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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Alten Schlachthofs im Osten Karlsruhes einbog. Da er noch immer befürchtete, dass er durch das in Umlauf gebrachte Fahndungsfoto Aufmerksamkeit erregen könnte, hatte er sich eine Sportkappe tief ins Gesicht gezogen, an deren Krempe er ständig nestelte. »Karlsruhe ist die einzige größere Stadt, in der Devil’s Tabernacle auftritt. Ihre Tour endet in drei Tagen bei einem kleinen Stausee-Festival in Kelbra, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Danach haben sie nur noch einen Gig Anfang Dezember irgendwo in Hamburg. So erfolgreich scheinen unsere
Jugendverderber
also nicht zu sein.« Er ließ das Smartphone sinken, mit dem er die Website der Band aufgerufen hatte, und sah aus dem Fenster. Angeblich baute die Stadt Karlsruhe hier an einem Kreativpark für mehrere Kulturinstitutionen. Ihr Ziel aber war das
Substage,
ein angesagter Musik-Club, dessen Vorderfront im Abenddunkel wie aus Hunderten übergroßer Legosteine zusammengesetzt wirkte.
    »Ich war noch nie auf einem Konzert«, stellte Millepertia fest.
    Lukas bemerkte lächelnd, dass sie aufgeregt zu sein schien. »Ich kann dazu also nichts sagen.« Sie hielt die kleine Reisetasche, aus der Abrahams Kopf lugte, auf dem Schoß und starrte interessiert aus dem Fenster.
    Ihr Taxi fuhr an parkenden Fahrzeugen und Motorrädern vorbei und entließ sie schließlich in der Nähe des Eingangs, über dem in Leuchtbuchstaben der Name des Clubs samt einem roten Emblem prangte. Millepertia zahlte, während Lukas das gute Dutzend Fans musterte, das in Gothic-Outfits gehüllt den Vorplatz bevölkerte. Die Gruppe rauchte oder glühte mit mitgebrachtem Bier vor. Lukas wunderte das, immerhin kamen sie eine gute Dreiviertelstunde zu spät. Im Club sollte eigentlich schon lange die Post abgehen, und tatsächlich konnte er das gedämpfte Wimmern von E-Gitarren hören. Dennoch machte die Schar da vorn einen eher gelangweilten Eindruck.
    Aller Vorsicht zum Trotz hatten sie ihr Alpenversteck wieder mittels eines Hexenrings verlassen und waren über die magische Verbindung in ein Waldgebiet im Süden Karlsruhes gelangt – leider deutlich später, als Lukas erhofft hatte. Hinzu kam, dass Mephisto sie kurz nach Erreichen ihres Zieles verlassen hatte, um irgendwelche Vorbereitungen in Angriff zu nehmen. Was genau er damit gemeint hatte, wussten sie nicht, aber der Pudel hatte versprochen, sich hier wieder mit ihnen zu treffen. Jetzt allerdings konnte Lukas ihn nirgendwo entdecken. »Ob Mephisto bereits im Club ist?«
    »Ich weiß es nicht.« Millepertia wartete, bis das Taxi wieder abfuhr, und öffnete im Schutz eines Motorrads die Reisetasche.
    »Hier drinnen ist es ganz schön stickig«, maulte Abraham, der in seiner Homunkulusgestalt aus der Öffnung kraxelte und sich misstrauisch umsah. Die dumpfen Beats eines Schlagzeugs hallten an ihre Ohren, in die sich wieder der Klang von E-Gitarren mischte. Der Homunkulus schob sich eine Salmiakpastille in den Mund und zerbiss sie missmutig. »Ihr seid Euch sicher, dass es sich bei diesen Geräuschen um Musik handelt?«
    »Keine Bange, Sie müssen sich das nicht antun.« Lukas grinste und rückte sich die Kappe zurecht. »Am besten, Sie verstecken sich hier und halten die Augen offen. Nur für den Fall, dass sich unser Schoßhund verspätet. Mille und ich werden uns den Laden mal von innen ansehen.« Er nickte seiner Begleiterin zu, die sich ihm bereitwillig anschloss.
    »Nee, das letzte Album war deutlich besser«, schallte es ihnen entgegen. »In ihrer neuen Formation sind die einfach nicht dieselben. Aber vielleicht spielen sie als Zugabe ja noch
Bloody Rain.
«
    »Wo du das gerade sagst«, meinte einer der anderen. »In Indien soll gestern Blutregen runtergekommen sein. Krass. War im Fernsehen …«
    »Echt? Cool! Warum passiert das nicht mal bei uns? Oder noch besser:
Blutregen
auf dem Wave Gothic Treffen – stell dir das mal vor! Der Hammer!«
    Sie passierten drei Typen in schwarzer Kluft, von denen einer ein ausgewaschenes T-Shirt mit dem Aufdruck
Devil’s Tabernacle
trug. Darüber prangte ein Pudelkopf mit Teufelshörnern. Lukas rollte mit den Augen, aber ihm entging nicht, dass einer der drei Millepertia hinterherblickte. Der Kerl war etwa in seinem Alter, trug das schwarzgefärbte Haar zu einem stylischen Schrägschnitt und lächelte sie an. Für einen Typen sah er überraschend gut aus.
    Millepertia lächelte geschmeichelt zurück.
    Lukas ärgerte ihr Verhalten. Sie waren hier ja nicht zum Flirten. Ein bisschen mehr

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