Schwarze Tränen: Roman (German Edition)
meinen Ex.«
»Und du mich an meine. Verpiss dich!« Adam knallte die Tür zu, verriegelte sie und kam zurück an den Tisch. »Egal, was das für ein Fluch ist – Ben hat die Violine versteckt«, führte er das Gespräch weiter, als sei nichts geschehen. »Seitdem geht bei uns langsam alles den Bach runter.«
»Ihr werdet mir doch nicht weismachen wollen, dass ihr euch das einfach so habt bieten lassen?«, stellte der Teufel fest.
Der Drummer der Band beugte sich vor. »Natürlich nicht. Wir haben es erst mit gutem Zureden versucht und ihn dann in die Mangel genommen. Er hat trotzdem stillgehalten. Blöderweise haben wir Ben zum Träger der Violine bestimmt. Was hätten wir denn tun sollen? Ihn abstechen?«
»Warum nicht?«
Es klopfte abermals an die Bustür. Diesmal erhob sich der Flötenspieler und öffnete sie. »Was jetzt?«, fragte er genervt.
Draußen stand schon wieder das bekiffte Mädel, nur befand sie sich jetzt in Begleitung einer Brünetten, die mindestens ebenso angeheitert wirkte wie sie selbst. »Holst du Adam noch mal und sagst ihm, dass ich noch ’ne Freundin mitgebracht habe?«
»Mann, ist das unwürdig«, lallte Millepertia und erbrach sich ein weiteres Mal.
Mephisto sprang knurrend auf und schlüpfte anstelle des Sängers zur Tür. »Sag mal, Mädchen«, fuhr er sie mit finsterer Stimme an. »Was an
Verpiss dich!
hast du nicht verstanden?«
Unter entsetztem Kreischen liefen die beiden Groupies davon.
»Schade. Genau so verdorben liebe ich die Jugend. Nur haben wir dafür leider gerade keine Zeit.« Bedauernd sah der schwarze Pudel zu den Bandmitgliedern auf. »Wisst ihr wenigstens, wo Ben jetzt steckt?«
»Schon«, nickte Adam. »Gar nicht weit weg. Er ist vor vier Monaten nach Karlsruhe gezogen. Seine Adresse hab ich oben.«
»Dann los«, befahl Mephisto und huschte in Begleitung des Sängers in die obere Etage. Die Runde sah sich betreten an und schwieg.
Lukas reichte Mille eine Sprudelflasche, aus der sie dankbar einige Schlucke trank.
»Und ihr seid tatsächlich einen Teufelspakt eingegangen?«, wandte er sich an die verbliebenen Bandmitglieder.
»Rock ’n’ Roll, Alter!«, antwortete der Drummer und trank den Rest seiner Pulle leer. »Ihr werdet euch ja wohl ebenfalls nicht ohne Grund mit Mephisto abgeben? Das Leben ist kurz genug.«
»Der Teufel«, erklärte der Flötenspieler, »hat uns versprochen, dass wir mit seiner Hilfe alles erreichen können, was wir erreichen wollen.«
»Wirklich
alles?
Und dann macht ihr eine
Band
auf?«
»Wieso?« Verständnislos sah ihn einer der Gitarristen an. »Wir haben alles. Die drei großen M’s: Mädchen, Mucke, Marihuana.« Die vier lachten, als sie die Stimme des schwarzen Pudels unterbrach.
»Wo wir schon bei dem M’s sind: Vor allem mal habt ihr mich!« Mephisto trippelte die Treppe nach unten, dann schlüpfte er an ihnen vorbei zum Fahrer. Der startete ohne zu fragen den Motor.
»Hey!«, begehrte der Drummer auf. »Mein Schlagzeug ist noch nicht verladen.«
»Das könnt ihr euch später holen.«
Der Tourbus fuhr an und verließ unter lautstarkem Protest der Devils den Alten Schlachthof. Wütend genehmigten sich die fünf Musiker weitere Drinks, während sich Lukas um Mille kümmerte. Die saß bleich neben ihm, schien das Ärgste aber überstanden zu haben.
»Geht’s wieder?«
Sie lächelte gequält. »Schlag mich, sollte ich je wieder so viel in so kurzer Zeit auf einmal trinken. Ich habe die letzten Jahrzehnte offenbar zu lange wie eine Nonne gelebt.«
Lukas wollte etwas Charmantes erwidern, doch Abraham kletterte ihnen gegenüber auf die Sitzreihe und musterte sie ungehalten. »Ihr beide solltet euch schämen. Solch ein Betragen ist weit unter eurer Würde.«
Lukas seufzte und warf einen Blick zu Millepertia, die bereits wieder eingeschlafen war. Er setzte sich die Sportkappe wieder auf und sah durch das Fenster, wie die Straßen an ihnen vorüberzogen, während sie sich der Karlsruher Innenstadt näherten.
Die Bandmitglieder weiter hinten diskutierten leise miteinander. Er hörte aus ihren Bemerkungen heraus, dass sie sich vor der Anwesenheit Mephistos fürchteten. Und noch immer fragten sie sich, wer er, Millepertia und Abraham eigentlich waren. Kurz überlegte Lukas, sich zu ihnen zu setzen, entschied sich dann aber dagegen. Ihm war nicht nach Erklärungen zumute. Und obwohl ihm die Geschehnisse der letzten Tage deutlich vor Augen standen und die Zukunft völlig ungewiss war, fühlte er in sich eine eigenartige
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