Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die grosse Verschleierung
Vom Netzwerk:
Gewaltmonopol des Staates - infrage stellen. Verschärfend ist, dass
die islamische Lehre meist apodiktisch vermittelt wird, in einer Weise, die
keinen Raum lässt für das tolerante Zusammenleben mit Andersgläubigen und
Andersdenkenden.
    Wie soll ein Mensch eine unverschleierte Frau achten und
wertschätzen, wenn der Schleier als unverzichtbares Zeichen weiblicher Würde
und einziger Schutz vor moralischer Entgleisung vermittelt wird? Wie soll ein
Muslim vorurteilslos mit Deutschen umgehen, wenn ihm nicht nur der persönliche
Verzicht auf Alkohol nahegelegt wird, sondern auch die Meidung jeder Geselligkeit,
bei der Alkohol getrunken wird, dieser Inbegriff westlicher Dekadenz? Nicht
Toleranz, sondern Verachtung der anderen ist die Folge.
    Auch wenn es wehtut: Hier zeigt sich, dass es mit der üblichen
Unterscheidung zwischen Islam als Religion und Islamismus als politischer,
extremistischer Ideologie nicht so einfach ist. Islam versus Islamismus - diese
Unterscheidung ist ebenso notwendig wie schwierig und treibt manchmal geradezu
absurde Blüten. Notwendig ist sie, weil natürlich nicht alle Muslime über
einen Kamm zu scheren oder gar extremistisch sind. Doch unseren kritischen
Blick verdienen nicht nur die gewaltbereiten Extremisten, sondern auch
diejenigen, die ohne Kompromissbereitschaft islamischem Recht Geltung
verschaffen wollen und damit Integration und wertschätzendes Miteinander von
Religionen und Kulturen unterbinden. De facto verfahren sie nach dem Prinzip:
»Der Islam ist zuoberst und hat nichts über sich.« Dieser Ausspruch des
Propheten Mohammed wurde in der islamischen Frühzeit als Ermutigung
verstanden, immer nach der Oberhoheit des Islam zu streben. Für die Muslime
heute, die als Minderheiten in westlichen Gesellschaften leben, drückt sich so
oftmals eine innere Haltung aus, die von der unbedingten Überlegenheit des
Islam gegenüber allen anderen Religionen ausgeht und sich befugt, ja
verpflichtet sieht, diesem möglichst weitreichende Geltung zu verschaffen.
    Vor diesem Hintergrund ist die zusehends emotional
geführte innerdeutsche Debatte um Islam und Integration zu verstehen. Sie
findet keinesfalls simpel zwischen Musliminnen auf der einen und
islamkritischen Nichtmuslimlnnen auf der anderen Seite statt. Vielmehr geht es
hier um die Frage, ob das verfassungsmäßig garantierte Grundrecht auf
Religionsfreiheit in einer Weise interpretiert und missbraucht werden darf,
dass dadurch andere Grundwerte unserer Gesellschaft relativiert werden. Immer
mehr liberal eingestellte Muslime fordern uns auf, die Scheuklappen abzulegen
und dafür einzutreten, dass auch sie - wenigstens hier - in den ungeteilten
Genuss von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten kommen.
    Doch gerade vorgeblich Linksliberale und Intellektuelle
brechen nun eine Lanze für das Kopftuch im öffentlichen Dienst und bezichtigen
Kritikerinnen der Islamphobie. Inzwischen gibt es zahlreiche Beispiele für den
Einzug islamischen Rechtsdenkens in die deutsche Praxis. Dabei ist der jüngste
skandalöse Fall in Frankfurt, wo eine Amtsrichterin die Gewalt eines
Marokkaners gegen seine in Deutschland geborene Frau als zumutbar bezeichnete,
weil dies so im Koran stehe, nur die Spitze des Eisbergs.
    Notare betreuen mitten in Deutschland Testamente nach islamischem
Erbrecht mit deutlicher Benachteiligung der Mädchen, und Gerichte wenden zum
Nachteil der Frauen Elemente des islamischen Scheidungs- und Sorgerechts an.
2004 wurden die Krankenkassen vom Bundessozialministerium zur Anerkennung
polygamer Ehen angehalten, wenn diese dem Heimatrecht der betroffenen Personen
entsprechen. Und das Urteil des Verwaltungsgerichtes Leipzig zum Schächten hat
im Herbst 2006 den Tierschutz hintangestellt, für dessen verfassungsmäßigen
Rang Aktivistinnen jahrelang gekämpft haben.
    Nun weiß man inzwischen, dass Islamisten unterschiedlichster
Couleur nicht mit der Brechstange vorgehen - bis auf die wenigen bekennenden
Extremisten -, sondern ihren Einfluss systematisch und schrittweise ausdehnen,
häufig unter Zuhilfenahme demokratischer Freiheiten und Institutionen. Das ist
keinesfalls eine Verschwörungstheorie, sondern vielmehr auch die Erfahrung
zahlreicher islamischer Länder, in denen Politiker und Intellektuelle heute die
Hände über dem Kopf zusammenschlagen angesichts der Arglosigkeit, mit der sie
die Islamisten haben gewähren lassen, derer sie nun nicht mehr Herr werden.
    Wer heute für islamische Kleidung im öffentlichen Dienst
plädiert,

Weitere Kostenlose Bücher