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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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hohem Absatz. Sie war so jung, dass Ferrara auf minderjährig tippte. Er ging nicht in das Büro hinein, sondern schloss die Tür geräuschlos und setzte seinen Weg fort, wobei er auch in den anderen Zimmern vorbeischaute.
    76
    Florenz würde nie wieder dieselbe Stadt sein.
    Es war zwecklos, das zu leugnen, nachdem nun die Zeitungen über das satanistische Ritual und den Mord auf der Ponte Vecchio berichtet hatten.
    Die Florentiner würden von jetzt an beim geringsten Anlass beunruhigt reagieren und natürlich die nahe liegende Frage stellen: Was wird als Nächstes passieren?
    Ein Albtraum!
    Es gibt Ereignisse, die das Leben eines einzelnen Menschen verändern, und solche, die das Leben in einer Stadt verändern. Die Zeit, in der man in Florenz unbesorgt herumspazieren und seinem Alltag nachgehen konnte, würde vorerst nur noch eine schöne Erinnerung sein.
    Der Commissario saß an seinem Schreibtisch und blätterte durch die Zeitungen, wobei er langsam seinen Kaffee schlürfte. Die Lokalblätter widmeten dem Vorfall in Sesto Fiorentino, im Gegensatz zu den Fernsehnachrichten, sehr viel Platz. Die Überschriften folgten fast alle demselben Tenor:
    Satanistischer Ritualmord!
    Teufelsanbeter nun auch in Florenz!
    Dem noch unbekannten Opfer wurde ein Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren zugeschrieben, und mitten auf der Titelseite der Nazione prangte ein Foto der Kapelle mit den deutlich sichtbaren Siegeln der Polizei an der Tür.
    In der Tirreno las der Commissario ein Interview mit einem bekannten, auf Italien spezialisierten Religionsexperten, das mit vielen Fotos versehen war. Der Experte lieferte einen Überblick über die in der Toskana aktiven satanistischen Gruppen, jedoch ohne präzise Angaben zu machen.
    Über den Mord an dem Migranten brachte nur La Nazione eine kurze Meldung, die hervorgehoben wurde durch die fett gedruckte Überschrift:
    Letzte Meldung
    Ferrara las sie gerade, als der Polizeipräsident der Squadra Mobile einen Besuch abstattete.
    Es war zehn Uhr sechzehn.
    Der Präsident, der einen Umschlag in der Rechten hielt, war noch röter im Gesicht als gewöhnlich, und auch sein Gang ließ auf eine gewisse Nervosität schließen. Auf seinem Weg durch die Flure blickte er mal nach links, mal nach rechts in die offenen Büros hinein. Der eine oder andere Beamte, verdutzt über Adinolfis Erscheinen, kam an die Tür und starrte ihm hinterher. Da musste etwas sehr Ernstes vorgefallen sein.
    Der Präsident betrat das Büro des Commissario.
    »Dottor Ferrara, wir müssen miteinander reden!«, sagte er ohne eine Begrüßung und wedelte mit dem Umschlag.
    Der Commissario stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum zu der Besprechungsecke und setzte sich in den Sessel neben dem, in dem Filippo Adinolfi bereits Platz genommen hatte. Ferrara sah ihn fragend an und war gespannt, was es gab, zumal der Präsident ihn nicht zu sich zitiert, sondern sich selbst zu ihm bemüht hatte.
    Das war noch nie vorgekommen.
    »Lesen Sie das!«, sagte Adinolfi und drückte ihm den Umschlag in die Hand. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein undefinierbarer Ausdruck ab. Bestürzung? Sorge? Angst? Schwer zu sagen. Vielleicht einfach nur das Unbehagen eines Mannes, der die politische Verantwortung für die sich häufenden Geschehnisse auf seinen Schultern lasten fühlte.
    Ferrara öffnete den Umschlag und zog einen Bogen mit dem Briefkopf der Nazione heraus. Er entfaltete ihn und las. Es war die Abschrift eines anonymen Anrufs, den die Telefonistin in der Zentrale angenommen hatte.
    Ich spreche im Namen der LCS. Wir haben den Kerl mit markierten Kugeln hingerichtet. Sagen Sie der Polizei, dass wir uns in Zukunft um die Sicherheit in der Stadt kümmern werden, wenn sie es nicht tut!
    »Das hat mir der Chefredakteur persönlich vor ein paar Minuten vorbeigebracht. Um die Ermittlungen nicht zu behindern, haben sie das heute nicht veröffentlicht und werden es auch künftig nicht veröffentlichen«, sagte der Präsident. »Jetzt möchte ich von Ihnen wissen: Ist dieses Detail mit den markierten Kugeln schon festgestellt worden?«
    »Nein, die Autopsie war ja noch nicht. Sie wird heute Nachmittag durchgeführt. Erst dann können wir das bestätigen oder nicht.«
    »Wieso das denn? Haben Sie denn keine Kugeln sichergestellt?« Seine Stimme überschlug sich fast.
    Ferrara merkte wieder, dass Adinolfi in seiner Laufbahn noch nie eine polizeiliche Ermittlung geleitet hatte. »Die Projektile stecken noch in der Leiche. Am Tatort sind

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