Schwarzer Kuss Der Nacht
Zirkel, die uns helfen. Außerdem haben wir die Unsterblichen.«
Nick war tief in Gedanken versunken und nickte nur langsam.
»Oder wir gehen zu Will«, schlug Sarah vor, worauf die beiden anderen sie staunend ansahen. »Er ist derjenige, der den Dschinn überhaupt gerufen hat.«
Mai und Nick schauten sich an. Ein Besuch bei dem Hausmeister war wohl unausweichlich.
Zuerst überlegten sie, es auf den nächsten Morgen zu verschieben, doch je mehr Nick über das nachdachte, was Sarah durchgemacht hatte – was sie alle durchgemacht hatten –, umso wütender wurde er. Wie Sarah erzählte, hatte der Dschinn nur getan, was Will ihm befohlen hatte. Und Will hatte ihn angewiesen, Mai zu entführen. Nick fühlte, wie die Wut in ihm gärte. Dieser Mann bedrohte seine Geistverwandte! Nach Nicks Regeln war das unverzeihlich. Allein der Gedanke, dass jemand Mai nachstellte, machte ihn wahnsinnig.
Er wollte allein zu Will gehen, doch Mai und Sarah bestanden darauf, mitzukommen. Also standen sie nun alle drei vor Wills Tür und warteten, dass er öffnete. Nach einer Minute klopfte Nick zum zweiten Mal, lauter. Schließlich hörten sie ein Schlurfen von drinnen, gefolgt von einem Klicken, als der Sicherheitsriegel zurückgelegt wurde.
»Was ist denn los?«, fragte Will, der sich mit der Hand durch sein ungekämmtes Haar fuhr. Obgleich er Jeans und Tshirt trug, sah er aus, als käme er gerade aus dem Bett. »Habt ihr mal auf die Uhr geguckt?«
»Ja, aber es ist wichtig. Wir müssen uns unterhalten«, verkündete Nick.
»Kann das nicht bis morgen früh warten?« Will beäugte die drei argwöhnisch, doch als sein Blick auf Sarah fiel, schien er tatsächlich überrascht – und ein wenig erleichtert. »Sarah! Wie … Du bist wieder da!«
»Tja, und das ist eine interessante Geschichte!«, bemerkte Nick zynisch. »Ich bin sicher, die würdest du auch gern hören.« Ohne auf Wills Einladung zu warten, drängte er sich an dem Hausmeister vorbei in dessen Wohnung.
Die Inneneinrichtung war teuer und geschmacklos, lauter willkürlich zusammengewürfelte Teile, ohne Rücksicht auf Farbe oder Stil. An den Wänden hingen teure Reproduktionen, und ein Plasmabildschirm in der Ecke ließ das nicht besonders große Wohnzimmer noch kleiner wirken. Daneben befand sich eine hypermoderne Stereoanlage. Die Heimtrainerbank in der gegenüberliegenden Ecke sah unbenutzt aus.
Hier lautete das Einrichtungsmotto eindeutig: »Zeige deinen Reichtum«, und Nick fragte sich, wie Will sich all die Sachen von seinem Hausmeistergehalt leisten konnte. Er schwenkteseine Hand durch den Raum. »Hat dir der Dschinn das alles besorgt?«
»Was redest du da?«, fragte Will.
»Lassen wir die Spielchen!«, fuhr Nick fort. »Sarah hat gehört, wie du mit dem Dschinn gesprochen hast.«
Er wies zu dem Wandspiegel und ging darauf zu. »Kommunizierst du hierüber mit ihm?«
Will musterte die drei zornig. »Was wollt ihr? Mehr Geld? Einen neuen Wagen?« Er wandte sich zu Mai. »Hübschen neuen Schmuck vielleicht? Oder einen Abschluss, für den du keine Kurse mehr machen musst?« Die letzte Fragewar an Sarah gerichtet. »Kein Problem! Ich sorge dafür, dass ihr das kriegt.«
»Nein«, entgegnete Nick, »was wir wollen, ist, dass du das Portal versiegelst, damit der Dschinn nicht herauskann.«
Will winkte ab. »Das kann er sowieso nicht.«
»Wie meinst du das?«, wollte Mai wissen.
»Die magischen Gesetze halten ihn in der Dimension fest. Er kann nicht raus.«
»Und wie hat er es dann geschafft, Sarah zu entführen?«, erkundigte Nick sich.
»Ich habe ja nicht gesagt, dass er nicht vielleicht hier und da seine Grenzen dehnt, aber er kommt nicht raus.«
»Wie kannst du dir da sicher sein?«, bohrte Sarah nervös nach.
»Keine Bange!«, antwortete Will im Brustton der Überzeugung. »So stark ist er nicht und so schlau schon gar nicht.«
»Da irrst du dich«, erwiderte Sarah leise. »Ich glaube, er hätte jederzeit entkommen können.«
»Und wieso ist er es dann nicht?«, fragte Will.
»Weil die Wunschdimension, wenn kein Dschinn mehr dort ist, zusammenbricht, und mit ihr alle, die sie berühren.« Auf die verwunderten Blicke der anderen hin ergänzte sie: »Das hat er mir gesagt.«
»Willst du uns erzählen, dass der Dschinn absichtlich nicht aus seiner Dimension flieht, weil ihm an der Sicherheit der Welt liegt?« Nicks Frage troff geradezu vor Sarkasmus.
»Hältst du einen Dschinn für unfähig, so nobel zu denken?«, fragte Sarah.
Will stieß einen
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