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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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in die Cullum Street und nicht ans andere Ende der Stadt.“
    Sie erhielt keine Antwort, außer dass der Kerl das Pferd noch heftiger antrieb und sie Mühe hatte, dass ihr der Kutschenschlag nicht aus der Hand gerissen wurde.
    „Haben Sie nicht gehört?“
    Die Kutsche nahm eine enge Kurve, zwei ihrer Räder gerieten auf den Bordstein und das Gefährt hing für einen Moment in der Schräglage. Violet klammerte sich an die Polster und wäre um ein Haar hinausgeschleudert worden. Erschrocken zog sie den Schlag wieder zu und versuchte, durch das winzige Rückfenster einen Blick auf den Kutscher zu werfen. Doch sie konnte nichts von ihm erkennen als seine schwarzen Hosenbeine.
    Da stimmte etwas nicht. Dieser Mann war kein Kutscher, sonst hätte er hohe Stiefel getragen. Angst erfasste sie und sie versuchte verzweifelt durch das Fenster die Umgebung zu erkennen. Da waren keine Häuser mehr, auch keine Straße, der schwache, zitternde Lichtschein der Kutschenlaternen verlor sich in pechschwarzer Finsternis. Dann, in einer weiteren scharfen Biegung, verlosch die Laterne vollständig.
    Sie musste aus dieser Teufelskutsche springen, ganz gleich, wo sie landete und ob sie sich dabei verletzte. Tausend erschreckende Bilder zogen durch ihr Hirn – Reisende, die man entführt und bestialisch ermordet hatte. Deren Leichen vom Fluss verschlungen und erst Tage später ans Ufer gespült worden waren. Junge Mädchen, die missbraucht und dann nackt und mit durchgeschnittenen Kehlen in einem dunklen Kellerloch gefunden wurden.
    Und wenn es der Mörder von Whitechapel ist, schoss es ihr durch den Sinn. Ist die Kutsche deshalb nicht gleich losgefahren, weil dieses Monster den Kutscher vom Bock gestoßen und sich an seine Stelle gesetzt hat?
    Die Panik war plötzlich so groß, dass sie es kaum zuwege brachte, den Griff des Kutschenschlags herabzudrücken. Verzweifelt riss sie an der Tür, die sich bei der unruhigen Fahrt offensichtlich verklemmt hatte – dann glaubte sie plötzlich draußen die glitzernden, kleinen Wellen des Flusses zu sehen. Oh Gott – er hatte sie zur Themse hinuntergefahren – sie war verloren.
    Der Hansom machte einen harten Schwenk nach links, Violet klammerte sich an den Griff des Kutschenschlags, der sich ablöste und ihr in der Hand blieb. Sie hörte, wie der geheimnisvolle Wagenlenker leise und beruhigend zischte und das Pferd zügelte. Die Kutsche hielt an, Violet rüttelte an der verklemmten Tür, begriff dann, dass sie zur anderen Seite aussteigen musste, und warf sich hinüber.
    In diesem Augenblick sah sie ein Streichholz aufflackern, eine Kutschenlaterne flammte auf und die dunkle Silhouette des Mannes wuchs in ihrem Schein empor. Sie erstarrte.
    „So kommst du mir nicht davon“, sagte Marlow mit bedrohlicher Ruhe.
    Sie war einer Ohnmacht gefährlich nahe und nahm nur undeutlich wahr, dass er zu ihr in den Wagen stieg und die Kutschentür hinter sich zuschlug.
    „Was wollen Sie von mir?“, stammelte sie. „Bringen Sie mich in die Cullum Street. Ich werde Sie niemals wieder behelligen.“
    „Einverstanden.“
    Er starrte sie mit dunklen, glitzernden Augen an, die an das kalte Wasser des Flusses erinnerten. Violet spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    „Worauf warten Sie noch?“
    Er setzte ein Knie auf das Sitzpolster neben ihr und verharrte in gebeugter Haltung, wie zum Sprung bereit.
    „Nur noch keine Kleinigkeit, meine Hübsche“, sagte er leise. „Ich habe es die ganze Zeit über vermeiden wollen, aber nachdem ich dich über eine Stunde in der stockdunklen Stadt suchen musste, denke ich, dass ich es mir verdient habe.“
    „Wovon sprechen Sie?“, flüsterte sie mit ersterbender Stimme.
    Es lag wenig Sinn in der Frage, denn sie ahnte sehr wohl, was er vorhatte. Sie hatte nicht die geringste Chance, ihm zu entkommen, war ihm hier in dem engen Raum vollkommen ausgeliefert, denn die rettende Tür neben ihr ließ sich nicht öffnen. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihm entgegen, zuckte angstvoll zusammen, als sie seine Hände auf ihren Schultern spürte, und kauerte sich in den Sitz.
    „Nur weiter so, kleine Hure“, murmelte er und schob ihr das Kleid von den Schultern. „Du spielst diese Rolle so vorzüglich, dass du mich schon einmal fast überzeugt hättest.“
    Sie begriff nichts, spürte nur die Verachtung, die ihr aus diesen Worten entgegen schlug, und versuchte ihr Kleid festzuhalten.
    „Du musst es nicht übertreiben“, meinte er unzufrieden. „Es reicht ein wenig

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