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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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zur Rezeption erreichte, vereiste er innerlich. Dort hüpften ein gutes Dutzend Frösche umher, die sich nun ruckartig zu ihnen umdrehten. Und vor dem Tresen lag die nette Rezeptionistin. Tot? Bewusstlos? Lukas wusste es nicht. Die Eingangstür des Hotels stand weit offen, und von draußen schlug ihnen ein ohrenbetäubendes Krötenkonzert entgegen.
    Mephisto sträubte sein schwarzes Fell. »Die Kerze. Mach sie an!«
    Zitternd schnippte Lukas das Feuerzeug an und hielt sie an den Docht der Schauerkerze im Glaskolben. Als das Wachs Feuer fing, hielt der eklige Froschteppich mitten in der Bewegung inne.
    »Weiter. Wir müssen in Bewegung bleiben.« Mephisto sprang vor, und Lukas folgte ihm, den Kolben mit der qualmenden Schauerkerze weit von sich gestreckt. Erleichtert sah er, wie sich der quakende Froschteppich teilte und unwillig einen Weg freigab. »Was ist mit der Rezeptionistin?«
    »Kommt schon irgendwann wieder zu sich«, kläffte der schwarze Pudel. »Das Gelurch hat es auf dich abgesehen. Raus jetzt!«
    Gemeinsam stürmten sie vor das Hotel, und Lukas war, als sei er im falschen Film gelandet. Ein heftiger Platzregen peitschte über Dächer und Straßen der Altstadt. Das stete Grollen klang, als wuchteten Riesen schwere Felsen über das nächtliche Firmament. Überall um sie herum klatschten Frösche vom Himmel auf das Pflaster und sammelten sich quakend um Pfützen und Rinnen. Über ihnen, inmitten der sich spiralförmig drehenden Wolkendecke, hatte sich ein schwefelgelbes Sturmauge gebildet, das den Blick auf die Sterne freigab, die vor seinen Augen zu zittern schienen. Immerhin wurde Lukas nicht von einem einzigen Regentropfen benetzt. Die Schauerkerze hielt, was Mephisto versprochen hatte.
    »Raus aus der Stadt«, bellte Mephisto. »Ohne Markierung fällt es dem Geschmeiß schwerer, dich aufzuspüren. Aber der Sturm kann jeden Augenblick losbrechen!« Der Pudel stürmte an den vielen Amphibien vorbei zum Marktplatz, doch Lukas hatte längst etwas anderes erblickt. »Warte!« Er rannte im Froschgewitter quer über die Gasse und zu einem herrenlos herumstehenden Moped, das sein Besitzer vor einem Geschäft abgestellt hatte. Es war eine ältere Kreidler Mustang. Sie schien gut in Schuss zu sein, und ihr Alter war für seine Absichten von Vorteil. Lukas schwang sich auf den Bock und suchte Zündschloss und Massekabel. Kurzerhand riss er den Stecker zum Zündschloss ab und kickte. Stotternd sprang die Maschine an.
    »Oh, ein veritabler Bruch des siebten Gebotes«, stellte Mephisto erfreut fest, während er zu ihm auf den Tank sprang. »Und das schon zum zweiten Mal in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft. Das gefällt mir.«
    »Halt dein Maul«, zischte Lukas. »Schließlich haben wir keine andere Wahl!«
    »Das mit dem falschen Zeugnis ablegen war das achte Gebot, oder? Wie dem auch sei: Mir gefällt deine Wahl jedenfalls«, kam es höhnisch zurück.
    Lukas knurrte leise, klemmte Buch und Glaskolben zwischen sich und den Pudel, trat die Stütze weg und gab Gas. Mit aufheulendem Motor zog die Kreidler an.
    Über ihnen am Gasthaus zum Löwen klappte ein Laden, und von Nettesheims zorniges Gesicht tauchte im Fensterrahmen auf. »Faust gehört mir!«, brüllte er wütend gen Himmel. »Mir allein!«
    Lukas ignorierte den Zauberer, brauste über diverse Kröten hinweg und erreichte kurz darauf den Marktplatz, wo ihn ebenfalls ein wogender Froschteppich erwartete. Die Innenstadt war fast menschenleer, auch wenn er über sich an den Fenstern unzählige Gesichter erblickte, die erstaunt auf die Straßen starrten. Jede Kröte, über die er fuhr, verbesserte seine Laune. Und noch etwas stimmte ihn zufrieden: Das Moped war frisiert. Bereits auf Höhe des Rathauses stand die Tachonadel bei achtzig Stundenkilometern und schlug ungerührt weiter nach rechts aus. Wären da bloß nicht die zuckenden Frösche, die nach wie vor vom Himmel sausten, ihm ins Gesicht zu klatschen drohten und ihn rechts und links des Weges ansprangen! Doch sobald die dämonischen Lurche in den Lichtschein der Schauerkerze gerieten, wurden sie zur Seite geschleudert, als habe er vor dem Moped einen unsichtbaren Regenschirm aufgespannt. Lukas duckte sich trotzdem, während er mit knatterndem Motor weiter durch die Altstadt raste. Dann, endlich, erreichte er den Altstadtrand.
    Mephisto dirigierte ihn nach links. Die Szenerie wirkte hier wie ausgewechselt. Die Straße glänzte zwar regennass im Licht der Laternen, und Autos kamen ihm hupend entgegen,

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