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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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waren.
    Noch später, im dunklen Schlafzimmer, als sie schon fast am Einschlafen war, erkannte sie endlich, warum sie nachmittags solche Angst gehabt hatte. Es war nicht >Die Zerreißprobe< gewesen. Obwohl sie es sich bis jetzt nicht hatte eingestehen wollen, hatte sie befürchtet, mitten in der Operation plötzlich völlig durchzudrehen, einen Anfall wie jenen am Dienstag vor zwei Wochen zu erleiden. Wenn sie nun einen solchen Anfall gehabt hätte, während sie ein Skalpell in der Hand hielt, einen komplizierten Schnitt machte oder eine Sonde einführte ...
    Bei diesem Gedanken riss sie ihre Augen weit auf. Ihre Schläfrigkeit fiel schlagartig von ihr ab. Lange Zeit lag sie steif da und starrte auf die dunklen und plötzlich geheimnisvollen Schlafzimmermöbel und auf das Fenster, dessen Vorhänge nicht ganz geschlossen waren und einen Streifen Glas enthüllten, das im Mondlicht und im Schein der Straßenlaternen silbern schimmerte.
    Konnte sie die Verantwortung übernehmen, bei einer Aortentransplantation selbständig zu operieren? Ihr Anfall war bestimmt ein einmaliges Vorkommnis gewesen, das sich niemals wiederholen würde. Ganz bestimmt nicht. Aber durfte sie es wagen, diese Theorie auf die Probe zu stellen?
    Schließlich wurde sie doch vom Schlaf übermannt, allerdings erst nach Stunden.
    Am Dienstag, nach einem erfolgreichen Spaziergang zu Bernsteins Delikatessengeschäft, einem üppigen Essen und mehreren geruhsamen Stunden im Lehnstuhl mit einem guten Buch, war ihr Selbstbewusstsein wiederhergestellt, und sie begann sich auf die bevorstehende Herausforderung zu freuen. Ihre Befürchtungen waren jetzt auf ein ganz normales, vernünftiges Maß reduziert.
    Am Mittwoch erholte sich Johnny O'Day weiter von seiner Bypass-Operation und war sehr frohgemut. Das war es, was einen für das jahrelange Studium und die harte Arbeit entschädigte: Leben zu erhalten, Leiden zu lindern, Menschen, die verzweifelt gewesen waren, Hoffnung und neues Glück zu schenken.
    Sie assistierte bei der Einsetzung eines Herzschrittmachers, die komplikationslos verlief, und sie führte eine Aortographie durch, bei der durch Einspritzen eines Kontrastmittels Durchblutungsstörungen, Missbildungen und Geschwülste in der Aorta und ihren Seitenästen festgestellt werden konnten. Außerdem war sie anwesend, während George sieben Patienten untersuchte, die von anderen Ärzten zu ihm überwiesen worden waren.
    Danach beschäftigten sich George und Ginger eine halbe Stunde lang intensiv mit der Krankengeschichte der Kandidatin für die Aortentransplantation - einer achtundfünfzigjährigen Frau namens Viola Fletcher. Ginger entschied, dass Mrs. Fletcher am Donnerstag ins >Memorial< aufgenommen werden sollte, um die erforderlichen Untersuchungen durchführen zu lassen. Falls keine Kontraindikationen auftraten, konnte die Operation dann am Montagmorgen gleich als erste durchgeführt werden. George stimmte ihr zu, und so wurden alle notwendigen Vorbereitungen getroffen.
    So ging der Mittwoch vorüber, ausgefüllt mit viel Arbeit, ohne eine langweilige Minute. Um halb sieben hatte Ginger einen Zwölfstundentag hinter sich, aber sie war nicht müde. Obwohl es für sie nichts Wichtiges mehr zu tun gab, hatte sie keine Lust, schon nach Hause zu gehen. George Hannaby hatte schon Feierabend gemacht. Aber Ginger blieb noch in der Klinik, plauderte mit Patienten, prüfte Tabellen und begab sich schließlich in Georges Büro, um sich noch einmal Viola Fletchers Krankengeschichte anzusehen.
    Die Personalbüros waren im hinteren Flügel des Gebäudes, getrennt vom eigentlichen Krankenhaus. Um diese Zeit waren die Korridore menschenleer. Gingers Gummisohlen quietschten auf dem glänzenden Kachelboden. Es roch nach einem Desinfektionsmittel mit Kiefernduft.
    George Hannabys Wartezimmer, Untersuchungsräume und Privatbüro waren dunkel und still, und Ginger machte nur das notwendigste Licht an, während sie auf dem Weg ins Allerheiligste die anderen Räume durchquerte. Auch dort schaltete sie nur die Schreibtischlampe ein und ging zur Tür des Archivs, das verschlossen war. George hatte ihr aber alle Schlüssel ausgehändigt, und gleich darauf hielt sie Viola Fletchers Akte in der Hand.
    Sie setzte sich in den großen Ledersessel am Schreibtisch, öffnete die Faltmappe im Schein der Lampe - und dann fiel ihr plötzlich ein Gegenstand ins Auge, bei dessen Anblick ihr der Atem stockte. Er lag auf der grünen Schreibtischunterlage, genau im Licht: ein Ophthalmoskop,

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