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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Tagen auch nicht«, gestand Frey.
    »Aber Sie spielen trotzdem immer wieder, stimmt’s?« Grist lachte. »Was man so alles tut, um sich lebendig zu fühlen.«
    Frey sah den Mann neben ihm an. Er mochte Grist. Der Kapitän der Storm Dog wirkte verlässlich und eindrucksvoll und war von einer rauen Herzlichkeit. Er bezog andere auf eine Weise ein, dass sie beinahe dankbar dafür waren. Er erinnerte Frey an Malvery, nur dass er anscheinend nicht sein ganzes Leben im Grog-Suff verbrachte.
    »Darüber habe ich in letzter Zeit viel nachgedacht«, sagte er. »Wünschten Sie nicht manchmal, Sie hätten es nicht nötig? Also, dass Sie sich auch ohne den Qualm, den Schnaps, die Karten und alles andere wohlfühlen könnten? Manchen Leuten scheint das ja zu gelingen.«
    Grists Stirn furchte sich. »Männern wie Ihnen un’ mir tut’s nicht gut, so zu denken, Frey«, sagte er. »Wir leben für den heutigen Tag. Die Vergangenheit bedeutet nichts, und die Zukunft ist einen Dreck wert. Bei Sonnenaufgang könnten wir alle tot sein.« Seine dunklen Augen fanden die von Frey. »Isses nicht so?«
    Frey schaute zu Boden. »Ja. So ist es.«
    »Wie auch immer, was ist falsch daran, wenn man ein bisschen Spaß hat? Wollen Sie ewig leben, oder was?«
    »Ach«, sagte Frey, »ich hätte nichts dagegen.«

    Grist lachte schallend, was einen weiteren Hustenanfall auslöste. »Ich auch nicht!«, keuchte er, schlug sich auf den Schenkel, hustete und lachte so sehr, dass er beinahe platzte. »Ich auch nicht!«
     
    Mit Einbruch der Nacht ließ der Regen ein wenig nach, aber die Wolken blieben am Himmel, und der Mond spendete kein Licht. Unter Hodds Anleitung schlugen sie ihr Lager auf einem Flecken hochgelegenen Geländes auf und spannten zwischen mehrere Bäume eine Plane, die als Dach fungieren sollte. Hodd baute eine erhöhte Plattform aus Steinen und schaffte es irgendwie, ein Feuer in Gang zu bekommen.
    Der Mann kannte seine Überlebenstechniken, musste Jez zugeben. Und er schien immer noch zuversichtlich zu sein, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Sein Benehmen und seine Vorgeschichte lösten vielleicht Misstrauen aus, aber niemand verbrachte sein halbes Leben als Forscher, ohne ein paar Dinge zu lernen.
    In der Nacht erwachte der Regenwald zum Leben. Aus den Baumkronen ertönte Geschrei und Geheul. Überall um sie herum plapperten und summten Insekten. Fledermäuse sausten durch die Luft. Abscheu erregende Geschöpfe schlichen und krochen im Dunkeln umher.
    Jez gehörte zu den Freiwilligen für die erste Wache, aber sie hatte vor, auch die zweite und dritte zu übernehmen. Im Dunkeln war ihr Sehvermögen besser als das aller anderen, und sie brauchte keinen Schlaf. Normalerweise gab sie sich große Mühe, ihren Zustand vor Fremden zu verbergen. Um keinen Verdacht zu erregen, tat sie so, als ob sie essen und schlafen würde. Aber diesmal würde sie ausnahmsweise Schlaflosigkeit vorschützen. Der
Nachmittag und der Abend waren ohne Zwischenfälle verstrichen, aber sie baute nicht darauf, dass ihnen das Glück hold bleiben würde. Sie wollte nicht, dass sich etwas nachts an sie heranschlich.
    Sie stand mit dem Rücken zum Lager, den unbedeckten Kopf den Elementen ausgesetzt, das schwarze Haar an die Stirn geklebt. Sie hatte darauf verzichtet, die Kapuze ihres Mantels aufzusetzen, damit sie ihr nicht die Sicht zu den Seiten verdeckte. Hinter ihr machten die Männer den letzten Rest Suppe warm. Einige kauerten dicht beim Feuer. Andere waren bereits erschöpft in ihre Schlafsäcke gekrochen.
    Während sie dort im Regen stand, versuchte sie, die Trance auszulösen. Wenn sie in diesen seltsamen Zustand der Hyper-Wahrnehmungsfähigkeit überging, würde sie den Wald fühlen, statt ihn nur zu sehen. Sie würde die Tiere spüren und etwaige Gefahren identifizieren können. In der Vergangenheit hatte sie sogar in Köpfe hineingeschaut. Bei einer Schießerei hatte sie einmal die Gedanken eines Mannes gelesen, unmittelbar bevor sie ihn erschossen hatte.
    Im Chaos der Geräusche des Waldes glaubte sie, die Schreie der Manen zu hören. Aber die Trance wollte sich nicht einstellen. Sie konnte sie nicht herbeizwingen. Die Trancezustände übermannten sie ohne erkennbaren Grund, und sie wusste nicht, wie man sie kontrollieren konnte. Vielleicht würde sie es nie herausfinden.
    Sie hörte, wie sich jemand vom Feuer her näherte. Als sie sich umschaute, sah sie Silo. Der Schatten seiner Kapuze gab nur den Blick auf seine Hakennase frei. Wortlos setzte er

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