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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Meter von der Tür entfernt, war ein Tisch in den Betonboden einzementiert. Auf dem Tisch lag ein angekettetes Buch, in das der Wächter vermutlich alle Vorkommnisse eintragen musste. Daneben lag ein Stapel Zeitschriften. Es gab auch eine Computer-Datenstation. Aber kein Wachposten war in Sicht.
    Im ganzen langen Tunnel war kein Mensch zu sehen. Es war so still wie in einem Mausoleum. Man hörte nicht einmal Wassertropfen von einem Stalaktiten fallen, auch kein Schwirren von Fledermäusen im hohen Gewölbe. Aber Ginger sagte sich, dass eine Militäranlage, die Billionen Dollar verschlungen haben musste und den Dritten Weltkrieg überdauern sollte, vermutlich so durchkonstruiert war, dass es hier weder Fledermäuse noch Kondensation gab.
    »Eigentlich müssten Wachposten hier sein«, flüsterte Jack. Seine Stimme hallte zischend von den Felswänden wider.
    »Was jetzt?« fragte Dom, der verständlicherweise noch völlig fassungslos darüber war, dass es ihm gelungen war, seine Kraft ganz gezielt einzusetzen.
    »Etwas stimmt hier nicht«, sagte Jack. »Ich weiß nicht, was. Aber dass weit und breit kein Posten zu sehen ist, ist sehr merkwürdig.«
    Er legte die Kapuze seines Skianzuges ab und öffnete ein wenig den Reißverschluss, und die anderen taten es ihm nach.
    »Hier werden zweifellos nur die LKWs entladen. Der größte Teil der Anlage muss tiefer liegen. Also ... obwohl mir diese merkwürdige Verlassenheit gar nicht gefällt ... sollten wir uns nach unten begeben.«
    »Dann nichts wie los!« sagte Ginger und machte sich auf den Weg zum anderen Ende des Tunnels.
    Sie hörte, wie Jack die innere Tür schloss.
    Sie drangen weiter ins unterirdische Thunder Hill Depository vor.

2. Angst
    Obwohl sie sich so leise bewegten wie drei Mäuse, die an einer schlafenden Katze vorbeihuschen, hallten ihre Schritte im Felsengewölbe wider, allerdings nicht laut. Sie klangen vielmehr wie wispernde Stimmen irgendwelcher in den dunklen Nischen verborgener Verschwörer.
    Doms Unbehagen wurde immer größer.
    Sie schlichen an zwei riesigen Aufzügen vorbei, von denen jeder über zwanzig Meter lang und fast genauso breit war. Diese offenen Plattformen ließen sich durch hydraulische Pumpen an den vier Ecken heben und senken und waren so groß, dass ein Kampfflugzeug darauf ohne weiteres Platz hatte.
    Kleinere Frachtaufzüge folgten, und schließlich gelangten sie zu zwei Personenfahrstühlen.
    Bevor Jack auf den Liftknopf drücken konnte, hatte Dom wieder einen Erinnerungsblitz, der wie die früheren so intensiv war, dass er die Gegenwart vorübergehend völlig auslöschte.
    Diesmal war es der entscheidende Augenblick jenes 6. Juli, den er noch einmal erlebte: der Farbwechsel des Mondes von kaltem Weiß zu Scharlachrot und die plötzliche Erkenntnis, dass es nicht der Mond war, sondern ein sich näherndes Raumschiff, ein schlichter Zylinder, der nichts Außergewöhnliches an sich hatte, der in gewisser Weise direkt alltäglich wirkte. Und doch war Dom intuitiv sofort klar, dass die nun zu Ende gehende Reise dieses Flugobjektes nicht irgendwo auf dieser Erde begonnen hatte.
    Als die Wucht der Erinnerung nachließ und Dom seine Umgebung wieder wahrnahm, stellte er fest, dass er sich mit beiden Händen auf die geschlossene Lifttür stützte und dass sein Kopf zwischen den Armen hing. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, drehte sich um und sah Ginger. Jack stand hinter ihr.
    »Was ist los?« fragte sie besorgt.
    »Ich habe mich an etwas Neues erinnert.«
    »Woran?« erkundigte sich Jack.
    Dom erzählte es ihnen.
    Er brauchte sie nicht davon zu überzeugen, dass an jenem Sommerabend ein außerirdisches Raumschiff gelandet war. Sobald er erwähnte, was sie damals gesehen hatten, brachen auch ihre eigenen Gedächtnisblockaden zusammen, und er sah in ihren Gesichtern eine unbeschreibliche Mischung von Ehrfurcht, Schrecken, Freude und Hoffnung.
    »Wir ... wir sind hineingegangen!« murmelte Ginger überwältigt.
    »Ja«, bestätigte Jack. »Du, Dom und Brendan.«
    »Aber ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte Ginger, »was dort drinnen passierte.«
    »Ich auch nicht«, meinte Dom. »Dieser Teil ist mir auch noch nicht wieder eingefallen. Ich erinnere mich an alles bis zu jener Minute, als wir durch das Portal in das goldene Licht hineingingen ... aber danach - nichts.«
    Für kurze Zeit vergaßen sie völlig, in welch einer gefährlichen Situation sie sich befanden.
    Gingers schönes zartes Gesicht war leichenblass.
    Dom verstand

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