Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
Vom Netzwerk:
einmal getroffene Entscheidung sicher nicht mehr ändern würde.
    »Treidler …« Petersens Stimme klang weniger distanziert, eher missbilligend. »Es geht nicht darum, was Sie denken, sondern was die Ermittlungen weiterbringt.« Er blickte ihn vorwurfsvoll an.
    »Aber …«, warf Treidler ein.
    »Und ich nehme es gleich vorneweg«, unterbrach Petersen seinen Einwand mit erhobenem Zeigefinger. »Das ist keine Bitte, sondern eine Anweisung von ganz oben. Auch wenn ich wollte, könnte ich es nicht ändern.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Treidler ärgerlich.
    Petersen wiegte seinen Kopf hin und her und erklärte dann: »Entweder Sie arbeiten mit Frau Melchior zusammen, oder –«
    »Oder was?«, unterbrach Treidler ihn.
    »Oder das RP in Freiburg sorgt dafür, dass Sie in ganz Deutschland nur noch Idioten-Posten bekommen.«
    Treidler schnaubte grimmig. Mit einer derart deutlichen Drohung hatte er nicht gerechnet. »Warum nehmen Sie mir nicht gleich Dienstausweis und Pistole ab?«
    Petersen schüttelte den Kopf. »Was ist bloß los mit Ihnen, Treidler?«
    »Ich habe manchmal ein paar schlechte Tage.«
    »Das ist mir scheißegal«, gab Petersen in einem Tonfall zurück, der seine hanseatische Kühle ganz und gar missen ließ. »Sie sind so kurz davor, diesen Job wieder zu verlieren.« Er hielt Daumen und Zeigefinger etwas auseinander, um klarzumachen, was er unter »kurz« verstand. »Glauben Sie mir, ich hätte auch gern jemanden von uns an Ihrer Seite gesehen. Aber in unserer Dienststelle gibt es schlicht niemanden, der mit Ihnen zusammenarbeiten will.«
    »Und genau das – das ist mir scheißegal«, entfuhr es Treidler. Noch im gleichen Atemzug bereute er seine Unbeherrschtheit.
    »Ihre Klage auf Wiedereinstellung hat bei uns in der Polizeidirektion so manches verändert«, erklärte Petersen in sachlichem Tonfall. »Und leider muss ich feststellen, dass es nicht besser geworden ist, seit Sie tatsächlich wieder bei uns sind. Vielleicht wäre es für alle erfreulicher, wenn Sie das bald selbst einsehen.«
    Treidler verspürte keinerlei Interesse, sich mit Petersens Vorwürfen auseinanderzusetzen. Schon der Gedanke daran machte ihm Angst – richtig Angst. In seinem Leben gab es nur noch ein Ziel: Er musste den Mörder seiner Frau finden. Und dazu brauchte er diesen Job.
    »Treidler, haben Sie mich eigentlich verstanden?«
    Wenngleich er Petersens Stimme hörte, kostete es ihn Mühe, sich darauf zu konzentrieren. Es dauerte einige Zeit, die düsteren Gedanken vollständig abzuschütteln. Er verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Ich versuche, nett zu ihr zu sein.«
    »Treidler – verflucht noch mal. Das reicht mir nicht. Sie sollen mit KHK Melchior zusammenarbeiten. Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Kann ich jetzt gehen?«, erwiderte Treidler statt einer Antwort und versuchte, möglichst lässig zu klingen.
    »Ja.« Mit verbissenem Gesichtsausdruck blickte Petersen ihm nach, wie er den Raum verließ.
    Treidler stapfte wütend den Gang entlang und schaute erst wieder auf, als er sein Büro auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes erreichte.
    »Ein Dr. Karchenberg hat angerufen«, begrüßte ihn Melchior. Sie saß mit verschränkten Beinen auf einem der Besucherstühle aus schwarzem Kunstleder und blätterte gelangweilt in den Papieren auf seinem Schreibtisch.
    »Wer hat Ihnen erlaubt, mein Telefon abzunehmen?«, entgegnete Treidler barsch und nahm ihr die Unterlagen aus der Hand. Außer Reichweite ihrer Arme legte er sie auf die Tischplatte. »Und das geht Sie auch nichts an.«
    »Ist ja schon gut«, gab sie ebenso gereizt zurück. »Ich fasse nichts mehr an. Und außerdem hab ich Ihr blödes Telefon nicht einmal berührt. Jemand vom Sekretariat war gerade eben hier und hat gesagt, ich soll Ihnen das ausrichten.«
    »Was will Karchenberg?« Seine Stimmung befand sich seit dem Gespräch mit Petersen auf dem absoluten Tiefpunkt.
    »Wissen Sie was?« Melchior strich eine Strähne hinter ihr Ohr und funkelte ihn aus ihren dunklen Augen angriffslustig an. »Fragen Sie ihn doch selbst. Ich für meinen Teil gehe jetzt einen Kaffee trinken. Sobald Sie in der Lage sind, sich ohne Gewaltausbrüche zu artikulieren, können Sie mir ja Gesellschaft leisten.« Sie stand auf und wandte sich der Tür zu.
    »Halt, ähm – warten Sie doch mal …«
    Melchior zögerte.
    »Ich habe eine ziemlich beschissene Nacht hinter mir«, sagte Treidler.
    Sie drehte sich um und musterte ihn. »Er fängt um elf mit der

Weitere Kostenlose Bücher