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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Mylady.« Er breitete den Umhang aus, sodass ich seine Hosen sah. Der hellgraue Stoff hatte einen Fleck, als hätte er es nicht rechtzeitig ins Bad geschafft, aber natürlich rührte der Fleck nicht daher. Es war aber nicht der Fleck, der mich sprachlos machte, sondern dass er vom Schritt bis zum Knie reichte.
    Ich sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
    Ich rechnete mit Verlegenheit, aber die blieb aus. »Eine glänzend verrichtete Aufgabe, Mylady.«
    Das brachte mich zum Erröten, was ihn wiederum zum Lachen brachte, zu diesem tiefen, grollenden Lachen, das so männlich ist. Byron fiel darin ein. Er kniete inzwischen aufrecht.
    Nathaniel lachte nicht mit. Er half mir, den Rock herunterzuziehen. Sein Gesichtsausdruck, sein stilles Verhalten fiel den Vampiren auf.
    Requiem machte eine schwungvolle, tiefe Verbeugung, bei der sich der Umhang blähte. So was machte er auch auf der Bühne. »Bitte um Vergebung, Nathaniel, da mir beim Eintreten nicht in den Sinn kam, deine Gunst zu erbitten. Jean-Claude ist unser Meister und ihrer, aber nicht der deine.« Er blickte auf und sah Nathaniel direkt in die Augen.
    »Anita braucht keine Erlaubnis von mir«, erwiderte Nathaniel, aber sein Ton sagte etwas anderes.
    Ich seufzte. Ich konnte es ihm kaum vorwerfen. In letzter Zeit hatte er häufig zusehen müssen, wie jeder andere außer ihm so viel mehr bekam als einen Schlafplatz in meinem Bett. Doch ich hätte mich vor den Vampiren nicht entschuldigen können, ohne zu viel zu verraten. Darum versuchte ich es erst gar nicht.
    »Du darfst jede Nacht mit ihr schlafen, Freund. Neide uns nicht die paar Krumen, die von deinem Tische fallen.«
    Nathaniel holte Luft, um etwas zu sagen, aber ich legte einen Finger auf seine Lippen. »Es war ein metaphysischer Notfall. Nathaniel möchte dafür eine Zeitlang nicht zur Verfügung stehen.«
    Er sah mich an und lächelte. Es war ein Lächeln nur für mich, denn außer mir konnte es keiner sehen. Er küsste mich in die Hand und schob sie dann weg. Seine Augen schauten nicht mehr ganz so unglücklich.
    »Lass uns das Handgelenk verbinden.«
    Ich schaute hin. Der Mull war mit der Wunde verklebt, die schon zuheilte. Byron hatte großen Druck darauf ausgeübt. »Und meine Unterwäsche finden«, sagte ich.
    Byron zog meinen zerrissenen Slip unter einem Schminktisch hervor. »Ich glaube, der hat’s hinter sich, Schätzchen.«
    Ich seufzte. Bert hatte recht gehabt: der Rock war zu kurz. Auf jeden Fall war er zu kurz, um ihn ohne Slip zu tragen.
    »Ich habe etwas, das dir passen könnte«, sagte Byron.
    »Was?«
    »Einen Stringtanga. Der bedeckt wenigstens die Vorderseite«, meinte er lächelnd.
    Ich schüttelte den Kopf, nahm das Angebot aber an. Ein String ist besser als nichts.

38
    I m Club war es dunkel. Nur auf die Bühne war ein einzelner weicher Lichtkegel gerichtet, genauer gesagt auf Jean-Claude, und er beschien nur seine Schultern und das Gesicht, der Rest lag im Dunkeln. Das erzeugte die Illusion, sein Körper bildete sich aus der Dunkelheit und er bestünde lediglich aus diesem leuchtend weißen Gesicht und dem Halstuch mit dem Saphir, der bei jeder Bewegung funkelte. Seine Haare sahen aus, als wäre die Dunkelheit zu Fäden gesponnen und in Locken gelegt worden. Die einzigen Farbtupfer in seinem Gesicht bildeten seine tiefblauen Augen und der rote Fleck aus Lippenstift. Es war nicht mein Lippenstift oder zumindest nicht nur.
    Seine Stimme schwebte durch den dunklen Saal. »Wer will meinen Kuss kosten?« Das Wort kosten brachte Süße auf meine Zunge, als hätte ich an einem Bonbon geleckt. Bei Kuss streifte ein Geist meine Lippen. »Wer will mich umarmen?« Bei umarmen wurde mir warm, als drückte mich jemand an sich, den ich liebte.
    Jean-Claudes Stimme war immer gut gewesen, aber nicht so gut. Nicht so gut. Da ich teilweise immun war, bekam ich wahrscheinlich nicht die volle Wirkung ab. Ich hatte keine Ahnung, wie stark das Publikum sie empfand. Es war eine Willensanstrengung, von diesem Lichtkegel wegzublicken. Ich zwang mich, in die Zuschauermenge zu sehen. Einen Moment lang stellten sich meine Augen auf die Dunkelheit um, dann sah ich, dass fast jedes Gesicht ihm zugewandt war. Sie schauten, als ging die Sonne auf und sie sähen es zum ersten Mal. Nur eine Hand voll Leute schauten nicht zur Bühne, sie schüttelten den Kopf und wirkten verwirrt. Ein wenig mediale Begabung der richtigen Art oder ein bisschen Schulung halfen hier. Marianne hatte mir gezeigt, dass man kein Nekromant sein

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