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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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lagen nun -vor Schmerzen zusammengekrümmt  - auf dem Boden, schnappten keuchend nach Luft und starrten einander erschöpft an.
    Die schreckensweit aufgerissenen Augen von Pablos Mörder verrieten Ginger, dass dem Mann plötzlich seine eigene Sterblichkeit zu Bewusstsein gekommen war. Die Halswunde war nicht tödlich. Sie hatte ihm nicht die Halsschlagader durchgebissen, sondern mit ihren Zähnen nur den Schildknorpel durchbohrt und dabei einige kleinere Blutgefäße beschädigt. Aber es war durchaus verständlich, dass er glaubte sterben zu müssen, denn der Schmerz musste wirklich unerträglich sein. Er griff sich mit der unverletzten linken Hand an die Kehle und starrte sodann entsetzt auf das Blut, das von seinen Fingern tropfte. Der Killer glaubte sich zweifellos dem Tode nahe; offen blieb jedoch die Frage, ob er dadurch jetzt weniger gefährlich oder im Gegenteil noch viel gefährlicher war.
    Beide sahen zur gleichen Zeit, dass seine Pistole während ihres Kampfes ein ganzes Stück über den Teppich gerollt war und jetzt in der Nähe einer Wand der Bibliothek lag, näher bei ihm als bei ihr. Aus Kehle und Handgelenk blutend, kroch er unter eigenartig gurgelndem und pfeifendem Stöhnen auf die Waffe zu, und Ginger blieb keine andere Wahl als wegzurennen.
    Sie flüchtete humpelnd aus der Bibliothek ins Wohnzimmer; ihr Rücken schmerzte immer noch so stark, dass sie nur langsam vorwärts kam. Sie hatte ursprünglich vorgehabt, die Wohnung durch die Eingangstür zu verlassen, aber dann fiel ihr ein, dass sie auf diesem Wege wenig Chancen hatte, ihrem Angreifer zu entkommen - sie konnte es sich nicht leisten, auf den Lift zu warten, und im Treppenhaus konnte sie leicht wie in einer Falle festsitzen.
    Zusammengekrümmt hinkte sie deshalb durch das Wohnzimmer und den langen Flur in die Küche, wo die Schwingtür hinter ihr leise zufiel. Neben dem Herd hingen in einem Wandregal verschiedene Kochutensilien; ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, nahm sie das große Metzgermesser zur Hand.
    Erst jetzt kam ihr zu Bewusstsein, dass sie fortwährend schrille Jammerlaute ausstieß. Sie hielt den Atem an, und es gelang ihr, sich unter Kontrolle zu bringen.
    Der Mörder stürzte nicht sogleich in die Küche, wie Ginger eigentlich erwartet hatte. Nach einigen Sekunden begriff sie, dass das ihr Glück gewesen war, denn auf drei Meter Entfernung war ein Messer gegen eine Pistole eine völlig wirkungslose Waffe. Sie verwünschte sich insgeheim, weil sie um ein Haar einen verhängnisvollen Fehler begangen hätte, und schlich lautlos zur Tür, neben der sie Wache bezog. Der Schmerz in ihrem Rücken hatte soweit nachgelassen, dass sie aufrecht stehen und sich eng an die Wand pressen konnte. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie das Gefühl hatte, als wäre die Wand, an der sie lehnte, ein Trommelfell, das ihren Herzschlag verstärkte, bis die ganze Wohnung von seinem dumpfen Pochen widerhallte.
    Sie hielt das Messer so, dass sie sofort in einem tödlichen Bogen zustoßen konnte. Das setzte jedoch voraus, dass er in wilder Wut und Rachsucht in die Küche stürzen würde, halb von Sinnen durch die Befürchtung, aufgrund seiner Halswunde sterben zu müssen. Falls er jedoch die Schwingtür vorsichtig, zentimeterweise mit seiner Pistole öffnete, würde Gingers Lage sehr problematisch sein. Und mit jeder Sekunde, die verging, ohne dass er auftauchte, wurde es unwahrscheinlicher, dass er sich so unüberlegt verhalten würde, wie Ginger es erhoffte.
    Es sei denn, dass die Halswunde doch viel schlimmer war, als sie gedacht hatte. In diesem Fall verblutete er vielleicht auf dem chinesischen Teppich in der Bibliothek. Sie hoffte inbrünstig, dass ihm genau das widerfahren sein mochte.
    Aber sie wusste es besser. Er lebte. Und er suchte nach ihr.
    Sie könnte schreien und vielleicht einen Nachbarn aufmerksam machen, der die Polizei rufen würde, aber Pablos Mörder würde sie, bevor er das Weite suchte, unweigerlich erschießen.
    Schreien wäre demnach reine Kraftvergeudung.
    Sie presste sich noch fester an die Wand, so als wollte sie damit verschmelzen. Die Schwingtür, die nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war, beanspruchte ihre volle Aufmerksamkeit. Sie musste bei der geringsten Bewegung voll reaktionsfähig sein - aber die Tür bewegte sich nicht.
    Wo zum Teufel steckte der Kerl? Fünf Sekunden vergingen. Zehn. Zwanzig.
    Was mochte er nur treiben? Sie nahm den ekelhaften Blutgeschmack in ihrem Mund immer stärker wahr, und ihr

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