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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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hatte, musste ich auf die Toilette, aber die war so eklig. Total widerlich! Es stank total nach Pisse, und einer hatte gekotzt, die Brille war jedenfalls total schmutzig. Deshalb bin ich da hinten in die Büsche gegangen. Ich hab mich gerade hingehockt, als ich die Hand sah. Fingernägel mit Trauerrändern. Total schrecklich war das! Ich hab geschrien und bin zum Bus raufgerannt. Die anderen haben mir erst mal nicht geglaubt. Der Fahrer wollte den Bus starten und weiterfahren, ohne nachzusehen. ›Du lügst‹, hat Linda Bengtsson gesagt, aber sie hat es sich trotzdem angeguckt. Und dann musste sie zugeben, dass ich recht hatte.«
     
     
    Kriminaltechnikerin Erika Lund arbeitete im Licht der Scheinwerfer, die in den Erlen am Wasser angebracht waren. Außerhalb des Lichtkegels wurde die Dunkelheit immer dichter. Ein Fotoblitz fing für eine Sekunde die weiße Haut der Frauenhand ein.
     
    »Solltest du nicht langsam nach Hause fahren?«, wandte sich Erika an Maria. »Morgen ist auch wieder ein Arbeitstag. Du solltest deine Kräfte dafür aufsparen.«
     
    »Stimmt.« Maria spürte den Widerstand im ganzen Körper. Noch eine Nacht voller Anspannung, im Warten auf die unvermeidliche Trennung. Und dann?
     
    »Fährst du noch im Revier vorbei, oder gehst du direkt nach Hause?« Erika hielt ein paar Plastiktüten gegen das Licht. Maria sah unentschlossen aus. »Ich finde, du solltest zusehen, dass du nach Hause kommst. Nimm ein Bad und geh ins Bett.«
     
    Erika hatte recht, Maria würde das Verhör auch am folgenden Tag niederschreiben können. Sie fühlte sich wirklich erschöpft, hatte mittags nicht mehr als einen Joghurt gegessen, und das war auch schon viele Stunden her. Hartman hatte den Ort schon vor ungefähr einer Stunde verlassen. Wenn sie ein wenig Schlaf finden würde, dann würde sie am nächsten Tag effektiver arbeiten können. Vielleicht früher ins Büro fahren, wenn Krister die Kinder wegbrachte.
     
    »Jetzt fahr mal nach Hause. Du bist nicht unentbehrlich.« Obwohl es fast Mitternacht war, brannte im Küchenfenster des gelben Hauses am Meer noch Licht. Wenn nur Krister nicht auf war und wartete, dachte Maria und biss sich durch den Lederhandschuh auf die Fingerknöchel. Jetzt konnte sie keinen Konflikt gebrauchen. Das letzte Mal, als das Küchenfenster erleuchtet war, als sie nach Hause kam, hatte er betrunken dagesessen und ihr lauter seltsame Vorwürfe gemacht, obwohl er sehr wohl wusste, dass sie mit ihren Kollegen auf dem Geburtstagsfest von Erika gewesen war. »Man schließt von sich selbst auf andere«, hatte sie ihm geantwortet und war ins Bett gegangen. Am nächsten Tag hatte er sich entschuldigt. Aber die Beschuldigungen waren doch ausgesprochen.
     
    Um nicht weiter verdächtigt zu werden, hatte sie angefangen, sich zu rechtfertigen, Zeiten, Orte und die Leute zu nennen, mit denen sie den Abend verbracht hatte, wenn sie mal später nach Hause kam. Das hörte er sich dann mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Eigentlich war sie ihm das nicht schuldig. Es gab nichts zu bekennen. Nicht mehr als dass sie einander auf die Nerven gingen und dass sie das inzwischen schon ziemlich lange taten.
     
    Maria schaltete das Licht aus, putzte sich die Zähne und zog sich im Dunkeln aus. An seiner Atmung hörte sie, dass er nicht schlief. Er lag da und atmete schnell, schwieg aber. Wenn es die Möglichkeit gegeben hätte, dann hätte sie sich freigenommen, wäre zu Hause geblieben und hätte den Sturm ausgeritten, der auf sie wartete. Aber das war unmöglich. Nur selten war ihr eine Ermittlung ungelegener gekommen, wenn man es mal aus der privaten Perspektive sah. Wenn die Sache vorbei ist, dann fahren wir mal ohne die Kinder weg und klären, wie es uns eigentlich geht, versprach sie sich selbst, und über diesem Gedanken musste sie doch eingeschlafen sein.
     
    Als Krister ungefähr eine Stunde später aus dem Bett stieg, schlief sie fest. Er ging in die Küche und mischte sich einen Drink: Gin und Tonic zu gleichen Teilen. Die Sorge nagte an ihm und ließ ihn nicht schlafen. Er musste aber schlafen, wenn er nicht auf den Hund kommen wollte. Der Mond leuchtete groß und rund vor dem Fenster. Leuchtete direkt in seine Einsamkeit, und er mischte sich noch einen Gin Tonic. Vielleicht war der große Gelbe ja daran schuld, dass er nicht schlafen konnte. Warum sollte nicht der Mensch, der doch zu sechzig Prozent aus Wasser bestand, von Ebbe und Flut beeinflusst werden? Und die Tide wurde vom Mond gelenkt. Emil und

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