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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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wummernder Beat zu hören.
    »Wo bist du?«
    »Im Pulsar Club.«
    »Bist du sicher, dass sie es ist?«
    »Groß, dünn, lange schwarze Haare. Riecht nach Tod«, sagte er. »Ich wüsste nicht, wer das sonst sein sollte.«
    Ich warnte ihn, ihr ja nicht in die Nähe zu kommen, und sagte, ich sei auf dem Weg. Nightingale nahm das Blaulicht und setzte es im strömenden Regen aufs Dach. Ich beschleunigte.
    Jeder Mann auf der Welt hält sich für einen hervorragenden Autofahrer. Jeder Polizist, der jemals einen Augapfel aus einer Pfütze klauben musste, weiß, dass das in den meisten Fällen pure Selbsttäuschung ist. Bei dichtem Verkehr zu fahren ist schwierig, stressig und schlicht und einfach gefährlich. Aus diesem Grund unterhält die Met inHendon eine weltberühmte Fahrschule, in der Polizisten mittels mehrstufiger Aufbau-Fahrkurse bis an den Punkt kommen, wo sie mit hundertzwanzig durch eine Innenstadtstraße jagen und dabei die Personenschäden einstellig halten können.
    Als ich vom Westway auf die stark befahrene Harrow Road abbog, wünschte ich inbrünstig, ich hätte mal so einen Kurs belegt. Eigentlich hätte Nightingale als mein Vorgesetzter mich gar nicht fahren lassen sollen. Aber vermutlich wusste er nicht einmal, dass es so was wie Aufbau-Fahrkurse gab. Oder überhaupt den Führerschein   – der wurde schließlich erst 1934 verpflichtend eingeführt.
    Ich bog in die Edgware Road ein, wo ich, obwohl jeder Verkehrsteilnehmer, der irgendwas auf dem Kerbholz hatte, beiseitewich, auf kaum dreißig Stundenkilometer kam. Ich nutzte die Zeit, um Ash noch einmal anzurufen und ihm zu sagen, dass wir in knapp zehn Minuten bei ihm wären.
    »Sie geht grade zur Tür«, sagte Ash.
    »Allein oder in Begleitung?«
    »Sie hat ’nen Kerl dabei.«
    Mist, Mist, Mist   – so viel dazu, die Sache kleinzuhalten. Nightingale war schon weiter. Er zog ein Airwave-Set aus dem Handschuhfach und tippte eine Nummer ein   – ich war beeindruckt, schließlich hatte ich ihm das erst vor einer Woche beigebracht.
    »Folg ihr«, sagte ich. »Aber bleib am Telefon und geh bloß nicht zu nahe ran.«
    Ich ging das Risiko ein, mit dem Abbiegen bis zum Marble Arch zu warten   – die Oxford Street darf nur von Bussen und Taxis befahren werden, und ich hoffte, daraufschneller voranzukommen als in dem verzwickten System von Einbahnstraßen rund um die Bond Street.
    »Stephanopoulos ist auf dem Weg«, sagte Nightingale.
    Ich fragte Ash, wo er jetzt sei.
    »Ich komm grade aus dem Club. Sie ist fünf Meter vor mir.«
    »Wohin geht sie?«
    »Richtung Piccadilly Circus.«
    Ich malte das im Kopf auf eine Landkarte. »Sherwood Street, in südliche Richtung«, informierte ich Nightingale. Er gab es an Stephanopoulos weiter.
    »Was mach ich, wenn sie dem Typ auf die Pelle rückt?«, fragte Ash.
    Ich scherte aus, um einen Bus zu umfahren, der mit Warnblinklicht an einer Haltestelle stand. Das Blaulicht zuckte über die neugierigen Gesichter der Passagiere im unteren Deck.
    »Halt dich von ihr fern«, sagte ich. »Warte auf uns.«
    »Zu spät«, sagte Ash. »Ich glaub, sie hat mich bemerkt.«
    Die Fahrlehrer der Aufbaukurse wären sicher nicht erfreut darüber gewesen, wie ich am Oxford Circus über die rote Ampel bretterte und schleudernd mit qualmenden Reifen in die Regent Street einbog.
    »Nur die Ruhe«, sagte Nightingale.
    »Die gute Nachricht ist«, sagte Ash, »sie hat den armen Kerl losgelassen.«
    »Sie sind fast in der Denman Street.« Nightingale sprach von der Einsatztruppe. »Stephanopoulos lässt das Gebiet abriegeln.«
    Ich schrie beinahe auf, als ein offenbar blinder und tauber Idiot genau vor mir einen Ford Mondeo aus einerParklücke lenkte. Was ich ihm an den Hals wünschte, wurde zum Glück vom Lärm des Martinshorns verschluckt.
    »Die schlechte Nachricht ist«, sagte Ash, »sie kommt direkt auf mich zu.«
    Ich sagte, er solle abhauen.
    »Zu spät.«
    Dann hörte man ein Zischen, einen Schrei und das Geräusch, das ein Handy macht, wenn es auf eine harte Oberfläche geschleudert wird und den Geist aufgibt.
    Ich bog mit einem Powerslide auf die Glasshouse Street ein, was mir (könnte ich schwören) den Applaus der anwesenden Fußgänger und ein empörtes Jaulen von Toby einbrachte, der gegen die Tür geschleudert wurde. Nicht ohne Grund war der Jaguar MK II einst ein beliebtes Gangster-Fluchtauto und auch der Dienstwagen der Flying Squad gewesen, und Nightingales Exemplar war definitiv für Verfolgungsjagden aufgemotzt worden.

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