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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sah ein bisschen exotisch aus. Wegen der glatten schwarzen Haare und der leicht schräg gestellten Augen tippte ich auf Vorfahren aus dem fernen Osten.
    Ich hatte mich gegen Leibwächter gewehrt, aber wie ich einfach die Entscheidung wegen Primo und Lisandro getroffen hatte, so hatte Jean-Claude seine Anweisung gegeben, bevor er auf die Bühne gegangen war. Ohne Begleitschutz ging ich nirgendwohin. Er wusste nicht, ob der Drache für heute Abend mit uns fertig war, und es wäre es eine Schande, wenn aus Unvorsichtigkeit etwas Schreckliches passierte. Allerdings hatte er meinen Leibwächtern verschwiegen, was sich am Nachmittag in meinem Büro abgespielt hatte. Das hatte nichts mit dem Drachen, dafür umso mehr mit einem eigenen metaphysischen Mist zu tun. Na ja, mit meinem und Jean-Claudes.
    Jean-Claude hatte eine Liste von Leuten festgelegt, die er für die Aufgabe als geeignet ansah. Byron stand nicht auf der Liste und Clay auch nicht. Sie war verdammt kurz und beschränkte sich im Grunde auf Requiem und Graham. Dabei war ich nicht im Geringsten scharf darauf, mit Requiem im selben Wagen zu sitzen, doch es blieb keine Zeit für eine Auseinandersetzung. Wenn ich vorhin noch massenhaft Zeit bis zum nächsten Termin gehabt hatte, so musste ich jetzt meine Klienten anrufen und ihnen versichern, dass ich unterwegs sei und sie bitte auf dem Friedhof auf mich warten möchten.
    Ich trug Byrons Lederjacke anstelle meiner Kostümjacke, die jetzt zu meinen blutigsten zählte. Seine war die einzig verfügbare gewesen, die mir einigermaßen passte, ohne dass ich aussah, als hätte ich mir die obere Hälfte eines Gorillas übergestülpt. Sie roch leicht nach seinem Rasierwasser.
    Buzz wandte sich ab und ging ins Publikum. Der Mann, der mit seiner Begleiterin uneins war, stand noch, aber sie inzwischen auch, und sie fing gerade an, ihm eine Szene zu machen. »Entschuldige, muss da mal eingreifen.«
    »Nur zu«, sagte ich.
    Wie aus dem Nichts erschien Nathaniel neben mir und begleitete mich zum Ausgang. Er lächelte und wirkte schrecklich entspannt. So hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht noch nie. Kam mir seltsam vor nach diesem Tag. »Du hast versprochen, rechtzeitig hier zu sein, um von meinem Auftritt noch was zu sehen«, erinnerte er mich lächelnd.
    »Ich hab zwei Kliententermine auf dem Friedhof.«
    Er sah mich halb schmollend, halb siegessicher von der Seite an. »Du hast es versprochen.«
    »Können wir nicht einfach später zu Hause vögeln?«
    Er zog die Brauen zusammen. »Dann trage ich Fell, und das lehnst du ja ab.«
    »Ich habe versprochen, dich heute Abend am Hals zu beißen.« Mit kam ein Verdacht. Ein ganz übler Verdacht. »Oh nein, du hast doch nicht geplant, mich das auf der Bühne tun zu lassen, oder?«
    Da war etwas in seinem Lächeln, das ich bis dahin noch nicht gesehen hatte. Er hatte zugesehen, wie ich mit zwei Männern, die ich nur vom Sehen kannte, Sex hatte, und plötzlich trat er selbstsicherer auf. Sieh mal an.
    »Du kleiner Exhibitionist, du. Dir gefällt der Gedanke, dass ich dich gleich beim ersten Mal vor all diesen Leuten beiße.«
    Er reagierte mit einem desinteressierten Achselzucken, doch seine leuchtenden Augen sagten etwas anderes. »Mir gefällt vieles, Anita.«
    Ich wollte böse sein, konnte es aber nicht lange durchhalten. »Du hast mich zu dem Versprechen gedrängt, und jetzt nutzt du die Situation aus.«
    »Du kommst zu spät«, sagte er. »Die Klienten warten schon auf dem Friedhof.« Ein machte ein ernstes Gesicht dabei, doch das Funkeln in den Augen versaute die Wirkung.
    Ich schüttelte den Kopf, aber lächelnd. »Ich muss los.«
    »Ich weiß.«
    »Zerstört es die Illusion der Damen, wenn ich dir einen Abschiedskuss gebe?«
    »Ich nehme das Risiko auf mich.«
    Ich gab ihm einen Kuss. Es wurde ein keuscher, sanfter ohne jede Körpersprache. Daraufhin guckte ich ihn misstrauisch an. Er lachte nur und schob mich zur Tür. »Denk dran, du kommst zu spät.«
    Ich ging hinaus in den Oktoberabend und war mehr denn je überzeugt, von Männern überhaupt keine Ahnung zu haben. Na gut, ich korrigiere mich: von meinen Männern. Ich warf noch einen Blick über die Schulter und sah Jean-Claude mit einer anderen Frau auf der Bühne, die er küsste, als wäre er an ihren Mandeln interessiert. Die meisten Leute sehen bei solchen Küssen blöd oder ungeschickt aus, er nicht. Bei ihm wirkte es erotisch. Da fiel mir ein, dass ich Nathaniel zum Abschied geküsst hatte,

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