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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er war ins Schleudern gekommen, weil eine neue Erinnerung plötzlich die Gedächtnisblockade durchbrochen hatte. Er sah die anderen der Reihe nach an. »Ich ... ich war plötzlich zurückversetzt in ... in jene Julinacht ...«
    Als er sich vor zwei Tagen in der Imbissstube an die Ereignisse jenes Abends zu erinnern versucht hatte, hatte er unbewusst den Donner und das Beben des 6. Juli selbst erzeugt. Aber diesmal geschah nichts Derartiges, vielleicht weil die Erinnerung jetzt nicht mehr unterdrückt war, weil sie jetzt ohne akustische und sonstige Hilfsmittel in sein Bewusstsein kommen konnte. Er vermochte den anderen nicht zu schildern, wie intensiv diese plötzliche Erinnerung war. Er wandte sich stumm von ihnen ab und blickte in den umherwirbelnden Schnee empor und ...
    Das Dröhnen war so laut, dass ihm das Trommelfell zu platzen drohte, und die Vibrationen waren so heftig, dass er sie in seinen Knochen und Zähnen spürte, und er stolperte über das Pflaster und blickte in den Nachthimmel empor und - da! - ein Flugzeug brauste in höchstens 50 Meter Höhe über ihn hinweg, rote und weiße Positionslampen blitzten in der Dunkelheit auf, es flog so tief, dass er sogar das Licht im Cockpit sehen konnte, und die hohe Geschwindigkeit und das mächtige Dröhnen der Motoren deuteten darauf hin, dass es ein Kampfjet war, und - da! - noch einer schoss durch das Sternenzelt; aber das Dröhnen und Beben, von dem die Fenster der Imbissstube zersplittert waren, wurde noch stärker, obwohl er erwartet hatte, dass es jetzt nachlassen würde, nachdem die Jets ja vorbeigebraust waren. Er drehte sich um und schrie entsetzt auf, denn ein dritter Jet schoss in höchstens zwölf Meter Höhe über die Imbissstube hinweg, und er konnte im Schein der Parkplatzlampen sogar die amerikanische Flagge und irgendeine Seriennummer auf der Unterseite eines Flügels erkennen, und - o Gott! - das verdammte Ding flog so tief, dass er sich in panischem Schrecken flach auf den Boden warf, überzeugt davon, dass der Jet explodieren würde, dass es im nächsten Moment Metallteile regnen würde, vielleicht sogar brennenden Treibstoff ...
    »Dom!«
    Er stellte fest, dass er mit dem Gesicht nach unten im Schnee lag. Die Erinnerung an sein Entsetzen in jener Julinacht war so übermächtig gewesen, dass er das gleiche getan hatte wie damals.
    »Dom, was ist los?« fragte Sandy Sarver. Sie kniete neben ihm und hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.
    Ginger kniete an seiner anderen Seite. »Dom, ist alles in Ordnung?«
    Die beiden Frauen halfen ihm aufzustehen.
    »Die Gedächtnisblockierung bricht zusammen.« Er blickte wieder zum Himmel empor, in der Hoffnung, dass der weiße Wintertag wieder verschwinden und einer dunklen Sommernacht Platz machen würde, dass weitere Erinnerungen durchbrechen würden.
    Nichts.
    Der Wind peitschte Schnee in sein Gesicht. Die anderen beobachteten ihn gespannt. Er sagte schließlich: »Ich erinnerte mich plötzlich an Jets, militärische Kampfjets ... die beiden ersten brausten in etwa 50 Meter Höhe über mich hinweg ... und dann kam ein dritter, der so tief flog, dass er fast das Dach der Imbissstube streifte.«
    »Jets!« rief Marcie.
    Alle starrten sie überrascht an, sogar Dom, denn es war seit dem gestrigen Abendessen das erste Wort außer >Mond<, das sie gesprochen hatte. Sie wandte ihr Gesichtchen zum Himmel empor und schien -als Reaktion auf Doms Schilderung - im Wintersturm nach jenen Jets zu suchen, die in einer längst vergangenen Sommernacht über sie hinweggebraust waren.
    »Jets«, murmelte Ernie und blickte ebenfalls zum Himmel empor. »Ich kann ... kann mich nicht erinnern.«
    »Jets! Jets!« Marcie streckte ihren Arm in die Höhe.
    Dom registrierte, dass er das gleiche tat, dass er sogar beide Arme emporstreckte, so als könnte er durch den blendenden Schnee der Gegenwart in die klare, heiße Nacht der Vergangenheit hineingreifen, um die Erinnerung zu sich herabzuziehen.
    Aber sie entzog sich ihm, so sehr er sich auch bemühte, sie zu fassen.
    Die anderen konnten sich nicht an das erinnern, was er geschildert hatte, und die allgemeine Erwartung machte Frustration Platz.
    Marcie senkte den Kopf. Sie schob einen Daumen in den Mund und begann daran zu lutschen. Ihr Blick hatte sich wieder nach innen gewandt.
    »Kommt!« sagte Jack. »Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden!«
    Sie eilten auf das Motel zu, um sich für die bevorstehenden Reisen umzukleiden und zu bewaffnen. Dom

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