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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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musste man zugeben, dass ihr Überfall auf mein trautes Heim ein uneingeschränkter Erfolg gewesen war.
    Matt ging ich zurück zu Victoria und legte das Handtuch aufs Bett, damit sie die Pistole mit eigenen Augen sehen konnte. Zuerst wich sie entsetzt zurück, doch schnell gewann ihre Neugier die Oberhand, und sie beugte sich interessiert nach vorne, um das Ding näher zu betrachten. Während sie den Kopf senkte, ertappte ich mich dabei, wie ich unauffällig nach der Stelle suchte, an der Graziella Victoria das Haarbüschel abgeschnitten hatte. Aber sie hatte keine offensichtlichen kahlen Stellen oder Löcher in der Frisur. Vermutlich, weil sie einen Stufenschnitt trug. Wer weiß, vielleicht fand sie es ja sogar aufregend, plötzlich mittendrin zu sein in dieser Geschichte? Wobei ich ganz sicher nicht so dämlich war, ihr das zu erzählen. Andererseits konnte es auch sein, dass Graziella mich reingelegt hatte. Womöglich stammten die Haare, die sie auf meine Bettdecke fallen gelassen hatte, von einer ihrer zahlreichen Perücken.
    »Ist das ein Schalldämpfer?«, fragte Victoria ehrfürchtig.
    »Ich glaube schon. Darum dachte ich ja auch, sie wollte mich abknallen.«
    Sie ging noch näher mit dem Gesicht heran und schnüffelte am Lauf. »Ist sie geladen?«
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und verrenkte mir fast den Hals, konnte aber noch immer keine offensichtlichen Lücken in ihrer Frisur erkennen. »Ich denke schon«, meinte ich. »Auf jeden Fall ist sie schwer.«
    »Wie viele Kugeln passen da rein?«
    »Keine Ahnung.«
    Victoria schaute auf und ertappte mich dabei, wie ich mich über sie beugte und interessiert ihren Hinterkopf betrachtete. »Was zum Kuckuck machst du da?«
    »Nichts«, entgegnete ich und scheiterte kläglich bei dem Versuch, vollkommen unschuldig aus der Wäsche zu gucken, während ich wieder auf die Fersen herunterging. »Warum willst du das mit den Kugeln wissen? Meinst du, das ist wichtig?«
    »Nein«, meinte sie, musterte mich kühl und hob dann die Pistole mit einem Zipfel des Handtuchs an, bis der Lauf auf meine Lendengegend zeigte. »Eine dürfte wohl genügen.«
    »Entzückend.«
    »Wobei ich das nicht bloß aus reiner Neugier wissen wollte.« Sie wackelte mit der Pistole herum. »Ich dachte bloß, sie müsste wirklich große Stücke auf dich halten, wenn keine Ersatzpatronen da wären.«
    »Hä?«
    »Na ja, das würde doch heißen, dass sie dich für einen verteufelt guten Schützen hält.«
    »Ach«, brummte ich. »Kann sein. Aber ich habe ihr auch gesagt, dass ich die Pistole womöglich gar nicht benutzen werde.«
    Victoria stierte mich durchdringend an.
    »Ich habe angedeutet, ein Messer benutzen zu wollen oder ihn vielleicht zu erwürgen.«
    Sie schnaubte abfällig. »Klingt, als hättest du dir ernsthaft Gedanken darüber gemacht.«
    »Natürlich nicht. Ich wollte bloß, dass sie mir glaubt, damit sie wieder verschwindet.«
    »Ist sie ja dann auch. Und warum hat sie dir die Pistole dagelassen?«
    »Als kleine Rückversicherung, nehme ich an.«
    Victoria schaute mich mit fragend gerunzelter Stirn an. »Du meinst doch nicht, sie hat die schon mal benutzt? Ich meine, es wäre ja nicht das erste Mal, dass sie versucht, dir ein Verbrechen in die Schuhe zu schieben.«
    »Auf den Gedanken bin ich auch schon gekommen. Womöglich war sie ja vorher im Palazzo und hat den Grafen eigenhändig erschossen, bevor sie hergekommen ist.«
    »Genau. Dann braucht sie dir bloß die Polizei ins Haus zu schicken und ihnen zu sagen, sie sollen hiernach suchen.« Victorias Augenbrauen gaben sich redlich Mühe, bis zum Haaransatz nach oben zu krabbeln, während sie die Pistole angewidert von sich fortschob. Ich wusste nicht recht, was dieser Gesichtsausdruck mir sagen sollte, aber es konnte nichts Gutes sein. Wobei in diesem Konstrukt ein Denkfehler steckte, den ich nicht so einfach übergehen konnte. Sollte das alles eine geschickt konstruierte Falle sein, ein Komplott, mir einen Mord anzuhängen, dann hätte Graziella mich nicht zu wecken brauchen. Sie hätte einfach bloß die Waffe in meiner Wohnung deponieren und dann, wann immer es ihr beliebte, die Polizei verständigen können. »Vielleicht versenkst du die besser im Kanal.«
    Das wiederum schien mir ein sehr sinnvoller Vorschlag zu sein. Vor allem, weil ich nicht vorhatte, hierzubleiben.
    »Gute Idee«, sagte ich zu Victoria. »Wir können sie auf dem Weg entsorgen.«
    »Auf dem Weg? Wohin denn?«
    Ich machte einen Schritt zur Seite und wies auf

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