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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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ihm plötzlich noch lieber.«
    Sie nickte, dann stützte sie sich mit den Händen auf der Küchenplatte ab und stemmte sich hoch und setzte sich auf die Platte. Mit den Fersen trat sie gegen die Unterschränke.
    »Noch mal zurück zu der Bombe«, sagte ich. »Und zu Remi. Wenn ich das recht verstehe, dann behauptest du also, als du herausgefunden hast, was damals in Monte Carlo wirklich passiert ist, da hast du dem Grafen den Aktenkoffer geklaut, um zu verhindern, dass er noch mal jemanden umbringt.«
    » Si.«
    »Und warum sollte ich ihn dann zurückbringen?«
    Sie atmete heftig aus und hielt sich mit einer Hand die Stirn. »Das war Remis Idee«, sagte sie, als könne sie es heute selbst nicht mehr begreifen. »Er meinte, wenn ich die Bombe zurückbringe, dann könne er Borelli beobachten. Er habe bereits Hinweise auf die Morde in Monte Carlo. Und die Bombe sei ein weiterer handfester Beweis.«
    »Aber das hätte dich doch auch mit reingezogen. Würde Remi das der Polizei erzählen, bekämst du ernste Probleme.«
    Ihr Gesicht verzog sich zu einem krummen Strich – ein schiefes Lächeln. Anscheinend hatte ich die Lage falsch eingeschätzt.
    »Ach verstehe«, meinte ich. »Ihr hattet gar nicht vor, die Polizei zu alarmieren. Ihr wolltet ihn lieber erpressen. Worum ging’s denn? Den Sieg beim Black-Jack-Turnier?«
    »Für Remi, ja.« Sie zog einen Schmollmund. »Aber ich wollte die Sachen, die ich gestohlen hatte. Aus dem Tresorraum.« Mit dem Daumen wies sie auf ihre Brust. »Die gehörten mir.«
    » Okay« , murmelte ich. Ein Anwalt würde diese eigenwillige Interpretation sicher anfechten, aber ich konnte es gut nachvollziehen. »Aber warum mich mit reinziehen? Warum hast du die Bombe nicht einfach selbst zurückgebracht?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt«, wiederholte sie mit wachsender Ungeduld. »Ich wusste nicht, ob er den Koffer schon vermisst hat, aber es war ein Risiko. Er musste wieder auftauchen, während ich im Casino war. Damit er mich nicht verdächtigen würde.«
    »Meinst du nicht, er hätte dich so oder so verdächtigt? Dass du jemanden damit beauftragt hast?«
    »Aber darum bin ich doch auf dich gekommen. Dich kannte ich nicht. Unmöglich, eine Verbindung zwischen uns herzustellen.«
    Mannomann, ich wünschte, das wäre wirklich so.
    »Aber dann hast du dich nicht an meine Anweisungen gehalten«, klagte sie mit finsterer Miene, als fände sie mein Verhalten einfach unsäglich. »Die Bombe ist explodiert.«
    »Ja, ich erinnere mich vage.« Sehr genau sogar.
    »Und da haben Remi und ich überlegt. Dass es vielleicht aussehen könnte, als hätte jemand den Grafen umbringen wollen. Und vielleicht sollte man ihn ja tatsächlich umbringen lassen. Von demselben Attentäter.«
    »Verstehe. Damit wärt ihr den Grafen ein für alle Male los gewesen, und er hätte dich nicht mehr zum Stehlen zwingen und deinen Onkel nicht mehr unter Druck setzen können. Friede, Freude, Eierkuchen. Nur waren deine Motive nicht ganz so hehr und edel, wie du tust.« Ich fuhr mit der Hand über den Tisch mit den Spielkarten. »Denn du und Remi, ihr habt doch auch das Black-Jack-Turnier manipuliert.«
    Sie zögerte kurz. »Remi ist ein guter Spieler.«
    »Nein. Du hast ihm die Karten zugeschoben. Und wie es aussieht, habt ihr hier fleißig geübt. Hast du ihm auch das Startgeld ausgelegt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kerl, der für den Sicherheitsdienst eines Hotels arbeitet, 10 000 Euro in bar herumliegen hat. Und er wirkt auch nicht gerade, als sei er es gewohnt, mit hochkarätigen Spielern im Smoking an einem Tisch zu sitzen.«
    »Dann habe ich ihm eben einen Anzug aus dem Casino besorgt. Aus dem Fundbüro, na und? Aber das Startgeld habe ich selbst bezahlt. Mit dem Geld von meinem anderen Job.«
    »Dem Klau-Job?«
    Ihre Augen wurden klein und schmal. »Remi musste mitspielen. Er musste Borelli beobachten.«
    »Tja, das behauptest du. Aber wenn du mich fragst, dann hat dein Kumpel Remi dich genauso nach seiner Pfeife tanzen lassen wie Borelli. Noch nicht gemerkt?«
    Ihr Blick wanderte zu der Stelle auf dem Boden, an der Borelli gelegen hatte. »Natürlich. Gerade jetzt.«
    »Und? Was nun?«
    Ein kleines Lächeln stahl sich über ihre Lippen und in ihre Augen, als sei ihr die Antwort auf diese Frage gerade gekommen. Sie hob die Pistole und malte damit vor ihrem Gesicht Kreise in die Luft, als sei die Knarre der goldene Schlüssel zu einer besseren Zukunft. Eine außerhalb Venedigs, womöglich. Mit neuem Namen

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