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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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machte er auf sich aufmerksam.
    Der Typ sah ihn scheel an, schien ihn aber nicht zu erkennen.
    »Lukas, mein Bruder«, stellte ihn Millepertia kurz angebunden vor.
    Schlagartig besserte sich die Laune des Typen. »Ich bin Roger.«
    »Alles roger, Roger?«, gab Lukas unterkühlt zurück, wohl wissend, dass der Kerl den dämlichen Spruch sicher nicht zum ersten Mal hörte.
    »Aber sicher«, meinte der schlagfertig. »Schließlich ist bald Herbstmesse. Da besuche ich dann auch meinen Lieblingsstand:
Hau den Lukas,
Lukas.«
    Unfreundlich starrten sie einander an, als die zweite Runde Drinks kam.
    »Ihr beide seid echt witzig.« Millepertia schnappte sich das zweite Glas, lachte und stürzte den Inhalt in wenigen Zügen hinunter.
    »Donnerwetter«, Roger sah erstaunt auf. »Deine Schwester verträgt was.«
    Lukas war sich da nicht so sicher.
    »Freunde dürfen mich Mille nennen«, rief sie gegen die Musik an. »Was ist das für ein Teufelszeug? Schmeckt gut.«
    »Cuba Libre«, meinte Roger.
    Lukas beschloss, das Thema zu wechseln. »Du meintest eben, dieser Ben Dark habe die Band wegen künstlerischer Differenzen verlassen. Woher weißt du das?«
    »Mann, bis heute war ich Fan«, meinte Roger, der ebenso wie Lukas aufsah, als sich Mille auch sein zweites Glas schnappte und es leerte.
    »Das schmeckt so gut«, entschuldigte sie sich. »Ich hab gar nicht gewusst, was ich all die Jahre über verpasst habe.« Ihre Wangen leuchteten rot.
    »Du solltest damit vielleicht etwas aufpassen«, meinte Lukas besorgt. »Das Zeug hat es in sich.«
    »Ach Quatsch«, sie winkte lachend ab. »Nichts, was ich mit ein paar Kräutern nicht wieder hinkriegen würde.« Sie drehte sich zum Saal um, wo die schwermütige Ballade endlich ein Ende fand. Stattdessen begann
Devil’s Tabernacle
die Bude zu rocken. Mit einem begeisterten Aufschrei stürmte Millepertia nach vorn und mischte sich unter die Tanzenden.
    »Alter Schwede.« Roger grinste. »Deine Schwester ist echt der Hammer. Und Kräuter zieht sie auch?« Er zwinkerte verschwörerisch.
    »Besser, du glaubst mir: Sie ist in jeder Hinsicht eine Hexe.«
    »Cool.«
    Lukas seufzte innerlich, doch ebenso wie Roger konnte er nicht anders, als Mille beim Tanzen zuzusehen. Inmitten all der Schwarzgekleideten stach sie wie ein Leuchtturm hervor. Die Musik war zwar noch immer gewöhnungsbedürftig, und er hatte auch schon lange niemanden mehr erlebt, der sich so schnell einen angetrunken hatte, doch zugleich hatte er Millepertia noch nie so gelöst erlebt. So heiter. So hübsch.
    »Ich pflücke sie mal von der Tanzfläche«, meinte er an Roger gewandt. »Besser, wenn sie morgen vor Gericht nicht betrunken erscheint.«
    »Wie, vor Gericht?«
    »Oh Mann, sollte ich eigentlich niemandem erzählen.« Lukas sah sich betreten um. »Sie und ihre Freundin hatten bei sich in der Wohnung eine riesige Hanf-Plantage. Also gewerbsmäßig.«
    »Wusste ich es doch«, sagte Roger begeistert.
    »Ja, nur winken ihr jetzt drei Jahre Knast wegen Handel mit Betäubungsmitteln.«
    »Ist nicht wahr?« Rogers Begeisterung erlosch so rasch, wie sie aufgekommen war.
    »Doch, leider. Darüber ist auch die Beziehung der beiden kaputtgegangen.«
    »Deine Schwester hat … ’ne Freundin?«
    »Hatte!«, erklärte Lukas niedergeschlagen. »Aber vielleicht lernt sie ja da, wo sie jetzt hinmuss, jemand Neues kennen. Egal. Ist heute ihr letzter Ausflug in Freiheit; ich hab versprochen, ein bisschen auf sie aufzupassen. Aber wenn du Bock hast, kannst du nachher gern noch mitkommen. Wir wollten noch ein bisschen in die Innenstadt. Vielleicht Karaoke. Mille liebt Karaoke.«
    »Karaoke? Nee, lass mal.« Roger sah auf die Uhr. »Ich bin mit zwei Kumpels da, die sich vermutlich eh schon fragen, wo ich bleibe. Also, grüß sie von mir. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder?«
    »Klar, in ein paar Jahren oder so.« Lukas sah ihm nach und kam sich nicht einmal ansatzweise schlecht vor. Außerdem wurde es allmählich Zeit, dass sie sich wieder um die Teufelsgeige kümmerten.
    Zu seiner Erleichterung löste sich Millepertia leicht schwankend aus dem Kreis der Tanzenden. »Hui, dieses Cuba Libre hat es aber in sich.« Sie lachte. »Ich glaube, ich habe seit fünfzig Jahren keinen Alkohol mehr getrunken.« Verwirrt blickte sie sich um. »Wo ist denn mein spendabler Freund?«
    »Musste schon weg. Ich glaube, seine Freundin hat ihn gerade angerufen.«
    »Und dann gibt er
mir
einen aus?« Millepertia hakte sich angeschickert bei ihm ein.

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