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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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geben, die ihr Erleichterung brachten. »Zwei Schillinge pro Tag«, antwortete sie.
    Er schien erfreut. »Gut. Ich gebe Ihnen vierzehn Schillinge und komme in einer Woche wieder, obwohl ich vermute, dass das nicht notwendig ist. Sie hat Familienangehörige, die vorher kommen werden. Es ist nur notwendig, dass sich in der Zwischenzeit jemand um sie kümmert. Und ich spende fünf Pfund, sodass Sie sich auch um andere Frauen kümmern können.«
    Das war eine riesige Summe. Argwohn blitzte in ihr auf. Warum gab er so viel, und wer war die Frau eigentlich. Aber das Geld würde sie mindestens eine Woche über Wasser halten, und sie konnte es sich nicht leisten, es abzulehnen. Bis dahin war es Margaret sicher gelungen, wenigstens einen Wohltäter von Callandras Liste davon zu überzeugen, etwas zu geben. »Vielen Dank«, sagte sie. Ausflüchte oder eine Weigerung aus Höflichkeit wären absurd gewesen. »Was können Sie uns über sie sagen, sodass wir unser Bestmögliches für sie tun können?«
    Â»Sie heißt Ruth Clark«, antwortete er. »Sie ist … war … die Geliebte eines Freundes von mir. Sie ist krank geworden, und er interessiert sich nicht mehr für sie.« Seine Stimme war voller Gefühle, aber nicht Wut, soweit Hester das beurteilen
konnte. Einen Augenblick zeigte er starkes Mitleid, dann bemerkte er, dass sie ihn beobachtete, und brachte seine Gefühle unter Kontrolle. Er war kein Mann, der wollte, dass man seine Weichheit sah, nicht einmal hier. »Er hat sie rausgeworfen«, fügte er hinzu. »Ich habe Briefe an ihre Familie gesandt, aber es könnte ein paar Tage dauern, bis jemand nach ihr schicken kann. Sie leben im Norden. Und im Augenblick ist sie zu krank zum Reisen.«
    Er richtete den Blick wieder auf die Frau. Ihr Gesicht war tiefrot, und es schien ihr so schlecht zu gehen, dass sie ihre Umgebung kaum wahrnahm.
    Â»Können Sie mir etwas über den Verlauf ihrer Krankheit sagen?«, fragte Hester leise. Auch wenn die Frau ihr nicht zuhörte, sprach sie nicht gerne über jemanden, als wäre er nicht im Raum. »Alles, was Sie mir sagen können, kann hilfreich sein.«
    Â»Ich weiß nicht, wann es angefangen hat«, antwortete er. »Und ob es langsam oder schnell ging. Sie scheint zu fiebern, kann kaum aufrecht stehen, und seit letzter Nacht, als ich sie aus seiner Wohnung holte, hat sie nicht den Wunsch gehabt, etwas zu essen.«
    Â»Ist ihr übel? Muss sie sich übergeben?«, fragte Hester.
    Er sah sie fest an. »Nein. Es scheint eine Sache von Fieber und Benommenheit zu sein und Probleme mit dem Atmen. Ich würde sagen Lungenentzündung oder etwas Ähnliches.« Er zögerte. »Ich möchte nicht, dass sie in ein Krankenhaus mit seinen strengen moralischen Regeln kommt. Dort würde man sie wegen ihres Lebenswandels verachten und jeglicher Privatsphäre berauben.«
    Hester verstand. Sie hatte auf Krankenhausstationen gearbeitet und kannte die seitenlangen Anweisungen, was Patienten zu tun und zu lassen hatten, wollten sie keine Vergünstigungen oder Freiheiten einbüßen. Vieles hatte mit Sittlichkeit zu tun.
    Â»Wir werden alles für sie tun, was in unserer Macht steht«, versprach sie. »Ruhe und Wärme und die heißen Getränke, zu
denen wir sie überreden können, werden ihr Werk tun. Aber wenn es eine Lungenentzündung ist, wird es seine Zeit dauern, bis das Fieber abklingt. Niemand kann sagen, ob das gut oder schlecht ist, aber wir werden alles tun, was getan werden kann. Und ich kann Ihnen versprechen, dass sie zumindest Erleichterung von ihrer Pein finden wird.«
    Â»Vielen Dank«, sagte er leise und plötzlich mit viel Gefühl. »Sie sind eine gute Frau.« Er schob die Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog eine Hand voll Geld heraus. Er legte fünf goldene Sovereigns auf die Rückenlehne der Couch und zählte dann vier halbe Kronen und vier Schillinge ab. »Unsere Abmachung«, sagte er. »Ich komme in einer Woche wieder. Vielen Dank, Mrs. Monk. Einen guten Tag noch.«
    Â»Auf Wiedersehen, Mr. Louvain«, antwortete sie, doch ihre Aufmerksamkeit hatte sie bereits der kranken Frau zugewandt. Sie nahm das Geld und steckte es in die Tasche ihres Kleides, dann strich sie die Schürze darüber wieder glatt. »Bessie, Sie helfen mir am besten, Miss Clark in ein Zimmer und ins Bett zu bringen. Die arme

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