Schwarze Rosen
getan.«
»Hoffen wir es. Und dein Patensohn?« Nun sah er ihm direkt in die Augen, als wollte er seine Reaktion abschätzen.
»Ist mir treu ergeben wie immer. Er ist mein Ein und Alles seit Eldas Tod.«
»Sicher?«
»Ganz sicher. Warum fragst du?«
In diesem Moment kam ein Kellner in Livree mit einem Tablett voller Cocktails auf sie zu, sodass sie ihr Gespräch unterbrechen mussten. Sie nahmen sich jeder ein Glas und stießen miteinander an.
»Alles Gute zum Geburtstag!«, gratulierte der Gast noch einmal.
»Ich danke dir, mein Freund!«
Der Kellner nahm die leeren Gläser entgegen und setzte seinen Rundgang zwischen den anderen Gästen fort.
»Und jetzt wollen wir uns ein wenig unters Volk mischen, Enrico.«
Sie schlenderten von einem Grüppchen zum nächsten und verweilten jeweils gerade lange genug, um ein paar launige Worte zu wechseln.
Sir George Holley war schon mit fünfzig auf dem Gipfel seines Erfolgs gewesen. Er besaß alles, was man sich vom Leben nur wünschen könnte: eine wunderbare Familie, Gesundheit, eine glückliche Hand bei den Geschäften. Und nicht nur das. Er war außerdem ein mächtiger Mann, einervon denen, die über das Schicksal einer Nation entscheiden können. Seine Kinder, ein Sohn und eine Tochter, hatten ihm je zwei Enkel geschenkt, die er vergötterte und die einmal sein immenses Vermögen erben sollten.
Schließlich gingen sie auf eine Gruppe von fünf Männern zu, die sich in einer Ecke des Gartens unterhielten. Gesellten sich Leute zu ihnen, die sie nicht näher kannten, wechselten sie stets das Thema und sprachen über die Kriege im Irak und in Afghanistan, über die unverzeihlichen Fehler von George Bush und über den Terrorismus, der die ganze Welt in Atem hielt, zurzeit besonders England.
Ganz anders reagierten sie, als sie den Hausherrn und ihren Bruder aus der Toskana herannahen sahen, auf die sie schon gewartet hatten. Man begrüßte und umarmte sich der Reihe nach.
»Ausgezeichnete Idee, uns hier zu treffen«, bemerkte einer aus der Runde.
»Ja«, bestätigte Sir George, »so erregen wir keine Aufmerksamkeit, noch nicht einmal bei all den Polizisten, die um uns herumschwirren. Sie tun ihre Pflicht und beschützen uns!«
Allgemeines Gelächter folgte, dann wurde Enrico von Sir George aufgefordert, seine Neuigkeiten aus Italien kundzutun.
Er gab ihnen eine knappe, aber präzise Zusammenfassung. »Es ist alles geregelt«, schloss er.
»Und die Polizei?«
»Tappt im Dunkeln. Sie verdächtigen Umberto Bartolotti, den Sohn dieses Alten, der so viele Unschuldige ins Unglück gestürzt hat. Auf diese Weise haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Diese Familie muss ausgelöscht werden. Für das Böse, das sie begangen hat, auch an dem einen oder anderen der Unseren, nicht wahr?«
Die Übrigen nickten, und besonders auf dem schön geschnittenen Gesicht des Jüngsten erschien ein befriedigter Ausdruck. Vielleicht war auch für ihn nun der Zeitpunkt gekommen, eine offene Rechnung zu begleichen. Doch gleich darauf verdüsterte sich seine Miene wieder.
»Hoffen wir nur, dass dieser Commissario sich nicht wieder so übereifrig benimmt wie früher, denn dann …«, wollte er einwenden, wurde aber sogleich unterbrochen.
»Lassen wir ihn ruhig machen – wir haben schließlich einen entscheidenden Vorteil: Wir wissen über jeden seiner Schritte Bescheid, auch über die noch geplanten, und können rechtzeitig die entsprechenden Vorkehrungen treffen«, beruhigte ihn Enrico.
»Könnten sie misstrauisch werden wegen unseres Informanten?«, fragte Sir George.
»Nein. Mein Kontakt ist absolut unverdächtig«, entgegnete Enrico ohne den Schatten eines Zweifels. »Apropos, wenn diese Geschichte erledigt ist, sollten wir ihm ein wenig unter die Arme greifen. Ich wüsste schon, wie, er ist ein Kontakt, der uns immer nützlich sein wird. Aber ich wollte euch noch etwas anderes erzählen …«
Alle Augen richteten sich gespannt auf ihn.
»Im Büro dieses Commissario sind ein paar Wanzen installiert worden, ganz neue Mikrospione. So erfahren wir noch mehr. Wir erhalten auch Informationen, die Ferrara normalerweise für sich behält. Und wir können seine Telefongespräche mithören.«
»Sehr gut, das heißt, seine ach so vertraulichen Besprechungen sind es für uns nicht mehr!«, bemerkte Sir George, der bereits über die Initiative informiert war. »Daher würde ich sagen, abwarten und die Entwicklungen verfolgen. Und was diesen Kontakt angeht, so werden wir uns
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