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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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werde ich den Präsidenten unverzüglich um eine dringende Konsultation bitten«, sagte Riddenhour. »In 24 Stunden, spätestens aber in 48, müssten wir einen Plan vorlegen können, der alle zufriedenstellt, angefangen vom Oberbefehlshaber bis hin zu Bennell und seinen Leuten draußen in Thunder Hill.«
    Das ist völlig unmöglich, dachte Leland.
    Nachdem die unglückselige Telefonkonferenz für ihn unerwartet mit einer demütigenden Schlappe geendet hatte, stand Leland mindestens eine Minute an seinem Schreibtisch in dem fensterlosen Büro in Shenkfield und versuchte sich zu fassen; er war vor Zorn so völlig außer sich, dass er es nicht riskieren konnte, Lieutenant Horner zu rufen. Horner sollte nicht wissen, dass die anderen Leland in den Rücken gefallen waren; Horner durfte keinen Verdacht schöpfen, dass die Operation, die Leland gleich in Aktion setzen würde, in totalem Widerspruch zu General Riddenhours Befehlen stand.
    Er wusste genau, was seine Pflicht war. Sie war düster, schrecklich - aber ihm blieb keine andere Wahl.
    Er würde - unter dem Vorwand einer Giftpanne - die Sperrung der I-80 anordnen, um das Tranquility Motel zu isolieren.
    Dann würde er die Zeugen gefangennehmen und sie sofort ins Thunder Hill Depository bringen lassen. Wenn sie alle zusammen mit Dr. Miles Bennell und den übrigen verdächtigen Individuen, die in Thunder Hill arbeiteten - hinter den massiven bombenfesten Türen tief unter der Erde in der Falle saßen, würde Leland sie - und sich selbst - mit einigen der Fünf-Megatonnen-Atombomben, die im Munitionslager von Thunder Hill deponiert waren, in die Luft sprengen. Zwei dieser Bomben würden alles und alle im Berg vernichten, würden sie alle in Asche verwandeln. Damit würde der Krankheitsherd dieser schrecklichen Seuche - das Nest des Feindes - eliminiert sein.
    Natürlich würden andere potentielle Ansteckungsquellen übrigbleiben: die Tolks, die Halbourgs, alle restlichen Zeugen, deren Gehirnwäsche erfolgreich gewesen war und die deshalb nicht nach Nevada zurückgekehrt waren ... Aber Leland vertraute felsenfest darauf, dass nach der Eliminierung des größten Infektionsherdes Riddenhour, beschämt über Lelands vorbildliches Selbstopfer, das nötige Rückgrat haben würde, um die erforderlichen Befehle zu geben und jedwede Spur der Seuche vom Angesicht der Erde zu tilgen.
    Leland Falkirk zitterte. Nicht vor Angst. Es war Stolz, der ihn zittern ließ. Er war unendlich stolz darauf, auserwählt zu sein, die größte Schlacht aller Zeiten zu schlagen und zu gewinnen und auf diese Weise nicht nur eine Nation, sondern die ganze Menschheit vor einer Bedrohung zu erretten, die in der Geschichte nicht ihresgleichen hatte. Er wusste, dass er das notwendige Opfer bringen konnte. Er hatte keine Angst. Er fragte sich, was er wohl in dem Bruchteil einer Sekunde fühlen würde, bevor die Atombombe ihn vernichtete, und der Gedanke erregte ihn, dass er den intensivsten Schmerz erleben würde, den der Mensch sich überhaupt vorstellen konnte. Es würde ein Schmerz von grausamer Intensität sein, aber zugleich von so kurzer Dauer, dass er zweifellos imstande sein würde, ihn genauso mannhaft zu ertragen wie alle anderen Schmerzen, denen er sich freiwillig ausgesetzt hatte.
    Er war jetzt ruhig. Ganz ruhig. Und heiter.
    Leland kostete die süße Erwartung des alles verzehrenden Schmerzes aus. Diese kurze atomare Agonie würde von solch köstlicher Reinheit sein, dass ihr Erdulden ihn mit dem Himmel belohnen würde, obwohl seine bigotten Eltern -die bei allem, was er tat, den Teufel am Werk gesehen hatten - doch immer behauptet hatten, dass er niemals in den Himmel kommen würde.
    Dom Corvaisis trat hinter Ginger aus dem Tranquility Grille ins wilde Schneetreiben hinaus, aber einen Moment lang sah und hörte und fühlte er etwas völlig anderes: Hinter ihm verklang das atonale Klirren zerberstenden Glases, das immer noch aus den Fenstern fiel, vor ihm erstrahlten die Parkplatzlampen in der heißen Sommernacht, von allen Seiten brach das donnerartige Getöse geheimnisvollen Ursprungs über ihn herein, und die Erde bebte unter seinen Füßen. Sein Herz raste in der Brust, er schien einen Kloß im Hals zu haben, und er rannte aus der Imbissstube hinaus, blickte sich nach allen Seiten um und schaute zum Himmel empor ...
    »Was ist los?« fragte Ginger.
    Dom kam zu Bewusstsein, dass er über das verschneite Pflaster taumelte, aber er war nicht etwa auf dieser glatten Oberfläche ausgerutscht -

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