän Darian Frey von der Ketty Jay«, antwortete Frey. Er betrat den Raum, und Samandra kam mit ihm
herein. »Wie ich höre, haben Sie früher in Harvin Grists Crew gedient.«
Roke warf seinen Federhalter hin und lehnte sich in seinen Stuhl zurück, die Arme verdrossen verschränkt. »Das schon wieder? Na und?«
»Ich suche ihn.«
»Die auch«, sagte Roke und reckte das Kinn zu Samandra. »Was geht mich das an?«
Rokes Akzent war eine seltsame Mischung aus der rauen, gutturalen Sprechweise der Nichtadligen und einem schneidigeren, flötenden aristokratischen Singsang. Ein Mann aus einer armen Familie, der sich nun als einer der Reichen auszugeben versuchte. Frey bezweifelte, dass sich irgendjemand von ihm täuschen ließ.
»Ich wüsste gern, ob Sie irgendwelche Orte kennen, wo er sich aufhalten könnte«, sagte Frey. »Verstecke, die er früher benutzt hat, bekannte Treffpunkte oder so. Es ist sehr wichtig, dass wir ihn finden.«
»So? Warum?«
»Weil er sonst viele Menschen töten könnte.«
Samandra starrte ihn überrascht an. »Wie bitte?«
»Dieses Gerät, das er sich beschafft hat. Wir glauben, dass die Erwecker wissen, was es ist. Und sie sind offenbar der Ansicht, dass es Tausende von Leben kosten könnte.«
»Ich dachte, es wäre eine Energiequelle?«, sagte Samandra.
»Dachten wir auch. Ist es aber nicht.«
Roke verfolgte ihren Wortwechsel amüsiert. »Ich weiß, wo er ist«, sagte er. »Ich kenne sein Versteck. Wenn er untergetaucht ist, dann dort.«
»Und?«
»Und«, sagte der Geschäftsmann und streckte den Rücken,
»ich sage es Ihnen, sobald Miss Bree sich bei mir entschuldigt hat, und unter der Bedingung, dass mein Gast und ich freigelassen werden und sicheres Geleit zu einem Hafen unserer Wahl bekommen.«
»Ihr Gast? Der Sammie?«
»Vulgärer Ausdruck«, sagte Roke mit spöttischem Lächeln. »Die Samarlaner sind ein faszinierendes Volk. Sehr kultiviert. Schade, dass der kleine Mann nicht vergeben kann, was in der Vergangenheit geschehen ist.«
»Wann haben Sie aufgehört, ein kleiner Mann zu sein?«, fragte Samandra.
Roke ignorierte ihren Seitenhieb. »Soviel ich weiß, ist der Umgang mit Samarlanern nicht verboten. Unser Graf Hengar war recht bekannt für seine Affären. Warum werde ich also wie ein Verbrecher behandelt?«
»Weil es verboten ist, ihnen Aerium zu verkaufen, vor allem, seit eine Menge Leute den Ansicht sind, dass sie eine Luftstreitkraft ausrüsten, um noch einmal eine Invasion bei uns zu versuchen«, sagte Samandra. »Damit wären Sie ein Verräter. Wie auch immer, Sie bekommen sicheres Geleit, sobald die Marine eintrifft. Und Sie werden freigelassen, nachdem Sie unsere Neugier befriedigt haben, warum ein führender Mitarbeiter eines bedeutenden Bergbauunternehmens, das Aerium fördert, so dick mit einem unserer alten Feinde aus dem Süden befreundet ist.«
»Das reicht nicht«, sagte Roke.
»Tja, es wird reichen müssen.«
Roke verdrehte die Augen und sah Frey an. »Ihre Freundin hier hat keinen blassen Schimmer von den Grundlagen der Verhandlungskunst, oder?«
»Sie scheint wirklich ziemlich unflexibel zu sein«, stimmte Frey ihm zu.
»Vielleicht sind Sie ein
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