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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Erfolg führte. Danach versuchte er es ergebnislos mit Ortsnamen wie Gent, Köln, Pisa und anderen, die in von Nettesheims früheren Leben angeblich eine Rolle gespielt hatten. »Das wäre wohl auch zu einfach gewesen.« Lukas raufte sich die Haare. »Und verraten wird uns dieser Mistkerl sein Passwort sicher auch nicht. Im schlimmsten Fall nennt er uns eines, das die Selbstlöschung der Festplatte auslöst oder etwas in der Art. Sieht so aus, als stünden wir wieder am Anfang.« Sein Blick fiel auf ein Regal neben dem Computertisch. Er runzelte die Stirn, als er die dort verwahrten Bücher bemerkte. Ganz zuoberst lag ein abgegriffener Band mit dem Titel
Geschichte meines Lebens.
Lukas grinste breit. »Das würde zu dem alten Lustmolch passen«, murmelte er und gab den Autor des Schmökers ein: Giacomo Casanova. Das Fenster verschwand und machte dem virtuellen Schreibtisch Platz. Lukas schüttelte ungläubig den Kopf und verschaffte sich einen raschen Überblick. Neben zahlreichen ungeordneten Ordnern lag auf der Bildschirmoberfläche ein Programmsymbol, das einer Kamera ähnelte. Lukas klickte es an, und auf dem Monitor öffneten sich zahlreiche kleine Fenster mit Bildausschnitten, die jenen im Überwachungsraum glichen. »Sieh an.« Er schloss das Programm und klickte sich durch mehrere der Ordner. Sie waren gefüllt mit Hunderten eingescannter Manuskriptseiten. Schließlich hielt er nach Dateien mit dem Datum von gestern Ausschau. »Sehen Sie mal, ich glaube, ich hab es.« Vor ihm öffneten sich Bilddateien mit eingescannten Buchseiten in lateinischer Schrift, die verdächtig jenen Seiten ähnelten, die von ihrem Teil des Höllenzwangs übrig geblieben waren.
    »Sehr gut, junger Mann.« Abraham trat gerade so weit hinter ihn, dass seine Ausstrahlung nicht die Elektronik störte, und betrachtete die Seiten aufmerksam. Lukas beäugte missbilligend den zerstörten Drucker, mit dem er die Dateien problemlos hätte ausdrucken können. Stattdessen gab ihm Abraham nun gute zehn Minuten Anweisungen, vor und zurück zu blättern. Dabei interessierte er sich vornehmlich für einige Seiten weiter vorn im Buch, die von Nettesheim mit digitalen Anmerkungen versehen hatte. Leider ebenfalls auf Latein.
    »Was für eine Chuzpe!«, murmelte der Zauberer. »Das ist der Rest jener Beschwörungsanleitung, von der ich Euch bereits in Worms erzählt habe. Jetzt wird mir klar, dass es sich dabei um die Anleitung zu einer Geisterbeschwörung handelt. Faust beschreibt, wie es möglich ist, für den Fall seines Ablebens seinen Geist aus der Hölle heraufzubeschwören. Nur ähnelt die Methode verdächtig einer alten chaldäischen Beschwörungsmethode, mit der man einen Dämon in den Körper eines Menschen einfahren lassen kann. Als Lohn für dessen Mühen verspricht Faust dem Beschwörer unverblümt, ihn an dem Geheimnis des Zerreißens der Ketten des Höllenpaktes teilhaben zu lassen. Allerdings müssen dafür einige Rahmenbedingungen eingehalten werden. Sogar ein Menschenopfer ist vonnöten.«
    »Ein Menschenopfer?« Lukas sah entsetzt auf. »Also gut. Mal angenommen, Faust hat mir den Sukkubus tatsächlich geschickt. Und nehmen wir auch mal an, er wollte damit sicherstellen, dass ich den Höllenzwang wirklich erhalte. Wie konnte mein Ahne davon ausgehen, dass ich zu einem Mord imstande wäre? Glaubte er allen Ernstes, jeder seiner Nachfahren wäre so skrupellos wie er selbst?«
    Abraham studierte die Seiten weiter und seufzte. »Nein, ich befürchte, er bezweckte damit etwas gänzlich anderes. Auch wenn Euch der Gedanke nicht gefallen wird: Ihr, junger Mann, wart offenbar nie als Beschwörer vorgesehen. Die Anleitung wendet sich an einen erfahrenen Zauberer. Ich vermute, dass Ihr als Gefäß für Fausts Seele dienen solltet.«
    »Was?!« Lukas starrte schockiert auf den Monitor. »Faust will in mich
einfahren?
So was
geht?
«
    »Selbstverständlich ist so etwas möglich. Zahlreiche Zauberer haben sich durch die Jahrhunderte mit den Möglichkeiten der Seelenwanderung beschäftigt.«
    »Ist das … so eine Art Besessenheit?« Lukas dachte an die Horrorfilme seiner Jugend. Der Exorzist. Das Ritual. Der Exorzismus der Emma Evans. Ihm wurde übel.
    »So oder so. Er versucht, Euren Körper zu übernehmen. Wie viel dann noch von Eurem eigentlichen Selbst übrig bleibt, darüber kann ich nur Mutmaßungen anstellen.« Abraham schürzte die Lippen. »Ist Euch in Worms nicht aufgefallen, dass es der Helljäger bei seinem Erscheinen weniger auf

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