Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
er gleich in Panik geraten.
Ich wollte »Tut mir leid« oder etwas anderes Zivilisiertes sagen, doch Byron bewegte die Hüften unter mir und lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Seine Augen hatten sich verdunkelt wie der Himmel vor einem Sturm. Und als ich hineinblickte, wunderte ich mich, wie ich sie je weich finden konnte. Er musste so häufig den charmanten Jugendlichen spielen und seinen Körper dabei in Szene setzen, aber jetzt sah ich in seinen Augen, wie erwachsen er in Wirklichkeit war.
»Fick mich«, sagte er, und beim zweiten Mal kam es schon leiser. »Fick mich, fick mich«, flüsterte er in einem fort und jedes Mal leiser, dann hauchte er es nur noch.
Ich beugte mich über ihn, drückte den Mund auf seinen, und es war, als ob ich seine Seele durch den langen Tunnel seines Körpers spürte und wüsste, wie ich herankommen und sie mir schnappen könnte. In dem Moment begriff ich, dass ich aus allem, was er hatte, Kraft ziehen könnte, selbst aus diesem göttlichen oder höllischen Funken, der ihn zum Vampir machte. Ich könnte ihn verschlingen, voll und ganz, und nur die hübsche Hülle zurücklassen.
Mit einem Schrei löste ich mich von seinem Mund, weil der Drang, es tatsächlich zu tun, überwältigend war. Der Hunger wollte alles. Alles von ihm. Aber er durfte es nicht haben. Das durfte nicht passieren. Ich wollte ihm das nicht antun. Das wollte ich niemandem antun. Und mir wurde plötzlich klar, was es hieß, etwas sei schlimmer als der Tod. Nur meistens war damit kein Sex gemeint.
Wenn ich die Ardeur befriedigen konnte, dann würde diese finstere Sache vielleicht weggehen. Ich war dazu bereit, hatte aber Schwierigkeiten. Byrons Körper war mir nicht vertraut. Ich versuchte, ihn durch einen einfachen Ruck in mich reingleiten zu lassen, aber zweimal glitt er an mir vorbei. Ich stöhnte frustriert auf. »Lass mal eine Hand los, Liebes, dann helfe ich dir.«
Eine Hand erschien zwischen uns, und es dauerte einen Moment, bis ich merkte, dass sie Nathaniel gehörte. Er hielt mir ein Kondom hin. »Wir wissen nicht, wo er gewesen ist.«
Ich knurrte ihn an, aber er knurrte zurück. »Das ist die einzige Art, wie du dir von uns was holen kannst. Willst du das riskieren?«
»Lass meine Hände los, Liebchen, dann ziehe ich mir drüber, was du willst.«
Ich tat es, und er riss die Verpackung auf und stülpte das Kondom über. Dann schob er sich wieder unter mich, fasste mich an den Oberschenkeln und hob mich an, während er das Becken bewegte. Er glitt so geschmeidig in mich hinein, dass ich den Kopf in den Nacken warf und er selbst erregt aufstöhnte.
Als ich ihn ansah, war sein Blick verschwommen, sein Mund leicht geöffnet. Ich wollte ihn küssen, wollte den süßen Geschmack seiner Seele kosten und begriff, dass es nicht die Ardeur war, gegen die wir ankämpften, jedenfalls nicht nur. Etwas anderes war hier am Werk, etwas Dunkleres, Böseres. Ich hatte immer gedacht, das Schlimmste sei Sex mit Fremden, aber da lag ich falsch. Byron gehörte nicht zu meinen Freunden, so leicht freundete ich mich nicht mit jemandem an, aber er war kein schlechter Kerl. Ich mochte ihn mitsamt seinem Schätzchen- und Liebchen-Getue. Es war mir sympathisch, dass er mir bei unserer ersten Begegnung gesagt hatte, nein, er sei nicht dieser Byron und dass Lord Byron keiner von uns sei; das sei nur ein Gerücht von Leuten gewesen, die einen Vorwand brauchten, ihn auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Aber wenn er gewusst hätte, dass sich der große Dichter noch vor dem dreißigsten Geburtstag ertränken würde, hätte er es ihm angeboten.
Ich mochte Byron. Er verdiente es nicht zu sterben. Darauf hallte ein zorniges Echo durch meinen Kopf. Ich tippte auf Primo, dann wusste ich, er war es nicht. Er hatte nicht die Kräfte, um sich von einem anderen Raum aus einzumischen, nicht durch Jean-Claudes und meine Abschirmung hindurch. Ich stellte mir folgende Frage: Wohin würde die Kraft fließen, wenn ich Byron das Leben aussaugte? Ich schickte sie an Jean-Claude und ließ ihn diese dunkelste der Begierden in meinem Kopf sehen.
»Das ist nicht unsere Begierde«, sagte er.
»Wessen dann?«
»Die Begierde des Drachen«, sagte er mit großer Eindringlichkeit.
»Sie hat Primo gemacht«, sagte ich und merkte, dass ich ebenfalls nur gedanklich kommunizierte.
»Sie benutzt ihn als Leitung für ihre Macht.«
»Wie können wir sie daran hindern?«
Byron zog sich ein Stück heraus und stieß in mich hinein, damit tat er etwas mit den
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